Gerold Wehinger züchtet leidenschaftlich gerne Schmetterlinge

Damit will er Kindern den respektvollen Umgang mit der Natur vermitteln.
Rankweil Schmetterlinge begeistern ihn. Schon mit sechs Jahren hat Gerold Wehinger (50) begonnen, Falter zu züchten, hielt als Knirps sogar Referate dazu in der Schule. „Ehemalige Mitschüler sprechen mich heute noch darauf an“, erzählt er. Doch aufgespießt in Schaukästen wollte er diese schönen Tierchen nie sehen. Geschlüpfte Schmetterlingskinder dienen dem Berufsfotografen häufig noch als Fotomodels, dann entlässt er sie in die Natur. Mit seinem besonderen Hobby verfolgt der Rankweiler auch ein besonderes Anliegen. Er möchte Kindern den respektvollen Umgang mit der Natur und die technische Perfektion, die selbst Kleinlebewesen innewohnt, vermitteln. Gemeinsam mit dem Obst- und Gartenbauverein Rankweil konnte Gerold Wehinger in Volksschulen bereits Raupenzuchtprojekte umsetzen.
Gehegt und gepflegt
Rund 160.000 bekannte Schmetterlingsarten beherbergt dieser Planet. Jährlich werden etwa 700 neue Sorten entdeckt. Schmetterlinge sind auf fast allen Kontinenten vertreten, die Antarktis ausgenommen. In Vorarlberg soll es über 2400 Arten geben. Der Großteil von ihnen ist nachtaktiv, bei den meisten handelt es sich um Kleinstfalter und Motten. Gerold Wehinger züchtet verschiedenste Arten. Sein persönlicher Lieblingsfalter ist der Schwalbenschwanz, aber auch Admiral, Tag- und Nachtpfauenauge oder der Kleine Fuchs werden in Raupenkästen, sogenannten Aerarien, gehegt und gepflegt. „Richtig gezüchtet überlebt ein Großteil der Raupen und entwickelt sich zum Schmetterling. In der freien Natur hingegen erreicht nur ein minimaler Prozentsatz das Schmetterlingsstadium“, erklärt Wehinger.
Neun Monate als Puppe
Eine robuste und deshalb zur Zucht gut geeignete Art ist das Kleine Nachtpfauenauge. Obwohl er sehr häufig ist, verschließt sich der Nachtfalter meist dem menschlichen Auge. „Nur wenige Leute bekommen ihn zu Gesicht“, weiß der Experte. Auch die Aufzucht selbst erfordert Geduld. Allein das Puppenstadium dauert neun Monate. Bis zur gänzlichen Verwandlung vergeht mindestens ein Jahr. Um den Arterhalt sicherzustellen, schlüpft ein Teil der Puppen sogar erst nach der zweiten oder dritten Überwinterung. Doch das Warten lohnt sich. Bald hat Gerold Wehinger mehr als 1000 Raupen zur Verfügung, die er kostenlos abgibt. „Schulen oder Kindergärten, die Interesse an der Aufzucht haben, können sich gerne bei mir melden“, bietet er an. Außerdem soll demnächst die Webseite www.schmetterlingszucht.eu mit genauer Zuchtanleitung für das Kleine Nachtpfauenauge online gehen.
Kokon mit Schutzreuse
Die Verwandlung vom Ei zum Schmetterling folgt einem genauen Ablauf. Über eine Drüse wird das Männchen, das über Antennenfühler den Geruch wahrnimmt, vom Weibchen angelockt. Nach der Befruchtung legt es die etwa einen Millimeter großen Eier aufgereiht wie Perlen an den Stängeln von Futterpflanzen ab. Nach zwei bis drei Wochen schlüpfen die Raupen, die sich als äußert gefräßig zeigen. Ihre Leibspeise sind Rosengewächse wie Himbeere, Brombeere, Schlehe und Salweide. Davon brauchen sie reichlich. „Und die Futterpflanzen müssen frisch sein“, bemerkt Wehinger. Während zehn bis zwölf Wochen häuten sich die Raupen mehrfach, ehe sie sich verpuppen. Im Kokon mit Schutzreuse dämmern sie dann acht bis neun Monate dem Erwachen entgegen. Selbiges ist für die Spezies jedoch ein bitteres, denn Schmetterlinge leben maximal drei bis sechs Tage. Der Grund: Da sie nur über verkümmerte Mundwerkzeuge verfügen, nehmen sie keine Nahrung zu sich. Für Gerold Wehinger sind es trotz oder gerade wegen ihrer Kurzlebigkeit extrem schöne Tiere. „Die Metamorphose zu beobachten ist besonders faszinierend“, sagt er und bedauert, dass Schmetterlinge, aber auch viele Insektenarten im Bestand stark bedroht sind. Umso wichtiger ist ihm sein Projekt. Gerold Wehinger legt zudem Wert auf die Zucht heimischer Art. Er will nicht, dass es zu einer Verfälschung der Fauna kommt.