Vergeblich auf Qamar Abbas gewartet

Buchpräsentation von Norbert Loacker geriet auch zu einer Abrechnung mit der aktuellen Flüchtlingspolitik.
Dornbirn Ein Platz am großen Tisch, um den Ex-ÖGB-Vorsitzender Norbert Loacker zur Präsentation seines Buches „klartext(e)” einige Gastautoren versammelt hatte, blieb leer. Er hätte Qamar Abbas, dem zu Unrecht nach Pakistan abgeschobenen Lehrling gehört. Seit einem Monat schon dürfte Qamar wieder in Vorarlberg sein. „Es ist alles für ihn vorbereitet“, berichtete Loacker. Auch die Reisekosten sind gedeckt, allein vom Innenministerium fehlt noch grünes Licht. Drei Anläufe habe sein Anwalt, Stefan Harg, bereits genommen, aber: „Auf keinen Antrag eine Antwort erhalten“, ärgerte sich der ehemalige Gewerkschaftschef. Er kritisierte das Verhalten als Beamten-Ignoranz und merkte sarkastisch an, dass die neue Führung auf Bundesebene genau dazu passe.
Klartext zu Außenminister
Darauf angesprochen, wie sie die restriktive Haltung des Vorarlberger Außenministers in der Flüchtlingsfrage insgesamt bewerten, sprachen auch die Mitstreiter von Norbert Loacker Klartext. Christoph Hinteregger, langjähriger Doppelmayr-Geschäftsführer, redete einer gezielten Aufnahme von Migranten das Wort. „Das hilft dem Arbeitsmarkt“, sagte er und: „Integriert sind sie keine Flüchtlinge mehr, sondern wertvolle Mitglieder der Gesellschaft, die helfen, das luxuriöse Pensionssystem zu halten“, bemerkte Hinteregger mit Hinweis auf die hohen Ausgaben speziell für Beamtenpensionen. Er hoffe, dass es besonnene Leute in der Regierung gebe, die in der Flüchtlingsfrage steuernd eingreifen. Der ehemalige Grünen-Nationalrat Harald Walser äußerte sich weniger versöhnlich: „Ich bin extrem enttäuscht, dass ein aus Vorarlberg stammender Minister sich als ein solcher Parteisoldat erweist.“ Nachsatz: „Das hätte ich von ihm in dieser Form nicht erwartet.“
Verschiedenste Blickwinkel
Eingeladen hatte Norbert Loacker aber eigentlich, um sein Buch vorzustellen, in das er ein Jahr Arbeit investiert und dabei auch mit einigen Leuten, die seinen Weg kreuzten, abgerechnet habe, wie er offen bekannte. Zusätzlich bat Loacker einige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens um Gastbeiträge. Nur wenige hätten ihm abgesagt, bekundete er erfreut. Geworden sind es 80 Geschichten, die das Wirken von Norbert Loacker als Betriebsratsobmann und ÖGB-Chef aus verschiedensten Blickwinkeln nachzeichnen. Samya Lind, Kulturwissenschaftlerin und Regisseurin, machte mit, weil „solche Bücher unter die Leute gehören, da sie zum Nachdenken anregen“. Neos-Nationalrat Gerald Loacker, übrigens der einzige aktive Politiker, der im Buch vorkommt, verwies auf die Gesprächsbasis, die Norbert Loacker immer über Parteigrenzen hinaus aufrechterhalten habe. Christoph Hinteregger betonte Menschlichkeit und Hausverstand des Herausgebers. Loacker habe stets den Mit-Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Das sei seine Motivation gewesen, einen Beitrag zum Buch zu schreiben.
Infozeile: Offizielle Präsentation von „klartext(e)” am Dienstag, 26. Oktober 2021, um 10 Uhr im Kolpinghaus in Dornbirn