„Es ist schön, für ein lebenswertes Göfis beizutragen“

Siegbert Terzer ist Geschäftsführer der Agrar Nenzing und der Forstbetriebsgemeinschaft Walgau.
GÖFIS 25 Jahre lang ist Siegbert Terzer bereits Geschäftsführer der Agrar Nenzing und seit drei Jahren zusätzlich auch Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Walgau. Ein Jubiläum, das den gebürtigen Göfner mit Freude erfüllt. Er arbeite viel und das auch noch gerne. Das können nur wenige Menschen von sich behaupten. Der dynamische Forstwirt setzt sich intensiv mit dem Thema einer nachhaltigen Nutzung der Wälder auseinander. Rund 3.500 Hektar Ertragswald werden von ihm und seinem Team nachhaltig betreut.
Wie sieht Ihr Aufgabengebiet als Geschäftsführer bei der Agrar Nenzing aus?
TERZER Als Leiter der Verwaltung organisiere ich den Gesamtbetrieb der Agrar und der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG). Das reicht von Sitzungsvorbereitungen der Entscheidungsgremien, Finanz- und Budgetplanung, Personalmanagement, die Abwicklung sämtlicher Behördenverfahren, Jagdplanung bis zum Vertragswesen und zur Öffentlichkeitsarbeit. Dabei ist es mir wichtig zu erwähnen, dass wir eine sehr flache Hierarchie in unserem Team haben und mich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sehr gut unterstützen. Besonders stolz bin ich auf unsere Lehrlingsausbildung. Alle Forstfacharbeiter wurden in unserem Betrieb ausgebildet, aktuell bilden wir unter der Leitung von Lehrlingsausbilder Thomas Geiger vier Forstfacharbeiterlehrlinge aus.

Können Sie unseren Lesern kurz einen typischen Arbeitstag schildern?
TERZER Die meisten Tage beginnen mit der Teambesprechung und Abstimmung der Arbeitseinsätze am morgen. Am Vormittag geht es weiter mit Verwaltungstätigkeiten, die trotz Digitalisierung und elektronischer Unterstützung immer mehr Zeit in Anspruch nehmen, weiter. Projektvorbereitungen und die Kontrolle der laufenden Projekte bringen mich glücklicherweise auch hinaus in die Natur. Einige Abende sind mit Sitzungsterminen mit Vorstand, verschiedenen Ausschüssen oder Projektgruppen ausgefüllt, zumal sowohl die Funktionäre der Agrar als auch die Verantwortlichen der FBG Mitgliedsbetriebe alle ehrenamtlich tätig sind und in der Regel nur am Abend Zeit haben. Das muss man in meinem Job wissen und mögen.
Was beinhaltet die Zielsetzung der Forstbetriebsgemeinschaft Walgau?
TERZER Das Land Vorarlberg hat die Bildung von Forstbetriebsgemeinschaften sehr stark forciert und gefördert, um auch kleineren Forstbetrieben eine Betreuung der Waldflächen mit qualifiziertem Forstpersonal zu ermöglichen. Nachdem der langjährige Forstbetriebsleiter der Gemeinde Göfis vor drei Jahren pensioniert wurde, haben wir diesen Schritt gemacht. Für mich persönlich schließt sich ein Kreis, es ist schön, für den Wald in meiner Heimatgemeinde Verantwortung tragen zu dürfen und etwas für ein lebenswertes Göfis beitragen zu können.

Somit ergänzen sich die beiden Bereiche, also die Agrar Nenzing und die Forstbetriebsgemeinschaft Walgau?
TERZER Ja, auf jeden Fall. Einerseits können wir unsere Mitarbeiter und Forstunternehmer, mit denen wir schon viele Jahre zusammenarbeiten, ganzjährig beschäftigen, weil wir in Göfis gerade im Winter gut arbeiten können. Andererseits ist der Forstbetrieb der Gemeinde Göfis mit Förster Thomas Walter und unserem Mitarbeiterteam und Fuhrpark bei dringenden Arbeiten oder Schäden durch Sturmereignisse jederzeit professionell unterstützt.
Die Forstbetriebsgemeinschaft wird unter dem Prinzip der Subsidiarität geleitet. Was bedeutet das?
TERZER Das beinhaltet, dass wir Verwaltungsaufwände, Holzverkäufe und Investitionen ganz transparent und jedem Mitgliedsbetrieb so direkt wie möglich zuordnen. Dadurch werden jedem Mitglied nur die tatsächlich anfallenden Kosten, aber auch die Erlöse aus dem Holzverkauf nachvollziehbar direkt verrechnet. Das schafft Vertrauen und bewährt sich bestens.

Worin unterscheidet sich denn beispielsweise die Waldbewirtschaftung in Nenzing von der in Göfis?
TERZER Während in Göfis die Waldbewirtschaftung sehr stark durch die Nutzfunktion des Waldes und die Erholungs- und Wohlfahrtsfunktion (Trinkwasserschutz) geprägt ist, stehen bei der Agrar Beschling und der Agrar Nenzing die Schutzfunktion des Waldes auf mehr als 2/3 der Waldfläche im Vordergrund.

Ein Aspekt einer nachhaltigen Bewirtschaftung bietet auch die regionale Versorgung mit Nutz- und Brennholz für Private und die Industrie. Worin sehen Sie die Vorteile?
TERZER Durch die multifunktionale kleinflächige Bewirtschaftung und nachhaltige Nutzung des Waldes entstehen Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region. Durch die Nutzung von Holz als langlebigen Bauholz und die energetische Verwertung des Brennholzes werden allein in unserer FBG jährlich ca. 8.500.000 kg Co2 eingelagert und aus der Atmosphäre entzogen und circa 750.000 Liter fossiles klimaschädliches Heizöl durch den nachwachsenden Brennholz Holz ersetzt. Ich meine, das ist doch genial! BI
zur PERSON
SIEGBERT TERZER
Betreuung von rund 3.500 Hektar Ertragswald
Produktion von rund 12.000 Kubikmeter Nutz- und Brennholz jährlich;
Instandhaltung von fast 200 Kilometern Wald- und Güterwegen, Instandhaltung von 50 Gebäuden (in Nenzing zwei Sennereien, 200 Milchkühe und 800 Stück Jungvieh auf der Alpe, zwei Kraftwerke und noch vieles mehr)
GEBOREN 23. April 1965
FAMILIE Verheiratet mit Birgit, zwei Söhne (Stephan 23 Jahre und Benedikt 21 Jahre)
WOHNORT Göfis
BERUFLICHER WERDEGANG Matura am BORG Feldkirch im naturwissenschaftlichen Zweig, Studium der Forst- und Holzwirtschaft an der BOKU Wien, Mitarbeit und selbstständige Tätigkeit in einem technischen Büro, seit 1998 Geschäftsführer der Agrar Nenzing, seit 2020 zusätzlich Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Walgau.
HOBBYS Eigentlich ist mein Beruf mein Hobby. Ansonsten Bergwandern, ein gutes Buch lesen, gut essen und trinken, selten segeln.
EHRENAMT In der Gemeindepolitik seit 1995 tätig.
