So sieht die aktuelle Hochwasserlage am Rhein aus: Minister macht sich selbst ein Bild

Angespannt, aber nicht besorgniserregend: Hochwasser bisher ohne schlimmere Folgen.
Lustenau Mit einer ungeheuren Gewalt bahnen sich die Wassermassen ihren Weg. Das Wasser des Rheins ist braun gefärbt. Der Fluss schwemmt Hölzer, Äste und ganze Bäume mit sich. Und das nicht nur im Flussbett, sondern auch im Rheinvorland. Alles ist überschwemmt.
So stellte sich die Lage am Montagmittag in Lustenau dar. Es regnete unaufhörlich weiter. Doch die Außendämme hielten. Für die Verantwortlichen bestand kein Grund zur Aufregung. “Wir haben momentan einen Abfluss von circa 2000 Kubikmeter pro Sekunde und wir erwarten eine Spitze von 2500 Kubikmetern im Laufe des Nachmittags”, sagte Mathias Speckle, österreichischer Rheinbauleiter, am Montagmittag.
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Alarmbereitschaft
Sorgen müssten sich die Anwohner aber nicht machen. So schlimm wie vor gut einem Jahr, als das Hochwasser weite Teile des Landes erreichte, würde es nicht werden. “Bisher ist nicht mit einem weiteren Anstieg zu rechnen und so bleibt das Hochwasser innerhalb der Außendämme.” Für bis zu gut 3000 Kubikmeter pro Sekunde sind die ausgelegt.

Die Einsatzleiter gingen dennoch auf Nummer sicher. Ab dem Nachmittag wurden die Dämme engmaschig beobachtet, um im Ernstfall schnellstmöglich eingreifen zu können. Zudem sei Treibholz ein gewisses Gefahrenmoment, gerade an Brücken. Frühzeitig entfernten die Einsatzkräfte das Holz an den Pfeilern, um einen Stau zu verhindern.

Am Morgen war die Lage noch etwas ungewisser. Schon seit dem Wochenende beobachteten Experten die Entwicklung. Seit Sonntagabend waren die Rheinvorländer vollgelaufen und vorsorglich gesperrt worden. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) und Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) hatten sich am Montag in aller Früh selbst ein Bild davon gemacht. Sie informierten sich bei einem Lokalaugenschein in der grenzüberschreitenden Rhein-Einsatzleitung von Österreich und der Schweiz, die seit Sonntag erstmals in dieser Form ihre Arbeit im Feuerwehrausbildungszentrum in Feldkirch aufgenommen hat, über die Situation und die Prognosen.
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Und die hatten dazu geführt, dass in Lustenau kurz ein Evakuierungsplan Thema war. Verschiedene Einrichtungen wie Kindergärten waren darüber bereits informiert worden. Dementsprechend erleichtert war Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer, als er noch am Mittag Entwarnung geben konnte. “Ein wichtiger Punkt.” Natürlich sei die Lage dennoch angespannt. Die Gemeindeeinsatzleitung war am Morgen hochgefahren worden und seitdem voll in Betrieb.
Bundesminister am Rhein
Wie es der Zufall wollte, war am Montag auch Norbert Totschnig (ÖVP) in Vorarlberg. Also tauschte der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft Hemd und Sakko gegen Regenjacke und wasserfeste Schuhe und machte sich selbst ein Bild von der Lage am Rhein.


Gemeinsam mit Wallner, Gantner, Speckle, Fischer, Feuerwehrkommandant Jürgen Hämmerle sowie dem Katastrophenschutzbeauftragten von Lustenau, Simon Müller, blickte er auf den reißenden Fluss. Da war natürlich auch das grenzüberschreitende Hochwasserschutzprojekt Rhesi (Rhein-Erholung-Sicherheit) Thema. “Dass etwas getan werden muss, wissen wir spätestens, seitdem die Studien Ende der 2010er-Jahre abgeschlossen worden sind”, sagte Totschnig. Anschließend ging es an die Details in der Formulierung des Staatsvertrags. Der bildet die Basis, damit 2027 der Baustart erfolgen kann. Die Vorbereitungen seien getroffen.

“Mir geht’s ums Tempo”, kommentierte Markus Wallner und die aktuelle Situation zeige, dass es Tempo brauche. Einmal mehr sei man in der aktuellen Situation mit einem blauen Auge davongekommen.
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Spezielle Wetterlage
Für gute Nachrichten sorgten schließlich die Meteorologen. “Der Großteil des Niederschlags ist gefallen”, verkündete Wetter-Experte Michael Winkler von Geosphere am Montagmittag. Das Wettersystem sei weiter Richtung Osten gezogen. Und da sich in höheren Lagen der Wind gedreht habe, komme der nächste größere Niederschlag aus Nordwesten. Angekündigt sei der für die Nacht auf Dienstag und den anschließenden Morgen. “Der Arlberg hält das aus”, sagte Winkler mit einem Schmunzeln. “Das Wetterereignis ist insgesamt aber noch nicht vorbei und vor allem für Tirol problematisch.”

Zudem gab es ein paar Besonderheiten, die das Wasser eben doch schneller als gewöhnlich hatten ansteigen lassen. Zum einen hatte es in Graubünden, im Quellgebiet des Rheins, viel geregnet. Der Fluss bekam von dort also schon viel Wasser mit. Verschärft wurde die Lage durch die warme Mittelmeerluft. Dadurch war die Schneefallgrenze nämlich so hoch, dass kein Niederschlag in Form von Schnee konserviert wurde. Alles kam als Regen sofort runter und ließ die Wasserpegel steigen.
Der Ausblick lässt aber aufatmen. Am Dienstag soll es nur noch leicht regnen und ab Mittwoch kehrt dann auch die Sonne wieder zurück nach Vorarlberg.
