Umwelt-Wirbel in Mellau: Ein Bachbett planiert zur Straße

Hobby-Fischer Ludwig Herbst (63) schlägt Alarm: Um Holz zu transportieren, wurde ein Bachbett in Mellau kurzerhand planiert.
Mellau Hier blieb sprichwörtlich kein Stein auf dem anderen. In Mellau schlägt der Abtransport von Holz über ein Bachbett seit Wochen Wellen. Während sich Bürgermeister Tobias Bischofberger (47) um den Dorffrieden sorgt, will Hobby-Fischer Ludwig Herbst (63) zu den Vorgängen in seiner Gemeinde nicht mehr länger schweigen. Dass hier einfach ein Bach planiert wurde, habe jetzt das Fass zum Überlaufen gebracht. “Das ist ein Naturfrevel. So etwas kann nur passieren, wenn jeder wegschaut.”

Ludwig Herbst zeigt dort hin, wo vor gut zwei Wochen ein Bagger ganze Arbeit geleistet hat. Auf einer Länge von über einem Kilometer wurde der Engebach “fahrtüchtig” gemacht. “Das Bachbett wurde regelrecht planiert”, schildert Herbst. Auch wenn zu dieser Zeit kaum Wasser geflossen sei, hätten hier Kleinstlebewesen gelebt. “Jetzt ist auf diesem Abschnitt alles tot. Natürliche Rückzugsmöglichkeiten für die Fische sind unwiederbringbar kaputt”, ärgert sich Hobby-Fischer Herbst, einst Gründungsmitglied des örtlichen Fischereivereins.

Der 63-Jährige hat die Baumaßnahmen im Bach mit seiner Kamera dokumentiert. Die Bilder zeigen ein breites Bachbett, dessen natürliche Wasserrinnen zerstört wurden. Es sind geschlagene Baumstämme auf einem großen Haufen abgebildet, die später im Bachbett abtransportiert wurden. Ob es dafür eine Bewilligung gab, kann sich Ludwig Herbst nicht vorstellen. Antwort auf diese Frage habe er im Gemeindeamt nie eine bekommen.

Die Zuständigkeit liegt an anderer Stelle. Es handelt sich beim Engebach um öffentliches Wassergut, mit der Angelegenheit betraut ist die Bezirkshauptmannschaft Bregenz. Ein Sachverständiger der Behörde habe sich vor Ort ein Bild gemacht, später einen Limnologen zugezogen, beschreibt der zuständige Abteilungsleiter, Ingomar Wetzlinger, im Gespräch mit den VN. Demnach gab es grünes Licht, die toten Eschen auszuholzen. Dafür brauche es auch keine Bewilligung.

Für den Abtransport durch den Bach wohl eher schon. Dass in einem Fließgewässer kurzerhand ein Bagger auffährt, um eine Fahrspur zu planieren, dürfte jedenfalls ein Nachspiel haben. Die Bezirkshauptmannschaft prüfe, ob eine Bewilligungspflicht bestanden habe. Dazu liege auch eine Anzeige eines Naturwächters vor, so die Behörde. Nähere Auskünfte seien zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, es handle sich um ein laufendes Verfahren.

VN-Recherchen legen den Schluss nahe, dass die Eingriffe in die Natur für den Abtransport der Bäume bewilligungspflichtig gewesen wären, eine solche aber nie erteilt wurde. Es wurden demnach einfach Tatsachen geschaffen. Ob der Bach jetzt wieder in den ursprünlichen Zustand rückgebaut werden muss oder die Natur diese Arbeit selbst übernehmen wird – sich Niederwasserrinnen wieder ausformen -, bleibt die Entscheidung der Behörde.

Für Hobby-Fischer Ludwig Herbst ist klar, dass am idyllischen Bach großer Schaden angerichtet wurde. “Es wird Jahre dauern, bis er seine Natürlichkeit zurückkriegt.” Das könnte auch Folgen für die Forellen in der Bregenzer Ache haben. Bei Hochwasser sei der Engebach für sie ein Rückzugsgebiet. Es kämen auch Fische zum Laichen. “Die dafür notwendigen Laichplätze sind auf lange Sicht zerstört”, schüttelt Ludwig Herbst den Kopf.

Anmerkung: Der betroffene Landwirt war für die VN telefonisch nicht erreichbar.