Dem ersten Waldfriedhof in Vorarlberg steht nichts mehr im Wege

VN / 07.01.2024 • 12:15 Uhr
Bei der Vertragsunterzeichnung (v. l.): Vizebürgermeister Roland Köfler, Bürgermeister Martin Konzet, Geschäftsführer Christian Berner und Axel Baudach der Klosterwald GmbH, hinten: Walter Amann von der Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg. <span class="copyright">VN/JUN</span>
Bei der Vertragsunterzeichnung (v. l.): Vizebürgermeister Roland Köfler, Bürgermeister Martin Konzet, Geschäftsführer Christian Berner und Axel Baudach der Klosterwald GmbH, hinten: Walter Amann von der Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg. VN/JUN

Nun ist es vertraglich festgehalten: Die Klosterwald Verwaltungs GmbH mit Sitz in Wien betreibt ab Frühling den Waldfriedhof in Bludesch – der erste seiner Art in Vorarlberg.

Bludesch In Frieden ruhen – das kann man künftig auch im Bludescher Wald, denn hier entsteht der erste Waldfriedhof Vorarlbergs. Betrieben wird dieser von der Klosterwald Verwaltungs GmbH mit Sitz in Wien. Acht Hektar Wald stehen für Bestattungen zur Verfügung.

Jeder Baum bekommt zudem eine Nummer, damit Angehörige ihn leichter wiederfinden können. <br><span class="copyright">KLOSTERWALD VERWALTUNGS GMBH</span>
Jeder Baum bekommt zudem eine Nummer, damit Angehörige ihn leichter wiederfinden können.
KLOSTERWALD VERWALTUNGS GMBH

Die Gemeinde hat das Waldstück an die Klosterwald Verwaltungs GmbH, bestehend aus dem Stift Heiligenkreuz, dem Stift Klosterneuburg und dem Erzbistum Wien, verpachtet. Für die kirchliche Organisation ist der Bludescher Standort der siebte Wald, den sie betreut, und der erste in Vorarlberg. Die Gemeinde hat sich bewusst für die Klosterwald Verwaltungs GmbH entschieden, da sie die Absicht hat, den Waldfriedhof langfristig zu betreiben.

Axel Baudach und Christian Berner besichtigten zusammen mit Forstbetriebsleiter Walter Amann den Bludescher Wald. Hier stehen sie gerade auf dem künftigen Verabschiedungsplatz. <span class="copyright">VN/JUN</span>
Axel Baudach und Christian Berner besichtigten zusammen mit Forstbetriebsleiter Walter Amann den Bludescher Wald. Hier stehen sie gerade auf dem künftigen Verabschiedungsplatz. VN/JUN

„Wir wollen den Menschen die Möglichkeit geben, zu Lebzeiten in den Wald zu gehen und sich ihre letzte Ruhestätte auszusuchen“, sagt Axel Baudach von der Klosterwald Verwaltungs GmbH. Ideal ist der Waldfriedhof für Menschen, die keine Angehörigen mehr haben, oder diese weit weg wohnen. „Die Grabpflege übernimmt die Natur“, erklärt Axel Baudach weiter.

So sieht beispielsweise der Andachtsplatz in Kahlenberg aus.<span class="copyright"> Klosterwald Verwaltungs GmbH</span>
So sieht beispielsweise der Andachtsplatz in Kahlenberg aus. Klosterwald Verwaltungs GmbH

Zehn Bestattungen pro Baum sind möglich. Verwendet werden ausschließlich biologisch abbaubare Urnen. Grabschmuck, Blumensträuße oder Kränze sind nicht erlaubt, sodass man als Waldspaziergänger nicht erkennen wird, dass man sich gerade auf einem Friedhof befindet. Selbst Kerzen darf man nicht anzünden. Bei der Beisetzung sind nur Blütenblätter erlaubt. Neben einem Gemeinschaftsbaum (25 Jahre Laufzeit) gibt es auch ganze Familienbäume (50 Jahre Laufzeit) sowie einen Baum für Sternenkinder.

