Covidbetreuung statt OP: Für Mandeleingriffe nach Feldkirch

VN / 20.11.2021 • 04:35 Uhr
Covidbetreuung statt OP: Für Mandeleingriffe nach Feldkirch
Auch im Stadtspital Dornbirn wird der Platz für Patienten immer knapper. Vol.At/mayer

KH Dornbirn schließt einen OP-Saal, um Personal für die Betreuung von Covidpatienten zu haben.

Feldkirch In kaum einem anderen Bereich schlägt die Pandemie so unerbittlich zu wie in den Krankenhäusern. Die Belastung auf den Intensiv- und Normalstationen ist enorm. Spitäler schließen OP-Säle, um Personal für die Betreuung von Covidpatienten zu haben, und sind mit den Gedanken bereits dabei, Aufwachräume wieder in Intensivstationen für Nicht-Covidpatienten umzurüsten.

Dass es jetzt einen kurzfristigen Lockdown brauche, sei zwar schade, für den Moment aber gut „und aus Sicht der Spitalsmitarbeitenden nur zu begrüßen“, sagt Gerald Fleisch, Direktor der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG). Die Maßnahme greift seiner Einschätzung nach nämlich frühestens in zwei Wochen. „Bis dahin werden wir noch mit einem Anstieg an Covidpatienten zu kämpfen haben.“ Die für Februar angekündigte generelle Impfpflicht wird von Fleisch ebenfalls begrüßt. „Impfen ist langfristig der einzige Ausweg.“ Er sieht die Verpflichtung dazu aber auch als wichtige Solidarmaßnahme: „Impfen ist der neue Applaus.“ Die klare und einheitliche Positionierung von Bund und Ländern war dabei wichtig: „Man muss endlich wieder das Virus als Gegner sehen und nicht die Mitmenschen oder die Parteien.“

Beschleunigender Faktor

Ohne Einschränkungen im Stationsbetrieb werden die Krankenhäuser aber nicht durch diese massive vierte Welle kommen. Die Einschränkungen betreffen laut Gerald Fleisch sowohl die Normalstationen wie auch den OP-Bereich. Das Ausmaß lasse sich allerdings noch nicht abschätzen, aber: „Vielleicht ist der Lockdown die Chance, dass wir die Kurve noch kratzen.“ Kein Thema ist aktuell die Reaktivierung des Notversorgungszentrums im Messeareal in Dornbirn. Diese Frage werde am kommenden Dienstag neu bewertet. Unabhängig von der Impfpflicht wollen die Spitäler früher für eine rasche Durchimpfung ihres Personals sorgen. Rund 700 Mitarbeitende fehlen bekanntlich noch. Fleisch: „Ich hoffe, die allgemeine Impfpflicht ist ein beschleunigender Faktor.“ Personelle Abgänge in größerem Stil fürchtet er nicht und stützt sich dabei auf internationale Erfahrungen. Er sehe das Thema gelassen und vermutet die Kündigungen im Promillebereich.

Kinder-HNO in Feldkirch übernimmt

Das Krankenhaus Dornbirn setzt bereits konkrete Schritte. Wie Primar Harald Sparr, Leiter der Intensivmedizin und Anästhesiologie, auf VN-Anfrage bestätigte, wird ab der kommenden Woche einer von fünf OP-Sälen geschlossen, damit die Personalkapazitäten von dort zur Betreuung von Intensivpatienten mit und ohne Covid-19 frei werden. Direkt betroffen davon ist HNO-Arzt Ulrich Amann, der als Belegarzt im Stadtspital arbeitet. Er führt pro Jahr 20 bis 30 geplante Operationen bei Kindern durch. Es handelt sich dabei hauptsächlich um die Entfernung der Rachenmandeln. Diese Patienten werden vorübergehend von der Kinder-HNO im LKH Feldkirch übernommen. Solle es notwendig sein, die Zahl der Intensivbetten für Nicht-Covidpatienten zu erhöhen, würden diese laut Harald Sparr in der neuen Aufwachstation eingerichtet. „Das ist jedoch nur möglich, wenn wir den OP-Betrieb weitgehend reduzieren, um Anästhesie-Fachpflegepersonal sowie Anästhesistinnen und Anästhesisten für diese Aufgabe freizuspielen“, gibt er zu bedenken.

Die Ärztekammer wiederum geht fest davon aus, dass die Ordinationen wie schon in den vorangegangenen Lockdowns weiterhin geöffnet bleiben und Arzttermine wahrgenommen werden können und sollen. „Die Sicherheitsstandards in den Praxen sind sehr hoch, auch telemedizinische Behandlungen sind inzwischen etabliert“, heißt es. Zuerst gelte es aber, die Verordnung des Sozialministeriums abzuwarten, dann würde über allfällige Änderung im Praxisbetrieb sofort informiert.