Schwer einsehbare Zebrastreifen, zu schmale Gehsteige und Tempo 50: So gefährlich ist die Hauptstraße durch Bürs

VN / 23.02.2024 • 15:15 Uhr
Schwer einsehbare Zebrastreifen, zu schmale Gehsteige und Tempo 50: So gefährlich ist die Hauptstraße durch Bürs
Steffi und Thomas Konzett finden genauso wie Karl-Heinz Dobler die L 82, die durch das Ortszentrum von Bürs führt, gefährlich. Bilder: VN/JUN

Karl-Heinz Dobler und die Familie Konzett zeigen die Problemzonen entlang der Hauptstraße (L 82) durch Bürs – und davon gibt es einige. Sie befürworten ein flächendeckendes Tempo 30, denn gerade für Kinder ist die viel befahrene Hauptstraße durch den Ort gefährlich.

Bürs Freitags, 7.30 Uhr: Berufsverkehr in Bürs. Karl-Heinz Dobler wohnt in der Hauptstraße 41, die Pendler und Touristen fahren direkt an seinem Haus vorbei. Doch er hat nichts per se gegen den Verkehr und er ist auch nicht für eine Begegnungszone. Für ihn reicht es schon aus, wenn die Geschwindigkeit im gesamten Ort auf Tempo 30 reduziert wird.  

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Karl-Heinz Dobler ist Anrainer der L 82. Er geht mit dem Kinderwagen den Fußweg ab. Im Hintergrund sieht man ein kleines Verkehrschild, das auf den Zebrastreifen hinweist, der 50 Meter entfernt ist und als Schulweg genutzt wird. Gut einsehbar ist dieser aber nicht.

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Die L 82 durchtrennt Bürs. Viele Familien wohnen ostseitig der Landesstraße. Die Kinder müssen die Hauptstraße queren, um in den Westen des Ortes zu gelangen, wo sich die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen befinden. Beim Haus der Familie Dobler gibt es einen Zebrastreifen, der als Schulweg dient, doch dieser sei gefährlich, denn er ist für die Autofahrer schwer einsehbar, da sie kurz vor und nach dem Zebrastreifen aus einer Kurve angefahren kommen. Dass hier noch kein Unfall passiert ist, sei Glück. „Die Kinder gucken nicht immer richtig“, weiß Edith Dobler. Hier würde schon eine Drosselung auf 30 km/h helfen, damit die Autofahrer schneller reagieren können. Doch erlaubt sind 50 km/h und die werden zum Teil auch gefahren, wenn nicht sogar noch schneller, weiß das Ehepaar. „Der Tenor geht Richtung 30er im ganzen Ortsgebiet“, sagt Karl-Heinz Dobler. Das sei für die Kinder sicherer, ergänzt seine Frau Edith.

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Karl-Heinz Dobler steht hier vor seinem Haus (rechts). Der Zebrastreifen ist direkt daneben.
Verkehrsschild, Autobahnanschluss, Kreuzung von Brand kommend, Verkehr wird durch Bürs geleitet, L82
Wer nach Innsbruck, Klösterle oder Schruns will, muss laut Beschilderung durch Bürs.

Den Bürsern würde es schon helfen, wenn die Verkehrsschilder bei der Ragelzenz-Kreuzung (von Brand kommend) die Autofahrer nicht durch Bürs leiten würden. Denn für den Autobahnanschluss Richtung Innsbruck sowie für die Ziele Klostertal und Montafon muss der Autofahrer laut Beschilderung durch Bürs fahren, obwohl es laut Edith Dobler nicht länger dauern würde, wenn man über die Ortsumfahrung von Bürs (L 81) auf die Autobahn in Nüziders auffährt.

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Auch hier passt der Kinderwagen nicht auf den Gehsteig. Karl-Heinz Dobler muss auf die Straße ausweichen.
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Hier sieht man es deutlich: Der Zebrastreifen ist aufgrund der Kurve beim Gasthaus Stern nicht einsehbar.

Der Verkehr aus dem Brandnertal werde durch Bürs auf die Autobahn geführt, da dieser Weg die kürzeste und logischste Verbindung in Richtung Innsbruck darstellt, erklärt Arnold Brunner von der Bezirkshauptmannschaft Bludenz, Abteilung Polizei und Verkehr. Die Verkehrsführung vom Brandnertal in Richtung Innsbruck über die L 81 weiter geradeaus zu führen, würde bedeuten, entgegen die Reiserichtung über die L 190 zum Kreisverkehr in Nüziders zu fahren, um dort auf die A 14 aufzufahren, was ein Umweg wäre.

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Hier wird der Gehsteig schmaler. Bordsteine gibt es keine.
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Auch diese Kurve beim Café Dörflinger ist problematisch, denn wo ich als Fotografin stehe, befindet sich ungefähr der Zebrastreifen.
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Weder rechts noch links ist ausreichend Platz für Fußgänger.

Problematisch sind auch die Gehsteige, die teilweise so schmal sind, dass ein Kinderwagen darauf keinen Platz mehr hat. Karl-Heinz Dobler demonstriert die Gefahr mit dem Kinderwagen seines Enkels. Nicht nur einmal muss er mit dem Kinderwagen auf die viel befahrene Straße ausweichen, was schnell zu gefährlichen Situationen mit Autos und Bussen führen kann. Auch passen weder Kinderwagen und Fußgänger noch zwei Fußgänger nebeneinander. Einer von beiden muss auf die Hauptstraße ausweichen. Die Gehsteige kann man aber auch nicht verbreitern, da die Hauptstraße eng bebaut ist. Ein weiterer Risikofaktor ist die Tatsache, dass die Gehsteige befahrbar sind. Der neue Alvier-Radweg schafft zwar hier eine sichere Alternative, auch für Fußgänger, nur muss man diesen erst einmal erreichen, wenn man im östlichen Teil des Ortes lebt – und dafür muss man über die L 82.

