Land unter: Menschen wurden aus im Wasser untergegangenen Autos gerettet

VN / 19.08.2022 • 21:46 Uhr
Der Starkregen hielt allerorts die Einsatzkräfte in Atem. <span class="copyright">Vn/rhomberg</span>
Der Starkregen hielt allerorts die Einsatzkräfte in Atem. Vn/rhomberg

Überflutungen am Freitag verlangten von den Einsatzkräfte quer durch Vorarlberg alles ab.

schwarzach Dabei schien alles noch recht harmlos zu beginnen. So war am Freitagvormittag seitens der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) noch von einer „nicht allzu dramatischen Lage“ die Rede.

Doch schon am frühen Nachmittag schlug das Chaos zu. Bis gegen 20 Uhr liefen laut der RFL in ganz Vorarlberg mehr als tausend Einsätze. Schwer getroffen von den Unwettern wurde immer wieder Koblach. In Dornbirn stürzte kurz nach 16 Uhr beim Gerbegraben ein Pkw in einen Bach, die Feuerwehr musste die Insassen retten.

Unterführungen wie hier in Wolfurt wurden zur Falle. <span class="copyright">vol/pletsch</span>
Unterführungen wie hier in Wolfurt wurden zur Falle. vol/pletsch

Für zahlreiche im Wasser steckengebliebene Fahrzeuge gab weder ein vor und zurück. Etwa bei überfluteten Unterführungen in Wolfurt oder jener bei der Treietstraße in Röthis. Zahlreiche Sperren von Straßen und Unterführungen mussten eingerichtet werden, die Polizei war allerorts mit Umleitungen des Verkehrs beschäftigt. Sirenen, Blaulicht und Einsatzkräfte überall. Bei der Rheinbrücke in Lustenau musste von der Polizei ein im Rhein treibender Mann geborgen werden. Besonders dramatisch klang eine Pagermeldung kurz vor 17 Uhr, nach der sich nahe der Rappenlochbrücke ein Pkw mit Personen unter Wasser befand. Doch der Einsatzstab in Dornbirn gab Entwarnung: Demnach konnten sämtliche Personen unverletzt geborgen werden.

Es kam schlimmer als befürchtet: Starkregen füllte Keller und Unterführungen. <span class="copyright">vn/paulitsch</span>
Es kam schlimmer als befürchtet: Starkregen füllte Keller und Unterführungen. vn/paulitsch

In vielen Feuerwehrhäusern hieß es für die Mannschaften über den Pager „Einrücken für Unterstützungseinsatz.“ Manche Ortswehren wussten sich allein nicht mehr zu helfen.

Straßensperren und Staus

Die Überflutungen erzwangen Straßensperren. Betroffen waren unter anderem die Bregenzerwald Straße (L 200) vor dem Achraintunnel in Dornbirn, die Schweizer Straße (L202) in Bregenz oder auch in der Kummenbergregion. Auch die Götzner Straße (L57) im Bereich der A14 sowie die Klauser Treietstraße (L62) im Bereich Dürne mussten gesperrt werden.  An vielen Stellen kam es zu Staus mit bis zu einer halben Stunde Zeitverlust.

Der Autobahnkonoten Bregenz-Waidach stand unter Wasser. <span class="copyright">Vn/Raidt</span>
Der Autobahnkonoten Bregenz-Waidach stand unter Wasser. Vn/Raidt

Die massiven Niederschläge führten am frühen Abend auch auf der Rheintal/Walgauautobahn zu umfangreichen Behinderungen. Im gesamten Verlauf der Autobahn kommt es insbesondere an den Auf- und Abfahrten zu Sperren aufgrund von Überschwemmungen, die sowohl auf der Autobahn als auch am niederrangigen Straßennetz vor allem im Bezirk Bregenz für Probleme sorgen. Bei Dornbirn-West wurde der gesamte Verkehr in Richtung Deutschland ausgeleitet, der Verkehr in Richtung Tirol wurde bei Dornbirn-Nord umgeleitet. Die Ampeln beim Pfändertunnel standen in Fahrtrichtung Bregenz auf Rot.

Pumpen und Sandsäcke

Die Alarmpager piepsten im Minutentakt und gönnten den Einsatzkräften keine Ruhepause. Und das kreuz und quer durch den Bezirk Feldkirch, das Vorder- und Unterland. Die Wasserpumpen der Feuerwehren liefen unentwegt in überfluteten Kellern, Garagen und Heizräumen, bei der Firma Grabher Textilveredelung in Lustenau kam es gar zu einem Stromausfall im ganzen Gebäude. Vor allem im Vorderland und in Feldkirch mussten immer wieder Sandsäcke vor Häusern, die von dem steigenden Wasserpegel bedroht wurden, gestapelt werden.

Mutter mit Kind an der Furt geborgen

Es war nur eine Notsituation von vielen: Als eine amerikanische, in Vorarlberg wohnhafte Frau mit ihrem Sohn Liam am Nachmittag im Dornbirner Rohrbach die Furt passierte, blieb ihr Pkw in den Fluten der übergegangenen Ache stecken. Dabei wäre nicht mehr weit zu ihrem Haus hinter dem Friedhof im Rohrbach gewesen.

Couragierte Passantin

Die Mutter war ob ihrer Lage verzweifelt, doch eine couragierte Passantin gab ihr einen Schirm und alarmierte sofort die Feuerwehr. Liam und seine Mama wurden nach ihrer Bergung von den Einsatzkräften dvon ihrer restlichen Familie mit dem Auto abgeholt, während sich die Feuerwehr um den steckengebliebenen Pkw kümmerte. Sie barg das Fahrzeug anschließend aus dem Wasser.

Die Mutter und ihr kleiner Sohn Liam waren nach der gelückten Bergung durch die Feuerwehr wolauf. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Die Mutter und ihr kleiner Sohn Liam waren nach der gelückten Bergung durch die Feuerwehr wolauf. VN/Rhomberg

„Alles zu viel für mich“

Die erleichterte Mutter atmete auf, doch stöhnte in ihrer Muttersprache: „That’s too much for me!”

Für das Auto der Amerikanerin gab es plötzlich kein vor und zurück mehr. <span class="copyright">vn/Rhomberg</span>
Für das Auto der Amerikanerin gab es plötzlich kein vor und zurück mehr. vn/Rhomberg