Mit 85 Jahren ist Schluss: “Es war eine schöne Zeit”

Josef Gantner war 20 Jahre lang Wanderführer für VORARLBERG50plus. Nun hört der Bludenzer mit 85 Jahren auf.
bludenz 12.600 Kilometer legte Josef Gantner in den letzten 20 Jahren als Wanderführer für VORARLBERG50plus, Ortsgruppe Bludenz, zurück. Insgesamt bestritt er 782 Wanderungen mit einer Teilnehmerzahl von 17.500 Personen. „Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte.“ Nun hat er die Leitung an Jochen Campestrini, Wilma Kessler und Martha Neyer abgegeben.

„Wir haben ein schönes Ländle“, sagt der Bludenzer. Josef Gantner hat erst in seiner Pension die Ausbildung zum Wanderführer gemacht. Die Geschicke hat er damals von Erwin Fenkart übernommen, aus dem Grund, da Erwin kein offizieller Wanderführer war und es somit versicherungstechnische Probleme gegeben hätte. Im Oktober 2003 hat Josef Gantner dann seine erste Wanderung durchgeführt.

Während Erwin Fenkart nur im Sommer Wanderungen angeboten hatte, wanderte Josef Gantner das ganze Jahr über mit den Senioren. Sie waren im ganzen Land unterwegs, von Alberschwende über Zwischenwasser bis ins Montafon. Sogar nach Kronburg (Landeck) hat es sie hin verschlagen, ebenso nach Liechtenstein und in die Schweiz. 389 verschiedene Wanderungen hat Josef Gantner in den 20 Jahren geführt. 60 Prozent davon ist er vorgewandert, um zu prüfen, ob die Tour auch seniorengerecht ist und keine unangenehmen Überraschungen bereithält.

Zwischen zwei und vier Stunden dauern die Wanderungen, die unter dem Motto „Wir tun etwas für unserer G’sundheit und lernen dabei s’Ländle kenna“ stattfinden. „Im Jänner habe ich mit einer leichten Winterwanderung in Schruns angefangen. Dann habe ich die Touren weiter ausgedehnt“, berichtet Josef Gantner von seinen ersten Winterwanderungen. Manchmal haben die Wanderungen, die immer dienstags stattfinden, mehr Anstieg, manchmal mehr Abstieg. „Die Wanderungen sind wahnsinnig gut angenommen worden, vor allem die im Bregenzerwald und Leiblachtal.“ Die Senioren aus dem Bezirk Bludenz haben sich gefreut, mal etwas anderes zu sehen. Viele von ihnen waren davor noch nie im Bregenzerwald. In dieses Gebiet führte auch seine letzte Wanderung, genauer gesagt nach Hittisau – Rotenberg – Schweinsberg – Krumbach. Jetzt ist er 85 Jahre alt. „Man muss aufhören, wenn man am Höhepunkt angelangt ist.“

Im Durchschnitt nahmen heuer 25 Personen an seinen Wanderungen teil, die aus dem ganzen Land kamen. Der „harte Kern“, der prinzipiell immer dabei war, bestand aus sieben bis acht Personen. Wichtig ist immer, dass die Senioren einkehren können. „Doch das ist immer schwieriger geworden“, weiß Josef Gantner. Die Teilnehmer schätzen den gesellschaftlichen Teil der Wanderung sehr, doch viele Hütten haben zugemacht oder mehr Ruhetage.

Die schönsten Wanderungen
Der linke Suggadinweg fand Josef Gantner besonders schön dieses Jahr. Ein schönes Gebiet für eine Frühjahrswanderung – zur Kirschblütenzeit – sei zum Beispiel Viktorsberg und Klaus. Auch die Engenlochschlucht und der Wanderweg entlang der Bolgenach in Hittisau sind für den Pensionisten schöne Wanderungen. Natürlich blieb auch die Schweiz nicht unberührt. So wurde auch das Appenzeller Land erwandert, Gipfeltouren auf den Regitzer Spitz und Gäbris unternommen. „Im Frühjahr blühen die Wiesen und oben liegt noch der Schnee. Da bekommst du das Rheintal auf dem Silbertablett serviert“, schwärmt Josef Gantner.

Die Touren hat er sich alle selbst ausgesucht. „Am Sonntag saß ich stundenlang vor der Wanderkarte. Da geht sehr viel Freizeit drauf.“ Alle Wanderungen hat er zudem dokumentiert, weshalb die Liste dementsprechend lang ist. Von 2006 bis 2018 hat er zusätzlich fürs Land die Tourenplanung übernommen. Alle 14 Tage führte er eine Tour, die fünf Stunden oder länger ging. So waren Gipfelaufstiege auf die Mörzelspitze oder den Schäfler möglich. Ebenso hat er sechsmal eine Wanderwoche begleitet und sieben Wanderwochen geführt. „Das war eine schöne Zeit in Südtirol“, blickt er zurück.

In Zukunft wird Josef Gantner auch an der ein oder anderen Wanderung teilnehmen. Daneben hat er aber auch andere „Baustellen“, um die er sich kümmern muss, wie den Garten. „Bergsport ist der gesündeste Sport, den es gibt“, ist Josef Gantner überzeugt. „Für mich ist Wandern aber nicht nur Wandern, sondern auch Bildung.“ So war er auf jeder Tour gut vorbereitet gewesen, konnte Wissenswertes zum Ort, seiner Geschichte und der Landschaft sagen. VN-JUN