Auf dem Ill-Radweg: „Du kannst keine fünf Meter gehen, ohne auf Müll zu stoßen“

Ruth Obersteiner zeigt bei einem Spaziergang zwischen Bludenz und Nüziders, wo überall Müll liegt: Von Dosen, über Plastikkaffeebecher bis hin zu einem ausgeleerten Farbeimer ist alles dabei.
Bludenz, Nüziders Ruth Obersteiner ist schockiert. „Ich wollte eigentlich nur Fotos von der Ill machen und war auf der Suche nach einem schönen Motiv, doch ich habe nur Müll gesehen.“ Der Ill-Radweg von Bludenz bis Nüziders wird nicht nur von Radfahrern, sondern auch von Fußgängern genutzt. „Du kannst keine fünf Meter weit gehen, ohne auf Müll zu stoßen. Das hat mich so gestört.“



Die Bürserin zeigt bei einem Spaziergang, wo überall achtlos Dosen, Glasflaschen und Plastikkaffeebecher weggeworfen wurden. Doch nicht nur das findet sie zwischen Radweg und Ill: Auch eine Bananenschale, die am Ast hängt, Feuerwerkskörper am Boden, ein ausgeleerter Farbeimer, eine Getränkekiste, ein weggeworfener Hausmüllsack, Zigarettenstummeln und Zigarettenschachteln, McDonalds-Verpackungen, volle Hundekottüten und weitere Plastikverpackungen liegen hier seit Tagen oder Wochen.




„Das wird immer schlimmer, kommt mir vor. Das ist nicht mehr schön“, sagt Ruth Obersteiner. „Wenn niemand etwas sagt, dann bleibt es gleich.“ Ganze Säcke liegen hier herum. „Das ist Wahnsinn!“ Zwar rufen die Gemeinden und Städte demnächst wieder zur Flurreinigung auf, aber dies ist nur einmal im Jahr und durch die Dornenbüsche komme man nur sehr erschwert bis gar nicht an den Müll ran.

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Ruth Obersteiner sieht das Problem in der fehlenden Aufklärung und Sensibilisierung: „Man muss noch mehr aufrütteln. Es muss noch mehr in die Köpfe der Leute. Dass man etwas konsumiert und den Müll dann auf den Boden wirft, geht nicht.“ Sie schlägt vor, das Thema mehr in den Schulen zu behandeln. Auch die Erziehung spiele eine Rolle: „Da fängt es an.“




Auffallend ist, dass es auf dem Teilabschnitt des Radweges zwischen Bludenz und Nüziders keinen einzigen Mülleimer gibt. Und auch der Müll sieht so aus, als ob er noch nicht lange dort liegen würden. Viele Kaffeebecher sind auffallend gleich, alle dunkelblau aus Plastik, Automatenkaffeebecher. Auch die Bierdosen sind viele von derselben Marke. „Da muss es nur mal ein bisschen windig sein, dann kommt die Dose oder der Kaffeebecher in die Ill.“



Die 65-Jährige würde eine Umweltpolizei befürworten. Jemand, der Patrouille geht und Umweltsünder straft. „Das gehört besser kontrolliert.“ Letzten Endes hat Ruth Obersteiner, die Mitglied beim Fotoclub Nenzing ist, den allgegenwärtigen Müll fotografiert, anstatt idyllische Bilder von der Ill.



Die Bürgermeister Simon Tschann (Bludenz) und Florian Themeßl-Huber (Nüziders) kennen das Problem und erklären auf Anfrage, warum es auf diesem Abschnitt keine Mülleimer gibt: “Leider ist es unserer Erfahrung nach so, dass Mülleimer außerhalb des Stadtgebietes an solchen Wegen meist zur illegalen Müllentsorgung verwendet werden und gleichzeitig der Unrat von Fußgängern oder Radfahrern dennoch entlang des Radweges entsorgt wird. Im Stadtgebiet (Illrain) gibt es bei Ruhebänken sehr wohl Mülleimer. Durch zwei zusätzliche Abfallbehälter – je einer in Bludenz und Nüziders – wird dieser Bereich nun etwas aufgebessert.”



Über eine Umweltpolizei wurde in Bludenz noch nicht nachgedacht. Kontrollen werden aber von der Umweltabteilung, den Bauhofmitarbeitern, von der Straßenreinigung und der Stadtpolizei gemacht. Gegen „Unverbesserliche“ sei allerdings kein Kraut gewachsen, weiß der Bludenzer Bürgermeister. Eine regelmäßige Kontrolle wurde in Absprache mit der Gemeinde Nüziders veranlasst.


Auch Florian Themeßl-Huber appelliert an die Eigenverantwortung der Bürger. Er betont, dass die Mitarbeiter des Bauhofs regelmäßig im gesamten Gemeindegebiet unterwegs seien, die vorhandenen Mülleimer leeren, die Container-Plätze reinigen und in diesem Zusammenhang auch Müll, der herumliegt, entfernen. Eine ständige, flächendeckende Entfernung des herumliegenden Mülls sei aber nicht möglich.



Die Stadt Bludenz ist ständig mit den Folgen des Litterings konfrontiert: “Die wichtigste Maßnahme wäre dabei sicher die Unterstützung durch die Bevölkerung, denn die Dosen, Farbkübel, die leere Kiste usw. sind ja nicht von selbst dahin gekommen”, sagt Simon Tschann. Oft sei es unmöglich, die Verursacher auszuforschen. Im Stadtgebiet funktioniere das, zum Beispiel bei Altstoffsammelinseln, schon eher. Allein heuer wurden schon sieben Personen ermittelt und zur Anzeige bei der Bezirkshauptmannschaft gebracht.


