Mögliches Aus für Grunderwerbsteuer: “Ein Anfang, aber keine Lösung”

VN / 13.01.2023 • 14:45 Uhr
Mögliches Aus für Grunderwerbsteuer: "Ein Anfang, aber keine Lösung"
Der Traum vom Eigenheim ist für viele nicht leistbar. Die Politik sucht Lösungen.VN/STEURER/HUMMER

Reicht die von der ÖVP vorgeschlagene Abschaffung der GrESt aus, um den Immo-Kauf zu erleichtern? Das sagen Vorarlberger dazu. Experte zeigt sich skeptisch.

Von Raffael Hummer

Schwarzach, höchst Wohnen wird, gerade in Vorarlberg, immer teurer. Den Traum von der eigenen Immobilie haben viele verworfen, weil sie es sich schlicht nicht leisten können. Um dem beizukommen, sind seit Weihnachten auch Landeshauptmann Markus Wallner und Finanzminister Magnus Brunner auf die ÖVP-Linie zur Abschaffung der Grunderwerbsteuer eingeschwenkt.

Mit der Streichung der 3,5-Prozent-Steuer beim Erwerb des ersten Wohneigentums soll dieses wieder leistbarer werden und auch jungen Menschen den Kauf ermöglichen, so die Erwartung der Volkspartei. Die Kommunen zeigen sich zurückhaltend, Gemeindeverbandspräsidentin Andrea Kaufmann befürchtet weniger Einnahmen für die Gemeinden, schließlich fließt die GrESt zu knapp 94 Prozent in die Gemeindekassen.

So stehen Vorarlberger zum Vorschlag

Reicht die Streichung dieser anteilsmäßig doch sehr geringen Kosten wirklich aus, um jungen Menschen den Erwerb von Eigentum zu ermöglichen? Das sagen Vorarlberger:

Für Christopher Wiener wäre der Erlass der Grunderwerbsteuer ein Anfang, um den Kauf von Eigentum zu erleichtern. <span class="copyright">VN/HUMMER</span>
Für Christopher Wiener wäre der Erlass der Grunderwerbsteuer ein Anfang, um den Kauf von Eigentum zu erleichtern. VN/HUMMER

“Ich denke, so eine Maßnahme wäre schon ein bisschen mehr als nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ich bin selbst in der Situation, dass ich nicht schlecht verdiene, aber es ist trotzdem nicht leicht, sich eine Immobilie leisten zu können. Auch wenn es sich nur um ein paar Prozent handelt, es ist haben oder nicht haben.”

Christopher Wiener, 31, aus Dornbirn
Maximilian Kathan möchte sich nicht an einen Ort binden, nur um sich "auf Lebzeiten zu verschulden".<span class="copyright">VN/HUMMER</span>
Maximilian Kathan möchte sich nicht an einen Ort binden, nur um sich "auf Lebzeiten zu verschulden".VN/HUMMER

“Ich fühle mich freier, wenn ich zur Miete wohne. So muss ich mich nicht an einen Ort binden. Generell finde ich den Gedanken, unbedingt ein Haus oder eine Wohnung besitzen zu müssen, veraltet. Das ist aber eben die Vorarlberger Mentalität von ‚Schaffa, schaffa, hüsle baua‘. Ich persönlich möchte mich aber nicht mein Leben lang verschulden, daran ändert auch eine mögliche Streichung der Grunderwerbsteuer nichts.”

Maximilian Kathan, 26, aus Feldkirch
Daniel Engstler befürchtet, die vorgeschlagene Maßnahme könnte zu Ungerechtigkeiten führen. <span class="copyright">VN/HUMMER</span>
Daniel Engstler befürchtet, die vorgeschlagene Maßnahme könnte zu Ungerechtigkeiten führen. VN/HUMMER

“Die Grunderwerbsteuer zu erlassen, könnte ein Anfang sein. Aber dadurch können die Probleme mit den hohen Immobilienpreisen nicht gelöst werden. Der Weg, bis man das nötige Startkapital gespart hat, wird trotzdem ein langer bleiben. Wenn diese Maßnahme jüngeren Menschen helfen soll, kann das auch ungerecht sein. Denn wenn ich erst im Alter etwas kaufen möchte, frage ich mich, ob ich dann noch davon profitieren kann.”

Daniel Engstler, 27, aus Göfis

Skepsis beim Experten

Für Klaus Meusburger, Filialleiter der Hypo Höchst, ist ein Wegfall der Grunderwerbsteuer nicht weitreichend genug.<span class="copyright">VN/HUMMER</span>
Für Klaus Meusburger, Filialleiter der Hypo Höchst, ist ein Wegfall der Grunderwerbsteuer nicht weitreichend genug.VN/HUMMER

Klaus Meusburger, Filialleiter und Finanzierungsberater der Hypo Höchst, sieht dringenderen Handlungsbedarf an anderer Stelle. “Es hilft jeder Euro, den man sich einsparen kann, die Lösung ist so eine Maßnahme aber nicht.” Wer die Eigenmittel zur Aufnahme eines Kredits hat, der könne im Normalfall auch das Geld für die GrESt aufbringen. “Es kann sein, dass so eine Ersparnis die Finanzierung im Einzelfall erleichtert, im Großen jedoch eher nicht.”

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Meusburger spricht sich für eine Pauschale für sämtliche weitere Nebenkosten, wie die Grundbucheintragungsgebühr oder Maklergebühren aus. “In Höchst haben sich die Quadratmeterpreise für Grundstücke in den letzten fünf Jahren verdoppelt, bei der Wohnfläche sind sie um etwa ein Drittel gestiegen. Da zum Beispiel Maklerkosten anteilsmäßig vom Verkaufspreis verrechnet werden, steigen diese mit, obwohl die Makler selbst kaum höhere Kosten haben.”

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Ein weiterer Faktor, der die Finanzierung von Eigentum in vielen Fällen erschwert, sei die strengere Richtlinie für die Kreditvergabe, die seit 1. Juli 2022 in Kraft ist. Diese gibt vor, dass Käufer, um einen Kredit aufzunehmen, mindestens 20 Prozent Eigenkapital aufbringen müssen, wobei die Laufzeit nicht länger als 35 Jahre sein darf. Das ließe den Banken weniger Spielraum, sagt Meusburger. Seit Inkrafttreten der Verordnung sei die Anzahl an neuen Anfragen für eine Finanzierung gegenüber dem Vorniveau auf gerade einmal ein Fünftel eingebrochen. “Wenn diese Verordnung gelockert würde, könnten wir wieder mehr ermöglichen”, so der Banker.