Für eine bessere Sicht auf den Rätikon müssen wenige Bäume noch gefällt werden. <span class="copyright">VN/JUN</span>
Für eine bessere Sicht auf den Rätikon müssen wenige Bäume noch gefällt werden. VN/JUN

Minimaler Eingriff

Der Wald kann in seiner Ursprünglichkeit bestehen bleiben, denn auf dem Waldfriedhof findet keine Forstwirtschaft statt. Der Eingriff in den Wald bleibt minimal. Lediglich ein kleiner Verabschiedungsplatz mit ein paar Holzbänken, die im Halbkreis aufgestellt sind, und mit einer Art Altar in Form eines Findlings wird im Wald angelegt. Vereinzelte Bäume müssen für die Sicht auf den Rätikon noch gefällt werden, doch dann wird der Wald sich selbst überlassen. Neue Wege werden nicht angelegt, es werden sich aber Trampelpfade zu den einzelnen Bäumen hin entwickeln.

Christian Berner erklärt die unterschiedlichen  Baumarten, die hier wachsen. <span class="copyright">VN/JUN</span>
Christian Berner erklärt die unterschiedlichen Baumarten, die hier wachsen. VN/JUN

Walter Amann, Forstbetriebsleiter der Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg, freut sich über die Kooperation mit der Klosterwald Verwaltungs GmbH: „Das ist etwas Besonderes für mich.“ Seit 20 Jahren kümmert er sich um den Wald. Er war es auch, der den Waldfriedhof initiiert hat. „Ich habe den Vorschlag gemacht, etwas anderes mit dem Wald zu machen als nur Holz.“

So sieht der Andachtsplatz in St. Pölten, Ochsenburg, aus. <span style="color: rgba(111, 111, 111, var(--tw-text-opacity)); font-size: 0.75rem; text-transform: uppercase;"><span class="copyright">KLOSTERWALD VERWALTUNGS GMBH</span></span>
So sieht der Andachtsplatz in St. Pölten, Ochsenburg, aus. KLOSTERWALD VERWALTUNGS GMBH

Ein kleiner Parkplatz im Wald auf dem Weg Richtung Schnifis steht den Waldfriedhofsbesuchern zur Verfügung. Dort haben maximal zehn Autos Platz. Mehr Besucher gleichzeitig sind auch nicht zu erwarten, heißt es von den Verantwortlichen, denn die Verabschiedungen finden meistens in den Heimatgemeinden statt. Bestattet werden kann jeder auf diesem katholischen, aber konfessionslosen Friedhof – auch wenn man nicht in Vorarlberg wohnt.

Hier geht es auf den Parkplatz. <span class="copyright">VN/JUN</span>
Hier geht es auf den Parkplatz. VN/JUN

Gute Mischung

Die Bäume sind mit Namenstafeln versehen, sodass man die Grabstätte – auch mithilfe einer Übersichtskarte – immer wiederfinden kann. Mehrere Tausend Bäume umfasst das Waldstück, doch anfangen wird man mit 500 Bäumen. Infrage kommen nur stabile, vitale Bäume, die mindestens noch 25 bis 50 Jahre bestehen, erklärt Christian Berner, Forstdirektor und Geschäftsführer der Klosterwald Verwaltungs GmbH. Dabei wachsen in diesem Waldstück verschiedene Baumarten, sodass für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Es gibt Tannen, Fichten, Ahorn, Buchen, Lärchen, Kiefern. „Jede Mischung des Waldes bedeutet auch mehr Stabilität“, erklärt Christian Berner.

Walter Amann kümmert sich seit 20 Jahren um den Bludescher Wald. <span class="copyright">VN/JUN</span>
Walter Amann kümmert sich seit 20 Jahren um den Bludescher Wald. VN/JUN

Bürgermeister Martin Konzet freut sich über die Kooperation mit der Klosterwald Verwaltungs GmbH: „Auch in unserer Region gibt es eine Nachfrage nach alternativen Bestattungsformen. Dabei steht vor allem die Waldbestattung hoch im Kurs. Dank der Zusammenarbeit mit der Klosterwald Verwaltungs GmbH wird erfreulicherweise im Gemeindegebiet Bludesch nun erstmals in Vorarlberg diese Art der Bestattung angeboten.“ Der offizielle Start ist im Frühling. Im Wald werden noch zwei bis drei Bänke aufgestellt, um zu rasten, dann können die ersten Bäume zur letzten Ruhestätte werden. VN-JUN

Auf dieser Fläche sollen dann die zehn Parkplätze entstehen. <span class="copyright">VN/JUN</span>
Auf dieser Fläche sollen dann die zehn Parkplätze entstehen. VN/JUN