Ein legaler Mausklick liefert LSD beinahe frei Haus

Klicken, kaufen, konsumieren: LSD-Derivat in der Legalitäts-Grauzone.
Darum geht’s:
- LSD-Derivat kann aufgrund einer Gesetzeslücke online innerhalb Deutschlands bestellt werden.
- 1D-LSD ist in Deutschland und Österreich noch legal, aber eine Novellierung des NPSV in Österreich ist geplant.
- Experten sehen hier einen deutlichen Handlungsbedarf seitens des Gesetzgebers.
Von Janine Maier und Matthias Rauch
Berlin, Schwarzach Es ist so einfach, dass es schon wieder skurril wirkt: Man tippt “legales LSD” in eine Internetsuchmaschine ein, öffnet die Website des Anbieters und bestellt den psychoaktiven Stoff online. Geliefert wird nur innerhalb Deutschlands, man benötigt also einen Postkasten jenseits der nahen Grenze, um das Päckchen abzuholen. Und tatsächlich: Drei Werktage nach der Bestellung halten wir die Packung mit dem psychoaktiven Stoff in den Händen. Aber wie ist das möglich?

Beim selbsternannten Marktführer in Deutschland ist der Bestellvorgang recht simpel. Zwei Tabletten des derzeit legalen 1D-LSD kosten weniger als 50 Euro und können unkompliziert mit der Post verschickt werden. Aufgrund der rechtlichen Situation bietet das Unternehmen keinen Versand ins Ausland an. Doch Lindau ist nicht weit entfernt.
Gesetzliche Schlupflöcher
LSD per se ist auf beiden Seiten der Grenze illegal. Allerdings lässt sich bei der synthetischen Droge die chemische Formel schnell anpassen, ohne dass die Wirkung nachlässt. Dann fällt die neue Substanz nicht mehr unter das bestehende Verbot.

In Österreich gibt es dafür eigentlich seit zwölf Jahren das Neue-Psychoaktive-Substanzen-Gesetz (NPSV). “Das hat man eingeführt, weil man bemerkte, dass die Hersteller stets schneller als der Gesetzgeber sind”, bestätigt Andreas Prenn von der Supro der Stiftung Maria Ebene. Dieses Gesetz erlaubt es, ganze chemische Substanzklassen per Verordnung zu verbieten. Eine neue Formel reicht seither nicht mehr, um eine Droge zu legalisieren.
Zukünftige Regelungen
Aber LSD fällt nicht unter dieses Gesetz. Es ist im Suchtmittelgesetz erfasst, und dieses hat dasselbe Problem wie das deutsche Pendant: Was nicht ausdrücklich verboten ist, ist legal. Sprich, 1D-LSD ist in Österreich ebenfalls noch legal. Hier sieht Prenn klaren Handlungsbedarf, schließlich wurde das NPSV genau für solche Stoffe wie LSD erlassen und sollte diese daher auch inkludieren.

“Zur Zeit wird aber eine Novellierung der NPSV vorbereitet”, erklärt das zuständige Gesundheitsministerium unter Johannes Rauch. “Dabei soll der Verkauf von 1D-LSD verboten werden, der Konsum soll dabei nicht unter Strafe gestellt werden.” Ab Anfang 2024 sollen LSD-Derivate dann ebenfalls vom NPSV erfasst sein.
Rolle von LSD in der Gesellschaft
LSD ist eine Substanz, die nach einer prominenten Rolle in der Hippie-Ära stark an Bedeutung verlor. Es erzeugt zwar weniger eine körperliche Abhängigkeit, birgt jedoch erhebliche Risiken für die Psyche des Konsumenten. Durch die stark veränderte Wahrnehmung der Umwelt ist auch keine Verkehrstauglichkeit gegeben.

“In unserer täglichen Arbeit spielt LSD nur eine untergeordnete Rolle”, bestätigt Prenn. Dennoch weist die Situation in Deutschland auf ein grundsätzliches Problem hin. “In der Prävention war die Verfügbarkeit lange der wichtigste Hebel, an dem angesetzt wurde”, erklärt er.
Dank des Onlineschwarzmarktes sind Amphetamine, Ecstasy und Pillen aller Art faktisch immer erhältlich. Manches bleibt im Zoll hängen, aber längst nicht alles. “Der Onlineschwarzmarkt ist ein großes Thema und polizeilich kaum verfolgbar”, bedauert der Experte.

Recherche statt Rausch
Wir übergaben die im Zuge der Recherche beschafften 1D-LSD-Tabletten an Silvester Inkert, den Geschäftsführer der Beratungsstelle “Die Faehre” in Dornbirn. Dort werden sie jetzt im Rahmen des Drug-Checkings genau untersucht.
Supro
Die Supro der Stiftung Maria Ebene engagiert sich intensiv in der Präventionsarbeit rund um Suchtmittel und psychoaktive Substanzen.