Ein 3D-Gemälde im Schnee: Die Kunst des Pistenbauens

VN / 15.03.2024 • 17:15 Uhr
FIS Snowboard Cross Weltcup Montafon 2024, Grasjoch
Philipp Tschanhenz (l.) und Manfred Thöny haben die Weltcup-Strecke gestaltet. Bilder: VN/JUN

Pistenraupenfahrer Manfred Thöny hat die Strecke für den FIS Snowboard Cross Weltcup am Grasjoch gebaut. Er erklärt, worauf er Wert legt und was sein Markenzeichen ist.

St. Gallenkirch Manfred Thöny ist Künstler auf seinem Gebiet. Sein Werkzeug ist jedoch nicht so filigran wie ein Pinsel, sondern wiegt zehn Tonnen. Mit seinem Pistenbully formt er aus Schnee den Freestyle-Park am Grasjoch. Der Snowpark auf den Sonnenhängen des Platina-Lifts ist seine Spielwiese, sein weißes Blatt Papier, das er jeden Tag von Neuem formt und gestaltet.

FIS Snowboard Cross Weltcup Montafon 2024, Grasjoch
Manfred Thöny präpariert mit seinem Pistenbully die Weltcup-Strecke.

Dass der Snowpark heuer zum ersten Mal auf der Platina-Seite präpariert wurde, hat einen Grund: „Die Sonneneinstrahlung dort ist perfekt. So hat man harte Absprünge und weiche Landungen, da diese schön zur Sonne ausgerichtet sind“, erklärt der Pistenraupenfahrer. Neben dem Snowpark hat er momentan auf der gegenüberliegenden Seite am Grasjoch eine zweite Baustelle: die FIS Snowboard Cross Weltcup Strecke. Zum Glück musste er diese Herausforderung nicht alleine bewältigen, denn er hat mit Philipp Tschanhenz und Martin Liebmann zwei erfahrene Kollegen an seiner Seite, die mit ihm die Weltcup-Strecke gebaut haben.

FIS Snowboard Cross Weltcup Montafon 2024, Grasjoch
Gleich am Start schon geht es ordentlich zur Sache mit diesem Absprung.

Sicher und technisch anspruchsvoll

Beim Bau der Weltcup-Strecke sei die Sicherheit das oberste Gebot. Erst danach komme die Attraktivität der Strecke. Sie muss also sicher, aber auch technisch anspruchsvoll sein, Sprünge, Steilkurven und Rollers (Wellen) enthalten. Die Strecke muss so gebaut werden, „dass die Elemente die Schwächeren von den Stärkeren trennen und so eine Selektion stattfindet“, erklärt Manfred Thöny, der direkt bei der Valiserabahn in Galgenul wohnt.

FIS Snowboard Cross Weltcup Montafon 2024, Grasjoch
Philipp und Manfred beim Start.

Die Weltcup-Strecke muss einen Flow haben, muss „flüssig und rund verlaufen“, sodass die Fahrer nicht abbremsen müssen. Wie die Strecke verlaufen soll, schaut sich Manfred Thöny immer vor Ort an, wenn er vor dem unverspurten Gelände bzw. Hang steht. Dieses Mal wurde aber die Strecke schon vorher zusammen mit Montafon Tourismus besprochen und von der FIS bei einer Begehung abgesegnet. Gestalten konnten die Strecke Manfred, Philipp und Martin dann aber selbst. „Da haben wir absolute Freiheit“, betont der 44-Jährige.

FIS Snowboard Cross Weltcup Montafon 2024, Grasjoch
Manfred Thöny schaut auf die andere Seite des Grasjoch hin, wo sich der Snowpark befindet.

„Heuer haben wir es das erste Mal als eigene Firma gemacht“, sagt Manfred Thöny. „Custom Snowparks“ heißt seine Firma, die Snowparks und Weltcup-Strecken auf der ganzen Welt gestaltet, wie zum Beispiel in Russland oder der Türkei. Eigentlich ist Manfred Thöny gelernter Schlosser. Doch als vor 20 Jahren seine Firma pleiteging, hat er sich bei der Silvretta Montafon (damals noch Silvretta Nova) als Schlosser beworben. Als dann jedoch im Herbst des gleichen Jahres die neuen Pistenraupen geliefert wurden, zog es ihn auf den Fahrersessel der Pistenraupe und ist bis heute dort geblieben. Seitdem ist er für den Snowpark am Grasjoch zuständig und präpariert diesen jeden Tag aufs Neue. „Mit den Pistengeräten kannst du auf den Zentimeter genau arbeiten. Man muss aber schon eine Ahnung vom Funpark haben.“

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Die Weltcup-Strecke. VN/Steurer

Jeder hat seine eigene Handschrift

Jeder Parkbauer hat seine eigene Handschrift, seinen eigenen Style. Sein Markenzeichen ist das Zusammenspiel, wie er selbst sagt. „Ich sehe das große Ganze“, sagt Manfred Thöny. Bei ihm muss die Mischung passen. „Aus allen Elementen muss etwas drinnen sein.“

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Alessandro Hämmerle und Jakob Dusek testen die Strecke. VN/Steurer

Zehn Durchgänge hat es gebraucht, um mit zwei Pistenbullys die Weltcup-Strecke, die aus reinem Naturschnee besteht, zu präparieren, die Banks herauszuziehen, die Steilkurven zu fräsen und die Rollers zu formen. „Neuschnee ist kontraproduktiv, wenn die Strecke bereits steht“, weiß er. 2,6 bis drei Meter kompakte Schneedecke weist das Grasjoch auf. 80.000 bis 100.000 Kubikmeter Schnee haben die Streckenbauer in den letzten Tagen verarbeitet.

FIS Snowboard Cross Weltcup Montafon 2024, Grasjoch

Selbst macht er keine großen Sprünge mehr im Snowpark, dafür hat er Probefahrer Simon Schorpp. Er ist sonst viel auf der Piste unterwegs, fürs Freeriden bleibt ihm wenig Zeit. In den letzten 14 Tagen hat er durchgearbeitet, damit die Weltcup-Strecke bis zum Rennen perfekt ist. Wenn er sich etwas wünschen dürfte, würde er gerne eine Superpipe wie im Skigebiet Lax für das Grasjoch haben, doch er weiß auch, dass die Instandhaltung einer Superpipe jährlich rund eine Million Euro kostet und man sie täglich vier bis fünf Stunden pflegen muss. Im Sommer bleibt er als Baggerfahrer den Skigebieten treu, denn auch da gibt es immer etwas zu tun.

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Zur Person

Manfred Thöny

Geboren: 26. Mai 1979
Wohnort: St. Gallenkirch
Familienstand: verheiratet

Hobbys: E-Motorcross, Snowboard, Skifahren