Berührende Zeitzeugenberichte: 70 Jahre Lawinenunglück in Dalaas

Viele Interessierte füllten den Kristbergsaal anlässlich der Veranstaltung “70 Jahre Lawinenunglück” in Dalaas.
Dalaas Aufgrund des großen Interesses im Vorfeld wurde die Veranstaltung anlässlich des Lawinenunglücks in Dalaas vor 70 Jahren vom Feuerwehrhaus in den Kristbergsaal verlegt, was sich bald als richtig herausstellte. Der Saal war mit Interessierten und Zeitzeugen gefüllt.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Bürgermeister Martin Burtscher die Besucher, seinen Bürgermeisterkollegen Hans Peter Pfanner aus Innerbraz sowie Landesrat Christian Gantner und Landtagsabgeordneter Christoph Thoma. Christof Thöny (Obmann des Museumsvereins Klostertal) betonte in seinem Vortrag zuerst die Wichtigkeit der Arlbergbahn für den Verein. Im Arlberg-Archiv werden wertvolle Informationen, Fotos und weitere Materialien gesammelt. Dann ging er auf den Katastrophenwinter 1954 ein, insbesondere hinsichtlich des Lawinenunglücks beim Bahnhof Dalaas. Bei diesem tragischen Unglück verloren Klementine und Wilhelm Purtscher, Kurt, Margarete und Rita Mergenthal, Karl Linseder (Lokführer), Peter Nußbaumer (Lokbeimann), Franz Strobl (Zugführer) und die jungen Studenten Helmut Binder und Paul Schobel ihr Leben.

Zum Lebensretter geworden
Beim Bahnhof Dalaas riss eine Lawine am 12. Jänner um 0.26 Uhr die Lokomotive, einige Wagons und einen Teil des Bahnhofgebäudes mit. Ein Modell, gefertigt von Reinhard Sandholzer, zeigt eindrucksvoll das damalige Chaos beim Bahnhof Dalaas. Dieses Modell, Bergretterausrüstung und einige Alben mit Fotos vom Lawinenunglück konnten die Besucher anlässlich der Erinnerungsveranstaltung betrachten.

Mit großer Freude empfing Christof Thöny insbesondere Hans Hechenberger, der damals als Lebensretter in Erscheinung trat. Besondere Anerkennung gebührte auch Josef Wilhelm Purtscher, der von 1923 bis zu seinem tragischen Tod bei einem Lawinenunglück im Jahr 1954 die Lehnenbahnmeisterei leitete. Nach dem Vortrag berichtete Cilly Lueghofer, die im Jahr 2012 verstorben war, in einem Video von den damaligen Ereignissen, die sie als Tochter des Wirtes des Gasthofs Paradies hautnah miterlebte. Hans Hechenberger erzählte anschließend, wie er das Mädchen Annelies Schranz aus der Lawine befreite und somit zu ihrem Lebensretter wurde. „Nachdem ich einigen aus ihrer misslichen Lage half und weiter durch den Schnee watete, sah ich eine Hand, die aus dem Schnee ragte. Ich begann zu schaufeln und konnte das junge Mädchen retten“, sagte Hechenberger.

Vorahnung gehabt
Weitere Zeitzeugen, wie Edwin Thoma, Josef Gantner, Fritz Osterkorn und Ernst Hartmann, sorgten mit ihren Berichten ebenfalls für berührende Momente bei der Erinnerungsveranstaltung. Margret Nessler erzählte von ihrem Vater, der eine Vorahnung hatte und die Menschen auf der gegenüberliegenden Dorfseite warnen wollte. „Aufgrund der großen Schneemengen war es unmöglich, auf die andere Dorfseite zu gelangen. Als wir später vom Unglück erfuhren, war die Betroffenheit bei uns sehr groß“, so Margret Nessler.

Alle Zeitzeugen berichteten, wie mit Schaufeln und Pickel gesucht wurde. „Um die Verunglückten in Würde aufbahren zu können, haben wir noch in der Nacht Särge gebaut und die Toten wurden im Obergeschoss des Mesnerhauses aufgebahrt“, berichtete Ernst Hartmann, der als Jugendlicher mithalf, die Menschen einzusargen.

Annelies Burtscher, Nichte und Gotakind von der verunglückten Klementine Purtscher, war immer gerne zu Besuch bei ihrer Gota. „Da sie kinderlos waren, fehlte es mir bei den Besuchen an nichts und ich wurde verwöhnt. Die Nachricht, dass beide beim Lawinenunglück ums Leben kamen, traf uns sehr“, so Annelies Burtscher. Annelies Schmid, geborene Schranz, freute sich, ihren Lebensretter wieder einmal zu sehen und erzählte ebenfalls über die damaligen Ereignisse und die Angst, die damals alle hatten. Der Schock saß bei ihrer Familie tief und als sie von Dalaas wegzogen, meinten sie: „Nie mehr nach Dalaas und bitte nie mehr eine Lawine.“ DOB

