Ein legaler Mausklick liefert LSD beinahe frei Haus

VN / 15.11.2023 • 07:01 Uhr
Ein legaler Mausklick liefert LSD beinahe frei Haus
LSD ist an sich verboten. In Deutschland und Österreich ist es tatsächlich ein “an sich”. VN/Maier

Klicken, kaufen, konsumieren: LSD-Derivat in der Legalitäts-Grauzone.

Darum geht’s:

  • LSD-Derivat kann aufgrund einer Gesetzeslücke online innerhalb Deutschlands bestellt werden.
  • 1D-LSD ist in Deutschland und Österreich noch legal, aber eine Novellierung des NPSV in Österreich ist geplant.
  • Experten sehen hier einen deutlichen Handlungsbedarf seitens des Gesetzgebers.

Von Janine Maier und Matthias Rauch

Berlin, Schwarzach Es ist so einfach, dass es schon wieder skurril wirkt: Man tippt “legales LSD” in eine Internetsuchmaschine ein, öffnet die Website des Anbieters und bestellt den psychoaktiven Stoff online. Geliefert wird nur innerhalb Deutschlands, man benötigt also einen Postkasten jenseits der nahen Grenze, um das Päckchen abzuholen. Und tatsächlich: Drei Werktage nach der Bestellung halten wir die Packung mit dem psychoaktiven Stoff in den Händen. Aber wie ist das möglich?

Die beiden Tabletten sind winzig, der Lieferung liegt der Hinweis bei, dass die Tabletten nicht für den Konsum gedacht sind. Damit sichert sich der Lieferant rechtlich ab. <span class="copyright">VN/RAuch</span>
Die beiden Tabletten sind winzig, der Lieferung liegt der Hinweis bei, dass die Tabletten nicht für den Konsum gedacht sind. Damit sichert sich der Lieferant rechtlich ab. VN/RAuch

Beim selbsternannten Marktführer in Deutschland ist der Bestellvorgang recht simpel. Zwei Tabletten des derzeit legalen 1D-LSD kosten weniger als 50 Euro und können unkompliziert mit der Post verschickt werden. Aufgrund der rechtlichen Situation bietet das Unternehmen keinen Versand ins Ausland an. Doch Lindau ist nicht weit entfernt.

Gesetzliche Schlupflöcher

LSD per se ist auf beiden Seiten der Grenze illegal. Allerdings lässt sich bei der synthetischen Droge die chemische Formel schnell anpassen, ohne dass die Wirkung nachlässt. Dann fällt die neue Substanz nicht mehr unter das bestehende Verbot.

Ein legaler Mausklick liefert LSD beinahe frei Haus
Auf der Website des deutschen Herstellers lässt sich ein legales LSD-Derivat bestellen.

In Österreich gibt es dafür eigentlich seit zwölf Jahren das Neue-Psychoaktive-Substanzen-Gesetz (NPSV). “Das hat man eingeführt, weil man bemerkte, dass die Hersteller stets schneller als der Gesetzgeber sind”, bestätigt Andreas Prenn von der Supro der Stiftung Maria Ebene. Dieses Gesetz erlaubt es, ganze chemische Substanzklassen per Verordnung zu verbieten. Eine neue Formel reicht seither nicht mehr, um eine Droge zu legalisieren.

Zukünftige Regelungen

Aber LSD fällt nicht unter dieses Gesetz. Es ist im Suchtmittelgesetz erfasst, und dieses hat dasselbe Problem wie das deutsche Pendant: Was nicht ausdrücklich verboten ist, ist legal. Sprich, 1D-LSD ist in Österreich ebenfalls noch legal. Hier sieht Prenn klaren Handlungsbedarf, schließlich wurde das NPSV genau für solche Stoffe wie LSD erlassen und sollte diese daher auch inkludieren.

Ein legaler Mausklick liefert LSD beinahe frei Haus
Auf seiner Homepage macht der Verkäufer deutlich, dass die Tabletten nicht zum Konsum, sondern ausschließlich für Forschungszwecke bestimmt sind.

“Zur Zeit wird aber eine Novellierung der NPSV vorbereitet”, erklärt das zuständige Gesundheitsministerium unter Johannes Rauch. “Dabei soll der Verkauf von 1D-LSD verboten werden, der Konsum soll dabei nicht unter Strafe gestellt werden.” Ab Anfang 2024 sollen LSD-Derivate dann ebenfalls vom NPSV erfasst sein.

Rolle von LSD in der Gesellschaft

LSD ist eine Substanz, die nach einer prominenten Rolle in der Hippie-Ära stark an Bedeutung verlor. Es erzeugt zwar weniger eine körperliche Abhängigkeit, birgt jedoch erhebliche Risiken für die Psyche des Konsumenten. Durch die stark veränderte Wahrnehmung der Umwelt ist auch keine Verkehrstauglichkeit gegeben.

Ein legaler Mausklick liefert LSD beinahe frei Haus
Mit nur einem Mausklick landen zwei Tabletten für etwa 50 Euro in unserem Warenkorb.

“In unserer täglichen Arbeit spielt LSD nur eine untergeordnete Rolle”, bestätigt Prenn. Dennoch weist die Situation in Deutschland auf ein grundsätzliches Problem hin. “In der Prävention war die Verfügbarkeit lange der wichtigste Hebel, an dem angesetzt wurde”, erklärt er.

Dank des Onlineschwarzmarktes sind Amphetamine, Ecstasy und Pillen aller Art faktisch immer erhältlich. Manches bleibt im Zoll hängen, aber längst nicht alles. “Der Onlineschwarzmarkt ist ein großes Thema und polizeilich kaum verfolgbar”, bedauert der Experte.

Silvester Inkert von der Faehre in Dornbirn hat die beiden Tabletten entgegengenommen und wird sie zur Untersuchung einsenden. <span class="copyright">VN/MAIER</span>
Silvester Inkert von der Faehre in Dornbirn hat die beiden Tabletten entgegengenommen und wird sie zur Untersuchung einsenden. VN/MAIER

Recherche statt Rausch

Wir übergaben die im Zuge der Recherche beschafften 1D-LSD-Tabletten an Silvester Inkert, den Geschäftsführer der Beratungsstelle “Die Faehre” in Dornbirn. Dort werden sie jetzt im Rahmen des Drug-Checkings genau untersucht.

Supro

Die Supro der Stiftung Maria Ebene engagiert sich intensiv in der Präventionsarbeit rund um Suchtmittel und psychoaktive Substanzen.

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