Warum Züge im zweiten Anlauf pünktlich ankommen sollen

VN / 05.05.2022 • 05:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
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Mehr als drei Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan für neue Zuggarnituren: Erste Siemens-Züge kommen wie geplant im Dezember 2022, sagen die ÖBB.

Schwarzach Das Warten könnte doch ein Ende haben. Im zweiten Anlauf versprechen die ÖBB eine pünktliche Lieferung der 21 bestellten Züge für Vorarlberg.

“Die Lieferung der ersten Desiro ML-Züge von Siemens wird Ende 2022 erfolgen”, so Bahn-Sprecher Christoph Gasser-Mair auf VN-Anfrage. Bis Sommer 2023 sollen dann alle 21 Züge in Vorarlberg im Einsatz sein, heißt es weiter. Unter die schier unendliche Geschichte um das Bestelldesaster moderner Zuggarnituren durch ÖBB und Land Vorarlberg könnte dann demnach ein Schlussstrich gezogen werden.

Warum Züge im zweiten Anlauf pünktlich ankommen sollen
Die VN berichteten am 23. September 2016 über die Vergabe an Bombardier. Jahre später entpuppte sich die Bestellung als ein Desaster.

Die Vorgeschichte ist lange und wenig schmeichelhaft für alle Beteiligten. 2016 war Bombardier mit seinen Talent-3-Zügen bei einem Vergabeverfahren als Bestbieter hervorgegangen. Ein ambitionierter Zeitplan sah die Lieferung der Garnituren zur Gymnaestrada im Sommer 2019 vor.

Kommt jetzt zum Zug: der Siemens Desiro ML mit 290 Sitzplätzen, zwei Rollstuhlplätzen und je nach Jahreszeit Platz für Fahrräder oder Wintersportausrüstung. <span class="copyright">Horak</span>
Kommt jetzt zum Zug: der Siemens Desiro ML mit 290 Sitzplätzen, zwei Rollstuhlplätzen und je nach Jahreszeit Platz für Fahrräder oder Wintersportausrüstung. Horak

Erste Züge wurden zwar mit etwas Verspätung fertig, haben aber bis heute keine Zulassung. So sei man zwar von der hohen Qualität des Produkts überzeugt gewesen, habe schließlich aber feststellen müssen, dass Bombardier seine Versprechen nicht einhalten habe können, so die ÖBB weiter. Im Vorjahr zog die Bahn schließlich die Reißleine, bestellte stattdessen bei Siemens den Desiro ML. “Eine derartige Lieferverzögerung bei einem etablierten Fahrzeughersteller war zum Ausschreibungszeitpunkt für uns unvorstellbar.”

Der Siemens Desiro ML ist barrierefrei. <span class="copyright">Horak</span><p class="caption">
Der Siemens Desiro ML ist barrierefrei. Horak

Abhaken können die ÖBB die ursprüngliche Vergabe an den Konzern Bombardier, der mittlerweile nach einer Fusion unter Alstom/Bombardier firmiert, dennoch nicht. Gegenseitige Forderungen in Millionenhöhe ziehen ein Schlichtungsverfahren nach sich. Mit Verweis auf eine in den Verträgen vereinbarte Vertraulichkeit würden die ÖBB keine weiteren Stellungnahmen dazu abgeben, so Gasser-Mair zu den VN. “Wichtig ist zu betonen, dass die ÖBB ihre Ansprüche geltend machen. Der öffentlichen Hand entstehen keine zusätzlichen Kosten”.

Im Unterschied zu bereits bestehenden Modellen ist die Vorarlberg-Variante mit vier Wagen und 100 Metern deutlich länger. <span class="copyright">Schieder</span>
Im Unterschied zu bereits bestehenden Modellen ist die Vorarlberg-Variante mit vier Wagen und 100 Metern deutlich länger. Schieder

Während der Talent 3 an der notwendigen Zulassung gescheitert ist, liegt diese auch für die vierteilige Ausführung – der großen Vorarlberg-Variante – des Siemens Desiro ML bereits vor. Er müsse nur mehr produziert werden und könne dann gleich eingesetzt werden, heißt es dazu seitens der ÖBB. Die Fertigung erfolge bei der ÖBB Technische Services GmbH, womit keine Gefahr für eine verzögerte Bereitstellung bestehe. Aktuell wird an den ersten Wagenkästen gearbeitet, der Innenausbau folgt im Sommer.

100 Meter lang

Der Desiro ML für Vorarlberg besteht aus vier Garnituren, ist etwa 100 Meter lang und bietet acht Einstiege, 290 Sitzplätze und zwei Rollstuhlplätze. Je nach Jahreszeit können Fahrräder und Skier transportiert werden. Im Innenraum verspricht Siemens ein digitales Bordinfosystem, Klimaanlage, WLAN und Barrierefreiheit.