Wetter und Corona belasten Hüttenbetrieb

Rainer Schlattinger, Geschäftsführer des Alpenvereins Vorarlberg, steht vor vielen Herausforderungen.
Bludenz Die Maßnahmen im Zuge der Covid-19-Pandemie zeigten nicht nur negative Auswirkungen, denn durch die bislang geltenden Reisebeschränkungen erlebten Sportarten wie Wandern, Klettern, Mountainbiken, Tourengehen und der Laufsport einen Aufschwung. Viele Vorarlberger entdeckten erst durch die Einschränkung die Schönheit ihrer Heimat direkt vor ihrer eigenen Haustür. „Ich betrachte diese Entwicklung als einen sehr positiven Trend, insbesondere für die Gesundheit der Menschen – aber auch für die Natur, da keine langen Anreisen nötig sind. Nicht nur die alpinen Vereine, sondern auch der Sporthandel erlebten teilweise einen Aufwärtstrend“, erklärt Rainer Schlattinger, Geschäftsführer des Alpenvereins Vorarlberg. Die Steigerung der Mitgliederzahlen auf rund 30.000 bilden einen sichtbaren Seismographen im Hinblick auf die Beliebtheit des Vereinsangebots.
Hüttenerhaltung aufwendig
„Das Vereinsleben war seit dem 2. November 2020 praktisch nicht mehr vorhanden, wir konnten auch keine Kurse anbieten, dennoch hat sich hinter den Kulissen einiges abgespielt“, so Schlattinger. So wurde die Zeit für intensive Vorbereitungsarbeiten genützt. „Wir sind froh, unsere Infrastruktur in Form unserer Hütten, aber auch die alpinen Wege in sehr gutem Zustand wieder anbieten zu können.“ Für die beliebte Frassenhütte oberhalb von Bludenz konnten mit Gudrun Schimpfössl und Tenjing Sherpa engagierte Nachfolger für die Vorgänger Dagmar und Stefan Probst, die jahrzehntelang die Frassenhütte bewirtet hatten, gefunden werden.
Die Hüttenerhaltungen sind allerdings sehr aufwendig. „Es gibt immer Widrigkeiten im hochalpinen Gelände, der Zahn der Zeit nagt an unseren Hütten. Wir sind gezwungen, immer wieder zu investieren und dabei auch die Ansprüche der Wanderer in Form einer erweiterten Technisierung zu befriedigen.“ Einen Tiefschlag bedeutete vor allem auch die Zerstörung der Totalphütte, die einen völligen Wiederaufbau erforderte. Aber auch heuer zögerte sich die Öffnung der Totalphütte hinaus, da durch einen Felssturz beim Lünersee die Stromversorgung nicht mehr gewährleistet war und auch der Weg dorthin, der „Böse Tritt“, verlegt werden musste.
Durchwachsener Sommer
Im vergangenen Jahr war wegen der Coronapandemie eine Buchung in den Alpenvereinshütten nur zu 60 Prozent möglich, was zu Einkommenseinbußen führte. Heuer bildete das schlechte Wetter eine weitere Erschwernis: „Der Monat Mai war verregnet, der Juni durchwachsen und jetzt im Juli war es wiederum kalt und verregnet. Durch diese Wetterbedingungen kamen weniger Gäste nach Vorarlberg. Dies war für die Gastronomie und Hotellerie im Tal schon nicht einfach, noch schwieriger gestaltete sich die Situation auf unseren Hütten. Die Hüttenwirte mussten ja dennoch ihr Personal für einige, wenige Schönwettertage einstellen.“
Auch die unterschiedlichen 3G-Regeln in verschiedenen Ländern führen zu Missverständnissen: „In der Schweiz gelten beispielsweise andere Regeln. Die Wanderer akzeptieren teilweise nicht, dass bei uns eben andere Maßnahmen gelten, was zu Erklärungsbedarf vonseiten des Hüttenpersonals führt“, berichtet Schlattinger. Eine weitere Schwierigkeit bestehe darin, geeignetes Personal für die Hütten zu finden: „Wir hatten viele Mitarbeiter aus Nepal, die momentan allerdings nicht einreisen dürfen.“
Wegewarte, die ihr Amt ehrenamtlich ausführen, werden ebenfalls dringend gesucht: „Es ist uns ein Anliegen, in Form von Projekten auch junge Menschen in unterschiedlichsten Bereichen des Alpenvereins mit ins Boot zu holen.“ Generell hofft der Alpenvereins-Geschäftsführer, dass das neu entstandene Bewusstsein für den Aufenthalt in der Natur und die Bewegung im Freien erhalten bleibt: „Die Natur ist das beste Therapeutikum überhaupt!“ BI