Brillanz in Mathematik und Physik

Abdul Rahman Najebo erhielt eine besondere Auszeichnung für seine vorwissenschaftliche Arbeit.
Bludenz Das Bundesgymnasium Bludenz wartet immer wieder erneut mit erfreulichen Tatsachen auf. Direktor Gerald Fenkart ist eine zukunftsweisende Förderung seiner Schülerinnen und Schüler sehr wichtig. Diese ambitionierte pädagogische Herangehensweise zeigt sich unter anderem auch in der Prämierung zahlreicher vorwissenschaftlicher Arbeiten (VWA) aus dem Schuljahr 2022/23. Eine VWA ist eine Säule der Matura, die in Österreich vorgegeben ist. Sie besteht aus einer auf vorwissenschaftlichem Niveau zu erstellenden schriftlichen Arbeit über ein Thema, einschließlich deren Präsentation.
„Eine VWA bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, das erste Mal in ihrem Leben einen längeren Fließtext in einer vorgegebenen Struktur und in einer formalen Sprache zu verfassen. Daraus ergeben sich viele Vorteile für ein folgendes Studium“, ist Gerald Fenkart überzeugt. Und er ergänzt: „Diese Auszeichnungen sind ein Abbild des letztjährigen sehr guten Maturajahrgangs, darum freut es mich doppelt – als Direktor einer Schule mit guten Leistungen der Schülerinnen und Schüler sowie als Direktor einer Schule mit überaus engagierten Lehrkräften.“

Frühe Förderung
Eine dieser ausgezeichneten VWAs wurde von Abdul Rahman Najeeb aus Bludenz verfasst. Seine Arbeit „Lösung ausgewählter Differentialgleichungen in Physik unter besonderer Berücksichtigung von Kondensatorenentladung, Federpendel und Schrödergleichung“ wurde von der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft prämiert. Es gab hierfür insgesamt 71 Einreichungen aus ganz Österreich, daraus wurden fünf gleichwertige Preisträger ausgewählt. Ende September wurden die Preisträger an die TU Graz eingeladen, wo sie ihre VWAs in einem Referat präsentierten und die Preise erhielten. „Die anderen Preisträger hatten eher experimentelle Themen in ihren VWAs, meines war abstrakt und theoretisch. Erst bei der Präsentation wurde mir durch die Kommission geglaubt, dass ich die Arbeit auch tatsächlich eigenständig verfasst habe“, erklärt Abdul Rahmen Najeeb.
Der gebürtige Syrer, der seit 2016 mit seinen Eltern und drei jüngeren Geschwistern in Vorarlberg lebt, hat sich schon sehr früh für Mathematik interessiert: „Mein Vater hat mir immer wieder mathematische Beispiele beigebracht, wiederholt und geübt, weil ich das unbedingt wollte. Auch meine Mutter hat mein Interesse – ich würde das nicht als Talent bezeichnen – immer sehr unterstützt.“

Beste Betreuung
Er besuchte das Bundesgymnasium Bludenz von 2018 bis 2023 und schloss mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Von der fünften bis zur achten Klasse hat der wissbegierige junge Mann jeweils bei der Physikolympiade in Vorarlberg teilgenommen und diese im Jahr 2022 gewonnen. Er habe von Anfang an gewusst, dass er für seine VWA ein mathematisches Thema kombiniert mit Physik als Thema wählen würde: „Ich habe mich immer für Analysis interessiert, aber gleichzeitig auch für das Theoretische in der Physik. Letztendlich habe ich das Thema gewählt, weil Differentialgleichungen eine Grundlage in der Physik sind.“ Über seinen Betreuungslehrer Michael Salzgeber ist er voll des Lobes: „Immer, wenn ich etwas nicht gleich verstanden habe, wie etwa die formale Gestaltung meiner Arbeit, war mein Betreuer für mich da.“

Mathematische Hochbegabung
Michael Salzgeber kann das Lob zurückgeben: „Abdul ist mir schon als ‚Anfänger‘ im Training für die Physikolympiade durch seine schnelle Auffassungsgabe und seine mathematische Hochbegabung aufgefallen. Bereits als Fünftklässler wollte er die Schrödingergleichung lösen und er konnte sich im Selbststudium große Teile der Oberstufenmathematik beibringen.“ Als Betreuer habe er Abdul eigentlich nur mit dem ein oder anderen Buch für Mathematik- und Physikstudenten versorgt: „Meine Hauptaufgabe war es, ihn immer wieder darauf hinzuweisen, dass er kein Lehrbuch, sondern eine vorwissenschaftliche Arbeit schreibt. Das Niveau, die Eigenständigkeit in diesem schwierigen und abstrakten Gebiet und der Arbeitsaufwand hinter seiner VWA entsprechen meiner Meinung nach einer Bachelorarbeit. Abdul hat sich diese Auszeichnung absolut verdient!“
Abdul Rahman Najeeb studiert nun an der Technischen Unversität München Physik: „Ich war zuerst an der ETH Zürich immatrikuliert, aufgrund der finanziellen Umstände habe er sich für den Plan B, eben dem Studium in München, entschieden. Sie ist die nächstbeste Universität in der Umgebung, auch das Curriculum hat mich angesprochen.“ Der zielstrebige Student sieht seine Karriere nach seinem Doktorat in der Wissenschaft und Forschung. Obwohl er die Landschaft in Vorarlberg liebt, freut er sich nun auf die Großstadt – und das Studentenleben. BI
Ausgezeichnete Vorwissenschaftliche Arbeiten
HELENA BATLOGG, BES „Powerfrauen im Hip-Hop“, Musisch-kreative Fachpreise der Universität Innsbruck
KONSTANTIN KUDRA, BRU „Der Jugoslawienkrieg – wie aus Nachbarn Feinde wurden“, Osteuropastudien der Universität Innsbruck
NINA LINS, WIS „Fettsäuren und ihre Anwendung bei der Herstellung von Kraftstoff“, Dr. Hans Riegel Stiftung
KOEN MELNAAR, WIS „Treibhauseffekt und die Auswirkungen auf die Lebenseinstellung“, Gymnasien Vorarlbergs
ABDUL NAJEEB „Lösung ausgewählter Differentialgleichungen der Physik“, Österreichische Physikalische Gesellschaft
LEONIE THÖNY, BRM „Schwangerschaftsabbruch – Diskussionsstoff seit Generationen“, Diözese Feldkirch
SOPHIA MARTIN, WIS „Molekülorbitaltheorie – Erklärung chemischer Bindungseigenschaften“, Dr. Hans Riegel Stiftung
REBECCA WINKLER, KRL „CRISPR/Cas9 – Genome Editing on HIV, CRISPR/Cas9 – Genomeditierung an HIV“, Akademie der Wissenschaften
MARKUS ZERLAUTH, WIB „Haben wir genug zu essen? – Analyse der Lebensmittelgrundversorgung in Vorarlberg“ è SoWi-Fachpreis für Volkswirtschaftslehre