Auerhühner machen Seilbahnpläne zunichte

Geplant ist die neue Loischbahn, die die Einhornbahn 2 ersetzen soll, schon lange. Eigentlich sollten in diesem Winter auch schon die ersten Skifahrer mit der neuen Kabinenbahn auf den Loischkopf fahren. Doch jetzt steht das ganze Projekt auf der Kippe.
Brand, Bürserberg Aufgrund des fehlenden naturschutzrechtlichen Gutachtens konnte die neue Loischbahn in Bürserberg nicht wie eigentlich geplant letzten Sommer gebaut werden. Nun verschiebt sich das Seilbahnprojekt um ein Jahr nach hinten – dachten die Verantwortlichen zumindest. Doch jetzt steht die Frage im Raum, ob die Loischbahn überhaupt jemals gebaut werden wird oder ob das Projekt nicht an der dort lebenden Quellpopulation der Auerhühner scheitert, denn auch dieses Jahr ist ein Baubeginn unwahrscheinlich.

Geplant ist eine 10er Einseilumlaufbahn von Doppelmayr für rund 25 Millionen Euro. Die Kabinenbahn für zehn Personen soll im Sommer Bikes und im Winter Ski transportieren. Dabei wird es die Einhornbahn 1 und 2 in ihrer jetzigen Form nicht mehr geben. Im ersten Schritt soll die Einhornbahn 2 neugebaut und zur Loischbahn umgetauft werden. Die jetzige Loischkopfbahn und der Tschenglalift werden abgebaut. Die Hälfte der Kosten übernehmen die Brandnertaler Bergbahnen, die andere Hälfte die Gemeinden Bürserberg und Brand und weitere Aktionäre, die als Gesellschafter allesamt an den Brandnertaler Bergbahnen beteiligt sind.


Erst Hotelneubau, dann Dorfbahn
Im zweiten Schritt soll die Einhornbahn 1 abmontiert und als Dorfbahn neugebaut werden. Durch die neue Dorfbahn soll dann auch der Verkehr auf die Tschengla minimiert werden, denn momentan fahren an guten Tagen bis zu 1100 Autos hoch. Für dieses Vorhaben, das die Gemeinde Bürserberg zum großen Teil selbst finanzieren muss, braucht es aber zwei neue Hotels in Bürserberg. Denn nur mit dem Mehr an Gästen und die dadurch steigenden Einnahmen lässt sich der Neubau der Dorfbahn stemmen. Die Hotels sind bereits von der Gemeindevertretung beschlossen worden, doch umgesetzt ist noch kein einziges davon. Die Investoren für die Hotels „Rinderstall“ und „Untere Böden“ sind aber auch noch nicht abgesprungen. „Sobald wir den Räumlichen Entwicklungsplan verabschiedet haben, hoffen wir, die Hotels umsetzen zu können“, sagt Bürgermeister Fridolin Plaickner. Die Dorfbahn ist im Übrigen von der Loischbahn entkoppelt. Heißt, wenn die Loischbahn aufgrund der Auerhühner keine Baugenehmigung bekommen sollte, betrifft das nicht die Dorfbahn.

Zuerst war bei der neuen Bergstation der Loischbahn ein Restaurant integriert gewesen, doch das hat die Raumplanung des Landes abgelehnt. Auch war die Idee, dass die neue Bergstation auf den Gipfel es Loischkopfes gebaut werden soll, doch auch dies wurde von der Behörde nicht genehmigt. So soll die neue Bahn ohne Gastronomie am gleichen Standort wie jetzt gebaut werden. „Der Neubau der Loischbahn in Bürserberg ist ein wichtiges Zukunftsprojekt für die Bergbahnen Brandnertal als auch für die touristische Entwicklung des Tales“, sagt der Brandner Bürgermeister Klaus Bitschi.

Das Verfahren zieht sich in die Länge. Am 26. August 2022 wurde das Projekt bei der Bezirkshauptmannschaft Bludenz zur Genehmigung eingereicht, doch das naturschutzrechtliche und forstrechtliche Gutachten ließen auf sich warten. Die positive Bauverhandlung und seilbahnrechtliche Genehmigung erfolgten erst im September 2023.

Plaickner hofft, dass man 2025 mit dem Neubau der Bahn starten könne –, „wenn alles gut geht“, fügt er an. Die Gemeinden Brand und Bürserberg sind mit der Wildbiologin Veronika Grünschachner-Berger im engen Austausch. Vor fast zehn Jahren habe es fast gar keine Auerhühner im Bereich des Loischkopfes gegeben, jetzt lebt dort eine schützenswerte Quellpopulation. Die Verantwortlichen sind sich einig, eine Beunruhigung des Gebiets zu vermeiden. Dabei besteht das Hauptproblem im Verlassen der offiziellen Wege. „Wir müssen mit den Naturschutzorganisationen einen guten Weg finden, damit die Auerhühner und die Seilbahn Platz haben“, so Fridolin Plaickner.
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Einsprüche von Naturschutzorganisationen
Ob die Bahn jemals gebaut wird, ist fraglich, denn innerhalb der gesetzlich vorgesehenen Frist sind bei der Behörde einzelne Einsprüche eingegangen (von der Naturschutzanwaltschaft Vorarlberg, den Naturfreunden Vorarlberg, dem Alpenschutzverein Vorarlberg und von BirdLive Österreich), die noch behandelt werden müssen. Diese betreffen vor allem das Thema Artenschutz, insbesondere in Bezug auf das Auer- und Birkhuhn. „Aufgrund dieses noch fehlenden rechtskräftigen Beschlusses wird sich der Baubeginn weiter verschieben und wir können aus heutiger Sicht nicht mit dem Bau im April 2024 starten“, informiert Klaus Bitschi. „Wir gehen davon aus, dass der Verhandlungstermin im Jänner stattfinden wird und mit einer etwaigen Entscheidung erst frühestens im März/April gerechnet werden kann. Und je nach Ausgang würde es dann eventuell noch weiter gehen mit Revision und in die nächste Instanz. Doch das Ziel sollte sein, mit den Organisationen so ein gutes Konzept bzw. ein Maßnahmenkatalog auszuarbeiten, dass sie in Folge ihren Einspruch zurückziehen.“

Naturschutzanwältin Katharina Lins erläutert, warum die Naturschutzanwaltschaft Einspruch erhoben hat: Das Problem sei, dass nach dem Neubau die Kapazitäten des Lifts mehr als verdoppelt werden würden. Dadurch werden die Tiere, die dort leben, noch mehr gestört. „Gerade am Loischkopf gibt es eine wichtige Population von Auerhühnern, die bei uns stark gefährdet sind“, erklärt Katharina Lins weiter. Erst 2023 habe man den Bestand in Vorarlberg genauer untersucht und weiß seither, dass der Bestand am Loischkopf bedeutender ist als gedacht. Es ist die einzige Quellpopulation in Vorarlberg, das heißt, dass von dort Vögel in andere Bereiche auswandern. „Störungen sind ein großes Problem für diese Vögel, gerade weil es bei uns kaum noch ungestörte Lebensräume gibt. Natürlich ist der Bahnbetrieb nicht die einzige Störung, dort überlagern sich ja eine ganze Reihe von Aktivitäten. Man muss versuchen, insgesamt in dem Gebiet eine Verbesserung zu erreichen, und wir können immer nur dort ansetzen, wo es Veränderungen gibt, und etwas Neues bewilligt werden muss.“ VN-JUN