Geld soll Ärzteproblem in Spitälern lösen

VN / 03.04.2023 • 19:05 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Unterbesetzte Abteilungen betreffen nicht nur das LKH Bregenz (Bild), sondern offenbar alle Krankenhäuser im Land. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Unterbesetzte Abteilungen betreffen nicht nur das LKH Bregenz (Bild), sondern offenbar alle Krankenhäuser im Land. VN/Steurer

Landeshauptmann Markus Wallner soll “Geld in die Hand nehmen, und zwar rasch”.

dornbirn Der VN-Bericht über die personelle Notlage im Landeskrankenhaus Bregenz hat nun auch die Ärztevertreter mobilisiert. „Wir sind stolz, dass die Ärzteschaft zusammensteht“, sagte Hermann Blaßnig, Sprecher der Spitalsärzte in der Ärztekammer, mit Hinweis auf das neue Dienstmodell, mit dem niedergelassene Allgemeinmediziner für die Mithilfe im Spital gesucht werden, „das löbliche Einspringen kann aber nur eine Notlösung und nicht der Weisheit letzter Schluss sein.“ Es brauche dringend weiterführende Maßnahmen.

Beispiel Burgenland

Dazu gehört für Blaßnig vorrangig eine bessere Entlohnung. War es früher die Schweiz, verwies er jetzt auf das Burgenland, wo Spitalsärzte inzwischen um 30 Prozent mehr verdienen würden als in Vorarlberg. „Es muss Geld in die Hand genommen werden, und zwar rasch“, betonte der Ärztekammervizepräsident. Die Ansage ging an Landeshauptmann Markus Wallner, der bekanntlich auch Finanzreferent ist. Die Ärztekammer werde sich um Gespräche bemühen.

Claudia Riedlinger, leitende Oberärztin und Betriebsrätin, ist im LKH Bregenz für die Erstellung der Dienstpläne zuständig. Die Dienstposten sind knapp bemessen. „Jeder Ausfall im Team stellt uns vor größte Probleme“, sprach sie Klartext. Dann gehe es nur noch darum, in dieser chronischen Unterbesetzung die Patienten zu versorgen, ohne Rücksicht auf Mehrstunden. Dadurch kommt die Ausbildung der Jungärzte zu kurz, müssen selbst geplante Operationen oft verschoben werden, das Warten in den Ambulanzen dauert Stunden, was bei Patienten häufig die Ungeduld schürt, und Nachtdienste, die eigentlich Bereitschaftsdienste sein sollten, sind mit Arbeiten ausgefüllt, die sich während des Tages nicht ausgehen. „Immer mehr Mitarbeitende wollen zudem die Arbeitszeit auf 40 Wochenstunden reduzieren“, führte Riedlinger weiter aus. Hermann Blaßnig berichtete sogar von Abwanderungen. Allein in Dornbirn haben sich drei Fachärzte entschieden, als Allgemeinmediziner in die Niederlassung zu gehen. „Ein schwerer Schlag für die Spitalsmedizin“, konstatierte er und sprach von einem Teufelskreis, den es zu durchbrechen gelte.

Claudia Riedlinger, Hermann Blaßnig und Ruth Krumpholz (v.l.) legten die Schwierigkeiten in den Krankenhäusern offen. <span class="copyright">Vol.at/Mayer</span>
Claudia Riedlinger, Hermann Blaßnig und Ruth Krumpholz (v.l.) legten die Schwierigkeiten in den Krankenhäusern offen. Vol.at/Mayer

Ruf zu verteidigen

Verbesserungen sind laut Ruth Krumpholz, Chefärztin im Landeskrankenhaus Bludenz, vor allem bei den Arbeitsbedingungen dringend nötig. „Wir haben einen guten Ruf, was die Ausbildung, das Arbeitsklima und die Qualität der Medizin betrifft. Diesen Bonus dürfen wir nicht verlieren“, machte sie deutlich. Altersangepasste Arbeitszeitmodelle, sowohl für die jungen wie für die älteren Mediziner, hält die Anästhesistin für dringend nötig. Gerade für ältere Kollegen sei die durch Personalengpässe verursachte Arbeitsverdichtung ein Problem. Konkret fehlen Fach- und Oberärzte. „Geld allein ist nicht die Lösung, aber eine unmittelbar wirksame Maßnahme für ausreichend Personal und damit mehr Zeit, denn gute Arbeitsbedingungen hängen immer mit der verfügbaren Zeit zusammen“, waren sich die Spitalsärztevertreter einig.

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