Trotz Nordhang kein Schnee: „Letztes Jahr war es schon nicht gut, doch heuer war es ein Totalausfall“

Hermann Gassner betreibt die Skilifte Raggal. Diesen Winter jedoch hatte das kleine Skigebiet nur drei Tage zur Gänze geöffnet.
Raggal Der Winter fing so gut an. Anfang Dezember öffneten die Raggaler Skilifte bei 70 bis 80 Zentimeter Schneeauflage. Die Euphorie hielt jedoch nur drei Tage an, vom 8. bis 10. Dezember. Dann standen die Schlepplifte wieder still.

Hermann Gassner hatte Anfang Dezember noch allen Grund, sich zu freuen – und zu hoffen, dass dieser Winter ein guter Winter werden wird. Doch die Hoffnung wurde schnell zunichtegemacht. Zwar war der Tobellift (der Anfänger-/Kinderlift) 40 Tage in Betrieb, aber nur dank künstlicher Beschneiung. Ansonsten war der Skihang grün – und das, obwohl es ein Nordhang ist.

Trotz Nordhang kein Schnee
„In den letzten zehn Jahren haben wir von dem Nordhang gelebt“, sagt Hermann Gassner, denn so konnte man länger Skifahren. Doch bereits letztes Jahr ließ der Schnee auf dieser Höhe zu wünschen übrig. Die Skilifte Raggal liegen auf einer Höhe zwischen 980 und 1250 Metern, also unter der Schneefallgrenze, die heuer überwiegend bei 1500 Metern lag. Deshalb haben auch die höheren Skigebiete heuer keinen Schneemangel zu beklagen. „Letztes Jahr war es schon nicht gut, doch heuer war es ein Totalausfall“, sagt Hermann Gassner.

An dem Wochenende, wo die Skilifte offen hatten, war der Andrang groß, berichtet der Raggaler. Im Schnitt suchen 150 bis 200 Kinder und Erwachsene, Einheimische wie Gäste, das kleine Skigebiet im Großen Walsertal auf. Jetzt müssen die Eltern mit ihren Kindern nach Faschina zur Skischule. Die Gäste weichen auf die umliegenden größeren Skigebiete aus, wie Faschina, Damüls/Mellau, Sonntag-Stein, aber auch Sonnenkopf und ins Montafon. Sie würden zwar Verständnis zeigen, sagt Hermann Gassner, der selbst Ferienwohnungen betreibt, aber schade finden die Gäste es trotzdem, wenn der Lift nicht läuft.

„Früher hatten wir noch normale Winter. Da gingen die Buben täglich Skifahren“, erzählt der 66-Jährige und fügt nachdenklich im Hinblick auf die kommenden Winter an: „Ich hoffe, dass das noch nicht das Ende ist.“

Glücklicherweise ist Hermann Gassner nicht finanziell abhängig vom Liftbetrieb, da er noch mit seiner Frau Christine eine Landwirtschaft führt. Doch die ganze Familie – er mit seiner Frau, seine drei Kinder und seine Schwester Brigitte – leben für den Skilift. Drei bis vier Mitarbeiter hätte Hermann Gassner zur Verfügung, die flexibel einsetzbar wären. „Wenn ich anrufe, dann kommen sie. Sie machen es der Sache wegen und nicht wegen des Geldes.“


Jährliche Fixkosten
Die jährlichen Instandhaltungskosten hat Hermann Gassner trotzdem zu zahlen. Auch der Pistenbully kostet Geld. 20.000 bis 25.000 Euro kommen da jährlich zusammen. Würden die Skilifte die komplette Wintersaison durchlaufen, dann würde Hermann Gassner mit den Liftkarten gerade so die Kosten decken können. Gewinn wird er auch dann nicht im großen Stil erwirtschaften. Bleiben die Skilifte in den kommenden Wintern mehr zu als auf, dann muss auch er irgendwann die Reißleine ziehen. Doch ist seine Hoffnung da, bald wieder in den Genuss eines schneereichen Winters zu kommen.
