Betrugsmasche Heiratsschwindel: So viele Opfer soll es geben

Dunkelfeldstudie des KfV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) enthüllt dramatische Zahlen.
Schwarzach Es ist ein Geschäft mit Liebe, Hoffnung und Einsamkeit – vor allem aber mit Betrug. Unter den Begriffen „Romance Scams“ oder „Love Scams“ verbergen sich Online-Betrügereien mit dem Ziel, die Zuneigung und das Vertrauen eines Opfers zu erschleichen, nicht selten auch mit angeblichen Heiratsabsichten.
370.000 Euro abgezockt
Eines der jüngsten Beispiele in Vorarlberg trug sich im Zeitraum zwischen dem 10. Jänner und 1. März dieses Jahres zu. Eine Frau, angeblich US-Soldatin, „angelte“ sich irgendwie via Internet einen 57-jährigen Vorarlberger und täuschte ihm eine freundschaftliche Beziehung vor. Der Haken dabei: Um ihn persönlich kennenzulernen, benötige sie Geld, um von ihrem Einsatz abgezogen zu werden. So verleitete die Unbekannte den Vorarlberger zu drei Überweisungen in Höhe von insgesamt 332.000 (!) Euro auf verschiedene ausländische Bankkonten. Danach war nie mehr was von ihr zu hören.
350.000 Geschädigte
Laut einer aktuellen Dunkelfeldstudie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit soll es in Österreich seit Bestehen der Cyberkriminalität bisher mehr als 350.000 Geschädigte durch solche „Love Scams“ geben. Ungerechnet mit der üblichen Formel von fünf Prozent hieße das mindestens 17.500 Opfer in Vorarlberg.

Für den Dornbirner Rechtsanwalt Stefan Denifl von der Opferschutzorganisation „Weißer Ring“ erscheinen diese Zahlen doch etwas zu hoch gegriffen. „Wahr aber ist, dass diese Form von Heiratsschwindel seit längerem aktuell ist und die Cyberkriminalität überhaupt sehr stark angestiegen ist“, so Denifl gegenüber den VN.
Als Opferanwalt spricht er etwa von fünf Fällen von betrügerischen „Love Scams“ pro Jahr in Vorarlberg, die er bearbeiten muss. Bei den Opfern handle es sich überwiegend um Frauen um die 50 Jahre, aber auch Männer seien hin und wieder betroffen. „Schadensersatzforderungen seitens der Geschädigten gehen allerdings fast immer in Richtung aussichtslos“, betont der Rechtsanwalt, da die Opfer in ihrer Geschäftsfähigkeit oft nicht eingeschränkt seien und die alleinige Verantwortung bei den Zahlungsüberweisungen bei ihnen liege.
Gefälschte Profile
Gefälschte Profile in sozialen Medien werden dazu benutzt, Opfern Liebe vorzugaukeln, um sich finanzielle Zuwendungen zu erschleichen. Die heutigen Möglichkeiten, Kontakt über soziale Medien aufzunehmen und unkompliziert und rasch Geld in die ganze Welt zu überweisen, öffnet findigen Betrügerbanden Tür und Tor. Wie läuft das in der Praxis ab?
Denifl: „Nach dem ersten Kontakt kommt es oft zu längerem Austausch in sozialen Medien, verwendet werden gefälschte Fotos. Auch Telefonate, versprochener Besuch und Aufforderung zur Übermittlung von Fotos der Opfer sind Thema. Videotelefonate werden meist abgelehnt, um die wirkliche Identität zu verschleiern. Erhöht wird der Zahlungsdruck durch Geschichten über Verwicklungen in einen Unfall oder unberechtigte Inhaftierungen. Fließt kein Geld, endet der Kontakt. Wurde bereits Geld bezahlt, ist es so gut wie unmöglich, den Schaden zurückzufordern.“
Präventionstipps
- Skeptisch sein – vor allem bei zu schnellen Liebesbekundungen
- Online-Profil sorgfältig überprüfen und nach verfügbaren Daten im Internet suchen
- Fotos mit umgekehrter Bildsuche überprüfen
- Auf widersprüchliches Verhalten achten
- Auf finanzielle Forderungen nicht eingehen
- Informationen zur Online-Beziehung mit nahen Personen teilen – für mehr Objektivität
- Keine sensiblen Daten mitteilen
- Auf eigenes Bauchgefühl hören
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