Achterbahnfahrt geht weiter: Bergemission der Säntis vor ungewisser Zukunft

Das Auf und Ab um die Finanzierung stellt die Verantwortlichen vor große Schwierigkeiten.
Romanshorn Die Achterbahnfahrt rund um die Bergung der Säntis geht weiter. Nachdem es zwischenzeitlich tatsächlich so aus, als stünde genug Geld zur Verfügung, das Dampfschiff “Säntis” zurück an die Oberfläche zu holen, sieht es nun wieder düster aus. Die Verantwortlichen erreichte diese Woche eine schlechte Nachricht.
“Aus kultureller Perspektive und gestützt auf unsere Fachexpertinnen und -experten erachten wir die Bergung des Dampfschiffs Säntis für den Kanton Thurgau als wenig zielführend.” Mit dieser Begründung hat das Kulturamt Thurgau eine finanzielle Förderung aus dem Lotteriefonds abgelehnt. Die Hoffnung war groß, dass daraus das fehlende Geld für das Bergeprojekt kommen würde. Nun steht es einmal mehr vor dem Aus.


1933 wurde die Säntis vor dem Schweizer Bodenseeufer versenkt. SBS
Zur Erinnerung: Im April hatte sich rund um Silvan Paganini ein Verein gegründet, der das Dampfschiff “Säntis” vom Grund des Bodensees bergen wollte. Die Säntis war 1933 etwa fünf Kilometer vor dem Schweizer Ufer absichtlich versenkt worden und fristete seitdem ein unbeachtetes Dasein in über 200 Metern Tiefe.
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Einzigartige Mission
Seit April entwickelte sich allerdings eine Mission, die ihresgleichen sucht. Mit einem selbst gebauten Tauchroboter erkundeten die Forscher das Wrack und seine Umgebung. Sie entnahmen Proben und entwickelten einen Plan, wie die Bergung klappen könnte. Knapp 200.000 Schweizer Franken würden dazu benötigt. Also startete Paganini ein Crowdfunding.
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Das lief lange eher schleppend. Doch als es dem Bergeverein Anfang Juli gelang, den losen Kamin des Schiffes an die Oberfläche zu bringen, nahm das Projekt wieder an Fahrt auf. Durch eine anonyme Spende ging es dem gesetzten Finanzierungsbetrag deutlich näher. Mittlerweile stehen bereits über 140.000 Franken zur Verfügung, weitere 20.000 sind in Aussicht. Für die Finanzierungsschwelle von 196.000 Franken reicht das aber noch nicht.
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Zudem drängt die Zeit. Eigentlich wäre das Crowdfunding am 23. Juli zu Ende gewesen. Doch mit der Aussicht auf weitere Spender wurde es um einen Monat verlängert. Bis zum 23. August müssen nun die fehlenden rund 36.000 Franken aufgetrieben werden. Und die sollten eben vom Kulturamt kommen. Immerhin ist der Lotteriefonds mit schätzungsweise über 60 Millionen Franken prall gefüllt.

Die erhoffte Unterstützung bleibt aus folgenden Gründen aber aus: Das Schiffswrack sei im See konservatorisch am besten aufgehoben. Darüber hinaus könne aus kulturhistorischer Sicht nicht davon ausgegangen werden, dass die Bergung einen erheblichen Erkenntnisgewinn bringe, zumal das Dampfschiff Säntis bereits gut dokumentiert sei.
Bei Paganini und seinen Mitstreitern stößt das auf großes Unverständnis. Sie vertreten in diesen Punkten eine andere Meinung.
Wieder neue Erkenntnisse
Noch lassen sich Paganini und Co. aber nicht unterkriegen. Sie sammeln weiter neue Erkenntnisse. Nach der Bergung untersuchten sie den Kamin genaustens, zudem errechneten sie das Bergegewicht und den Bodeneffekt, der die Säntis an den Grund presst.
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Obendrein haben sie mittlerweile die Herkunft eines mysteriösen Ankers geklärt, der am Backbord des Dampfschiffs lag. Offenbar kam er nicht von der Säntis. Nun ist klar: Ein Fischer hatte vor rund zehn Jahren dort sein Schleppnetz ausgeworfen, der Anker verfing sich im Wrack und beim Einholen des Netzes riss das Seil.

Für Paganini zeigt sich einmal mehr: “Der Kanton meint, die Wracks seien im Wasser besser konserviert, aber geschützt sind sie dadurch noch nicht.”