Bleibeberechtigte an den Arbeitsmarkt heranführen

VN / 24.05.2019 • 19:05 Uhr
Bleibeberechtigte an den Arbeitsmarkt heranführen
Der Dorfelektriker in Götzis beschäftigt schon seit Jahren bleibeberechtigte Flüchtlinge. Start2Work bereitet sie auf den Arbeitsalltag vor. CARITAS

Das Projekt Start2Work der Caritas macht bleibeberechtigte Asylwerber fit für den Vorarlberger Arbeitsmarkt. Davon profitieren die Flüchtlinge, die Unternehmen und letztlich auch die Allgemeinheit. 50 Prozent der Projektkosten kommen aus dem Europäischen Sozialfonds.

Dornbirn Seit 2016 läuft das Arbeitsprojekt Start2Work der Caritas Vorarlberg. Das Projekt kostet jährlich rund 800.000 Euro, 50 Prozent davon stammen aus dem Europäischen Sozialfonds, zudem gibt es eine Kofinanzierung des Landes und des Arbeitsmarktservice.

Die Kernaufgabe von Start2Work ist die Betreuung und Begleitung von bleibeberechtigten Flüchtlingen, um diese an den Vorarlberger Arbeitsmarkt heranzuführen. Sie erhalten Jobcoaches, die sie bei der Arbeitssuche unterstützen, bei Praktika begleiten und auch für die Bewerbung fit machen (Hilfe beim Erstellen des Lebenslaufs, Bewerbungstraining). Die Bleibeberechtigten erfahren so auch über den Kollektivvertrag oder die Unterschiede zwischen Brutto und Netto beim Gehalt. Start2Work unterstützt bleibeberechtigte Flüchtlinge nicht nur bei der Arbeitssuche und Berufsorientierung, sondern auch auf dem Weg zu einer Ausbildung oder Qualifizierung. So sei etwa die Lehre gerade für jene jungen Teilnehmenden sehr interessant, die bereits einen Pflichtschulabschluss in Vorarlberg gemacht haben.

“In den Jahren von 2016 bis 2018 wurden von 666 Teilnehmenden 424 in Arbeit oder eine weiterführende Qualifizierung vermittelt.”

Hans Eder, Projektleiter Start2Work

“Selbsterhaltungsfähigkeit, berufliche und soziale Integration sowie die Fähigkeit, sich auch selbst für eine neue Arbeit zu bewerben, sind langfristige Ziele”, erklärt Hans Eder, Projektleiter von Start2Work, und sieht das Projekt auf einem guten Kurs: “In den Jahren von 2016 bis 2018 wurden von 666 Teilnehmenden 424 in Arbeit oder eine weiterführende Qualifizierung vermittelt.” Die gemachten Erfahrungen seien durchwegs positiv. Die Flüchtlinge seien “überwiegend motiviert” einen Job zu finden und würden dafür auch lange Anfahrtswege in Kauf nehmen. Zudem sind sie bereit, so die Erfahrung, auch Aufgaben anzunehmen, die nicht zum ursprünglich erlernten Beruf passen. Als Herausforderung sieht Eder die deutsche Sprache. “In den Kursen wird Hochdeutsch gelernt, in der Arbeit jedoch meist Dialekt gesprochen.” Die Flüchtlinge müssten also zwei Sprachen lernen.

Auch Unternehmen profitieren

Es gibt bei dem Projekt aber auch eine zweite wichtige Seite: die der Vorarlberger Unternehmen. Sie stellen zum einen die Arbeitsplätze zur Verfügung und bei ihnen erfolgt die berufliche Integration. Sie werden aber auch unterstützt. So beraten sie die Jobcoaches von Start2Work bei Praktika und Anstellungen und auch nach Beginn der Arbeit stehen diese Coaches zur Nachbetreuung zur Verfügung. Die Caritas streut den Vorarlberger Betrieben Rosen: “In keinem anderen Bundesland gibt es eine solch hohe Bereitschaft, Personen mit Fluchthintergrund einzustellen”, das habe eine Studie gezeigt.

“Anfangsschwierigkeiten werden überwunden, übrig bleiben Motivation, Lernwilligkeit und Lernfähigkeit.”

Tim Mittelberger, Dorfelektriker Götzis

Von Unternehmensseite wird das Projekt gelobt, so erklärt etwa Tim Mittelberger vom Dorfelektriker Götzis: “Ohne Start2Work würden wir auf einige sehr interessante potenzielle Mitarbeiter gar nicht erst aufmerksam werden. Die Arbeit ist nicht nur für den Einstieg, sondern auch in der darauffolgenden Zeit von besonderem Wert. Anfangshindernisse werden überwunden, übrig bleiben Motivation, Lernwilligkeit und Lernfähigkeit.” Und auch Franz Lindner von i+R Schertler lobt: “Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht. Insgesamt sind vier ehemalige Teilnehmer zwischenzeitlich in unserer technischen Abteilung beschäftigt.”

Start2Work

Projekt der Caritas Vorarlberg mit Sitz in Dornbirn

Projektziel: Jährlich werden bis zu 300 bleibeberechtigte Flüchtlinge beim Einstieg in eine Arbeit bzw. eine weiterführende berufliche Qualifizierung unterstützt.

Finanzierung: Europäischer Sozialfonds übernimmt 50 Prozent der rund 800.000 Euro an jährlichen Kosten. Kofinanzierung durch Land Vorarlberg und den Arbeitsmarktservice