Jürgen Weiss

Kommentar

Jürgen Weiss

Karfreitag

VN / 17.03.2019 • 21:55 Uhr

Dass der evangelische Bischof Michael Bünker an der neuen Feiertagsregelung für den Karfreitag zunächst wenig auszusetzen fand, dürfte kirchenintern zu einer Kopfwäsche geführt haben. Jedenfalls klingt es jetzt ganz anders, sogar eine Verfassungsbeschwerde steht im Raum und der Wortbruch der Bundesregierung gegenüber den Protestanten und Altkatholiken wird heftig kritisiert. Unmut gibt es aber auch unter Katholiken, weil sie von der Bischofskonferenz erwartet hätten, die evangelischen Mitchristen beim Karfreitag als ihrem wichtigsten Feiertag nicht im Regen stehen zu lassen. Warum die katholische Kirche nicht bereit war, für den Karfreitag auf den religiös ziemlich substanzlosen Pfingstmontag zu verzichten, ist auch mir unverständlich. Bei diesem Thema wurden die Bemühungen um ein ökumenisches Miteinander der christlichen Religionsgemeinschaften stark zurückgeworfen und es wird dauern, das verlorene Vertrauen wiederherzustellen.

Weiterer Feiertagstausch?

Ob dabei auch die Folgewirkungen bedacht wurden? Nach der Logik der neuen Karfreitagsregelung (Recht auf Verwendung eines Urlaubstages), könnte man auch auf die Idee kommen, katholische Feiertage mit zusätzlichen Urlaubstagen zur beliebigen Feiertagsverwendung abzutauschen. Dann könnten auch Interessenten an der Aufwertung verschiedener Gedenktage (z.B. Internationaler Frauentag, Republikgründung usw.) frei nehmen, wenn ihnen diese oder auch der Geburtstag wichtiger als ein Gottesdienstbesuch oder die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession sind. Der Präsident der Industriellenvereinigung hat einen solchen Feiertagstausch ja bereits zur Diskussion gestellt, wenngleich als Privatperson und mit der nachfolgenden Abschwächung seiner Vereinigung, dass ein „generelles“ Feiertags-Aus nicht zur Diskussion stehe. Das heißt aber im Umkehrschluss: Da und dort durchaus.

“Das heißt im Umkehrschluss: Da und dort durchaus”.

Im Blickfeld sind dabei seit langem die Donnerstag-Feiertage Christi Himmelfahrt und Fronleichnam, die – nebenbei bemerkt – im katholischen Italien schon lange abgeschafft sind. Sie sind als Unterbrechung einer Woche für die Wirtschaft naturgemäß lästig, zumal sie nur drei Wochen auseinander liegen. Geschützt sind diese Feiertage durch das Konkordat und das Interesse vieler Arbeitnehmer, mit jeweils einem Urlaubstag ein 4 Tage-Wochenende gewinnen zu können. Die katholische Kirche selbst wird aber nach dem Sündenfall beim Karfreitag bei einer solchen Diskussion in Argumentationsnot geraten.

Die Probleme mit Ostern

Die Forderung nach Wirtschaftstauglichkeit ursprünglich religiöser Feiertage wird wohl auch noch weitere Folgewirkungen haben. Heuer ist das tourismusträchtige Osterfest ziemlich spät im Frühjahr. Das ist für viele Wintersportgebiete eine Herausforderung, weil sich die Überbrückung der Zwischenzeit nicht überall rentiert und die Schisaison vor Ostern beendet wird. Würde Ostern wie Weihnachten jedes Jahr zu einem bestimmten, gleichen Termin gefeiert, wäre man dieses Problem los. Dass ein Ruhetag für den Menschen da sei soll und nicht umgekehrt, tritt bei allen diesen Feiertagsüberlegungen leider immer mehr in den Hintergrund.

Jürgen Weiss vertrat das Land als Mitglied des Bundesrates zwanzig Jahre lang in Wien und gehörte von 1991 bis 1994 der Bundesregierung an.