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Ein Kinderwagen hat nicht immer Platz auf dem Gehsteig.
Steffi und Thomas Konzett, mit Tochter Maya. Stiglaweg in Bürs
Steffi und Thomas Konzett mit Tochter Maya vor ihrem Haus im Unterainweg.

Thomas (44) und Stefanie (38) Konzett leben mit ihren zwei Kindern, Aria (5) und Maya (4), auf der Ostseite des Dorfes, genauer gesagt im Unterrainweg. Auch sie finden das Queren der L 82 gefährlich, gerade für die Kinder. Ortsunkundige, die den Stau auf der A 14 und S 16 ausweichen wollen und durch Bürs fahren, denken, dass sie dort auch ein 50er fahren können, sagt Thomas Konzett. Von denen geht seiner Meinung nach die Hauptgefahr aus. Er findet, dass Zebrastreifen durchaus dabei helfen, die Geschwindigkeit zu drosseln, teilt aber auch die Einschätzung von Karl-Heinz Dobler, dass der Zebrastreifen bei seinem Haus durch die Kurve beim Café Dörflinger und Gasthaus Stern schwer einsehbar ist. Bei der Bäckerei Begle habe man schon den Zebrastreifen ein Stück weit Richtung Brandnertal versetzt, da auch dieser unübersichtlich war.

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Steffi und Thomas Konzett, mit Tochter Maya. Stiglaweg in Bürs
Im Gartenzaun haben sie eine Lücke, über die sie direkt auf den Stiglaweg gelangen.
Steffi und Thomas Konzett, mit Tochter Maya. Stiglaweg in Bürs
Steffi und Thomas Konzett gehen mit ihrer Tochter über den Stiglaweg zur Hauptstraße.

Eine Fußgängerampel würde das Queren der L 82 sicherer machen, gerade bei der Mündung des Stiglawegs in die Hauptstraße. Der Stiglaweg ist ein „idealer Dorfweg“ für die Kinder, der an Gärten vorbeiführt. Doch auch dieser sichere Pfad nütze nichts, wenn er „in der Todeszone“ (an der Hauptstraße) endet, so Thomas. Denn dort angekommen, gibt es weder einen vernünftigen Gehsteig, noch kann man in die Straße einsehen, da die Hauskante die Sicht auf herannahende Autos versperrt. „Es ist furchtbar. Wir müssen dann auf dem schmalen Fußgängerstreifen am Straßenrand gehen, um zum Zebrastreifen zu kommen“, macht Steffi deutlich.

Steffi und Thomas Konzett, mit Tochter Maya. Stiglaweg in Bürs
Der Fußweg verläuft zwischen Grundstücke.
Steffi und Thomas Konzett, mit Tochter Maya. Stiglaweg in Bürs
In den Mehrparteienhäusern wohnen auch viele Familien mit Kindern.
Steffi und Thomas Konzett, mit Tochter Maya. Stiglaweg in Bürs
Da vorne kommt man an der Hauptstraße aus.

Bei einem Lokalaugenschein zeigt die gebürtige Schweizerin, wie schmal es für Fußgänger wirklich ist. Der gepflasterte Streifen vor dem Haus von Karl-Heinz Dobler ist so schmal, dass Maya vor ihrer Mutter gehen muss. „Die schmalen Gehsteige sind kriminell“, moniert Steffi. Sie würde ihre Kinder nur über den Zebrastreifen bei olina-Küchen zur Schule bzw. zum Kindergarten alleine gehen lassen, da dieser besser einsehbar und sicherer ist. VN-JUN

Steffi und Thomas Konzett, mit Tochter Maya. Stiglaweg in Bürs
Einen richtigen Gehsteig, um zum Zebrastreifen zu kommen, gibt es hier nicht.
Steffi und Thomas Konzett, mit Tochter Maya. Stiglaweg in Bürs
Auch ein Nebeneinandergehen ist nicht mehr möglich.
Steffi und Thomas Konzett, mit Tochter Maya. Stiglaweg in Bürs
Den Verkehr kann man an dieser Stelle, wo der Stiglaweg bei der Haupstraße auskommt, überhaupt nicht einsehen.
Steffi und Thomas Konzett, mit Tochter Maya. Stiglaweg in Bürs
Wohl fühlt sich die Familie Konzett nicht, wenn sie die L 82 queren muss,
Steffi und Thomas Konzett, mit Tochter Maya. Stiglaweg in Bürs
Die Familie Konzett auf dem Rückweg vom Bäcker.
Steffi und Thomas Konzett, mit Tochter Maya. Stiglaweg in Bürs
Der Zebrastreifen bei olina-Küchen ist weitaus sicherer, da dieser besser einsehbar ist.
Ragazenz-Kreuzung bei Schesa: Autobahnauffahrt in Nüziders oder Bürs. Was geht schneller? Datum: 16.02.2024, 13:20 Uhr
Ragelzenz-Kreuzung beim Schesaweg: Autobahnauffahrt in Richtung Nüziders. Datum: 16.02.2024, 13:20 Uhr. Wie man sieht: Zeittechnisch gesehen würde es sogar über Nüziders schneller gehen, um auf die Autobahn zu gelangen.
Ragazenz-Kreuzung bei Schesa: Autobahnauffahrt in Nüziders oder Bürs. Was geht schneller? Datum: 16.02.2024, 13:20 Uhr
Ragelzenz-Kreuzung beim Schesaweg: Autobahnauffahrt in Richtung Bürs. Datum: 16.02.2024, 13:20 Uhr. Durch Bürs staut es sich mehr, was einen Zeitverlust mit sich bringt.