Warum Schwangere in den Kuhstall sollten

Projekt „Bauernhof-Effekt“ in Vorarlberg gestartet.
doren Bei Laura Spieß ist es in sieben Wochen soweit, Corinna Flatz sieht Anfang Jänner Mutterfreuden entgegen. Wie wohl allen werdenden Mamas ist auch ihnen die Gesundheit ihrer Babys wichtig. Deshalb inhalierten die jungen Frauen auf dem Biohof von Agathe und Karl Lingenhel in Doren eine gehörige Prise Stallluft. Der Kontakt der Mütter mit gesunden Viren und Bakterien soll, so belegen zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse, die Gefahr von Allergien bei Kindern minimieren. Laura und Carina sind jedenfalls von der Wirkung der Gesundheit ab Hof überzeugt. „Wir leben ohnehin viel zu steril“, meint Laura Spieß.
Studien beflügelten
Die Initiative zum Projekt „Der Bauernhof-Effekt“ kam vom Gynäkologen und ehemaligen Leiter der Gynäkologie und Geburtshilfe am Landeskrankenhaus Bregenz, Hans Concin. Mehrere Jahre ging er, beflügelt von weltweit unzähligen und voneinander unabhängigen Studien, mit der Idee schwanger. Jetzt konnte er sie mit dem aks in Kooperation mit dem Ländlichen Fortbildungsinstitut und der Landwirtschaftskammer umsetzen. Im Projekt dabei sind der Biohof Lingenhel in Doren sowie der Hummelhof in Bürserberg. „In den vergangenen 15 Jahren haben Allergien bei Kindern stark zugenommen, und da besonders asthmatische Erkrankungen“, erklärte Concin bei der Präsentation des neuen Angebots. Als Hauptgrund gilt übertriebene Hygiene. „Hygienemaßnahmen können Seuchen verhindern“, bekräftigte der Vorsorgemediziner. Inzwischen habe das Pendel aber zu weit ausgeschlagen. Er sprach von 30 Prozent der Bevölkerung, die von Allergien, Unverträglichkeiten, Hautkrankheiten und Asthma betroffen sind. „Das Immunsystem muss beschäftigt werden, sonst kommt es auf dumme Gedanken“, verdeutlichte Hans Concin.

Für den „Bauernhof-Effekt“ verbringen werdende Eltern ab der 16. Schwangerschaftswoche einen Tag auf einem Vorarlberger Biobauernhof. Im Fokus steht die primäre Vorbeugung und damit alles, was die Gesundheit erhält und unterstützt. Entscheidend dafür, dass der Effekt eintritt, ist das Vorhandensein von Wiederkäuern und Heu, und auch die Vielfalt des Mikrobioms spielt eine Rolle. Concin: „Je mehr Bakterien und Viren in der Stallluft sind, desto besser.“ Er zitierte Prof. Erika von Mutius, eine weltweit führende Expertin für Kinderasthma an der Universität München, mit der Aussage: „Wenn ich einen Säugling hätte, würde ich mit ihm in den Kuhstall gehen.“ Das wollen später auch Corina und Laura tun. Für Corina war das Angebot besonders interessant, denn sie leidet selbst an Heuschnupfen und war deshalb froh, vorbeugend etwas für ihr Baby tun zu können. „Ich würde jeder Schwangeren einen Aufenthalt auf einem Bauernhof empfehlen.“
aks-Geschäftsführer Georg Posch bezeichnete den „Bauernhof-Effekt“ als eines seiner Lieblingsprojekte. Es zu etablieren werde zwar Überzeugungsarbeit brauchen, aber er glaubt an den Erfolg und hofft, die Finanzierung auf Schiene zu bringen. Landesbäuerin Andrea Schwarzmann versprach ihm Unterstützung: „Gemeinsam finden wir einen Weg.“ Es handle sich um ein wichtiges gesundheitliches Thema, und dieses Vorhaben könne für alle Beteiligten viel Wertvolles bringen. Ein Tag auf dem Bauernhof kostet 95 Euro. Anmeldungen: LFI Vorarlberg: Telefon 05574/400-191, E-Mail: lfi@lk-vbg.at oder über den aks, Tel. 0664/80283753