Kein Wunder ist umsonst: Was Bregenz das Ö3-Spendenevent kostet

Was die Landeshauptstadt Bregenz für ihr Weihnachtswunder bezahlt.
Bregenz Seit Montag beschallen große Lautsprecher den Weihnachtsmarkt der Landeshauptstadt. Der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch (54, SPÖ) hatte sich als erster Gast “Go West” von den Pet Shop Boys gewünscht und eine Spende für das Ö3-Weihnachtswunder mitgebracht. In Anwesenheit des prominenten Moderatoren-Trios landete das Kuvert in der Spendenbox.
Mieter der Weihnachtsstände zahlen mit
Der öffentlich-rechtliche Radiosender kommt jedoch nicht einfach so: Die Stadt lässt sich das Weihnachtswunder über seine Bregenz Tourismus & Stadtmarketing GmbH, deren Hauptgesellschafter sie ist, einiges kosten. Es geht um einen sechsstelligen Betrag. Auch die Mieter der Weihnachtsstände wurden zur Kassa gebeten.

Die Stimmung ist ausgelassen, Stars geben sich die Klinke in die Hand. Der sonst eher beschauliche Bregenzer Weihnachtsmarkt ist in diesem Jahr Bühne eines großen Spendenevents. Ö3 hat vom 19. bis 24. Dezember zum Weihnachtswunder geladen.
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Nur, Wunder sind selten umsonst. Das wissen auch die Verantwortlichen in Bregenz, die sich den Spendenmarathon rund 130.000 Euro kosten lassen. Das bestätigt Robert Salant, Geschäftsführer der Bregenz Tourismus & Stadtmarketing GmbH auf VN-Anfrage. Er beschreibt damit Leistungen für Übernachtungskosten der Crew, Veranstaltungstechnik, Security, Medienleistungen aber auch einen sogenannten Sockelbetrag an Ö3 – und damit eine zusätzliche Subvention an den ORF.

Diese Direktzahlung an Ö3 bezeichnet man dort als Produktionskostenzuschuss, welcher zweckgebunden für Eventtechnik, Bühnenbauten und Infrastrukturcontainer aufgewendet werde. Hinzu kämen die Kosten etwa für Büroflächen, Wasserversorgung oder für die Veranstaltereigenschaft.
Dieses Geschäftsmodell des Spendenmarathons sorgt in den Städten, die als Gastgeber auftreten, schon länger für Diskussionen. Das war bereits in Innsbruck 2016 der Fall, später auch in Klagenfurt und Villach (2019).

Auch Dornbirn hätte Austragungsort des Spendenevents werden sollen. Gespräche dazu habe es in der Vergangenheit gegeben, bestätigt Herbert Kaufmann von Dornbirn Tourismus. Der Marktplatz inklusive Weihnachtsmarkt habe sich aber dafür von den Platzverhältnissen her nicht wirklich geeignet. Dazu seien die Kosten gekommen, erklärt Kaufmann, warum man sich schließlich dagegen entschieden habe.

In Bregenz setzt Robert Salant hingegen auf die “unbestrittene Werbewirkung des Events”. Er sieht einen hohen Wertschöpfungsfaktor für Bregenz und das Geld damit gut investiert. Eine Bilanz könne freilich erst am Ende nach Vorliegen aller Zahlen gezogen werden. Der wichtigste Faktor aber sei die humanitäre Hilfe durch die Spendengenerierung für Familien in Not, so Salant.

3,9 Millionen Euro waren allein im Vorjahr zusammengekommen. Was die Kosten für den Kooperationspartner, der Bregenz Tourismus und Stadtmarketing GmbH, betrifft, spricht der Radiosender Ö3 auf VN-Anfrage von einem einzigartigen Event mit vielfältiger Wirkung. “Bregenz bekommt durch die mediale Berichterstattung einen enormen Werbewert”, so Petra Kulis-Jesenko, Leiterin Ö3-Öffentlichkeitsarbeit.

Weil aber nicht nur Bregenz Tourismus vom Ö3-Weihnachtswunder profitieren soll, sondern auch die vielen Weihnachtsstände am Markt, wurden auch diese zur Kasse gebeten. Den Obulus auf die Standmiete mit Verweis auf die Radiosendung bestätigen mehrere Aussteller und Händler.

“Man hat klar gesagt, dass der Aufschlag für das Radio ist”, bestätigt Fabrizio Arnetoli. Der Italiener will sich jedoch nicht beklagen, ebensowenig Fell- und Wollzeughändlerin Daniela Pirka. “Der Stand kostet mich alles in allem etwa 3000 Euro, hinzu kommt der Aufschlag von 200 Euro”, erklärt sie.

“Ob es sich rentiert, muss sich noch zeigen”, ist Pirka vorsichtig optimistisch. Die Gastronomen hätten es natürlich einfacher als andere Händler, vom Zulauf zu profitieren. Aber für einen Montag seien viele Leute auf dem Kornmarktplatz.

Die Aufschläge sind unterschiedlich hoch, Gastronomen zahlen offenbar mehr. “Wenn es ein erfolgreiches Weihnachtswunder wird, tragen wir Wirte das gerne mit”, betont die “Königin von Bregenz” Susanne Böhler. Wie viel es in ihrem Fall tatsächlich ausmachte, sagt sie nicht.

Noch ist es für Stadt, Händler und Wirte zu früh, um Bilanz zu ziehen. Der Auftakt scheint aber vielversprechend. Gut ist auch die Stimmung unter den Besuchern. “Wegen mir könnte man so etwas in Bregenz gern öfters machen”, freut sich Carmen Kraßnitzer (53) über das Angebot.
Mitarbeit: Michael Gasser