Wo sogar Kinder schon fünf Geschlechter haben können

Formular im “Webbasierten Anmeldesystem” für Sekundarschulen sorgt beim Punkt “Geschlecht” für Diskussionen.
Darum geht’s:
- Anmeldeformular bietet fünf Geschlechtsoptionen für Schulkinder
- Eltern und Politiker reagieren unterschiedlich auf Geschlechterangaben
- Rechtliche Korrektheit der Optionen von Bildungsdirektion bestätigt
Schwarzach “Was bin ich?” hieß früher eine beliebte Quiz-Sendung mit Kultmoderator Robert Lembke. Es handelt sich dabei um ein heiteres Beruferaten. “Was bin ich?” lautet Jahrzehnte später auch die Frage auf einem banalen Anmeldeformular. Ein Fragebogen zur Feststellung von persönlichen Daten für die Aufnahme von Volksschulabgängern in eine Sekundarschule. Dort findet sich die “Was bin ich?”-Frage beim Punkt Geschlecht. Als Optionen auf dem digitalen Anmeldeformular finden sich dort nicht nur die zwei gängigen Kategorien “männlich” und “weiblich”, sondern zusätzlich noch “divers”, “offen”, “inter” bzw. “k.A.” (keine Angaben). Und das finden nicht alle heiter.
In Tirol haben sich bereits Eltern über diese Optionen Liste aufgeregt. “Warum will man bereits Kinder mit solchen Sachen verwirren?”, lautet die Klage einer Gruppe von Erziehungsberechtigten.

VGH entschied
Markus Juranek (64), oberster Jurist der Bildungsdirektion Vorarlberg, bestätigt die rechtliche Korrektheit der Ankreuz-Optionen beim Punkt “Geschlecht”: “Es gab vor Jahren die Beschwerde einer sich als zwischengeschlechtlich wahrnehmenden Person beim Verfassungsgerichtshof, die sich gegen die damals einzigen zwei Optionen auf einem ähnlichen Formular aussprach und recht erhielt. Von da weg sind die verschiedenen Optionen bei Angaben zum Geschlecht auf offiziellen Formularen verbindlich. Auch die Möglichkeit, gar nichts anzugeben.”

“Gender-Ideologie”
Was in Tirol in bestimmten Kreisen zu Unmut geführt hat, stößt in Vorarlberg weitestgehend auf Ignoranz bis Akzeptanz. Empört zeigt sich allerdings Andrea Kerbleder, Bildungssprecherin der FPÖ: “Wenn jetzt beim Schul-Anmeldeformular neun oder zehnjährige Kinder bei der Geschlechterangabe zwischen sechs Antwortoptionen auswählen müssen, dann zeigt das, wie weit die Gender-Ideologie bereits geht.” Das sei alles nicht mehr normal. Sie verstehe, wenn sich bei Eltern Unmut rege. “Ich stehe auch als Mutter klar gegen solche ideologischen Auswüchse.

Nüchtern fällt die Reaktion von ÖVP-Schulsprecher Roland Frühstück aus. “Die Ausgestaltung des Fragebogens ist eine Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes. Vielleicht wäre es aber auch möglich gewesen, die Antwort offen zu gestalten, wie bei den anderen Feldern auch.”

Zurückhaltung
Knapp ist der Kommentar von Neos-Schulsprecher Johannes Gasser: “Wir sollten die Energie in die Bewältigung der wahren Herausforderungen der Schule stecken statt in solche Debatten.”

Auch die grüne Bildungssprecherin Eva Hammerer will sich mit dem Thema nicht wirklich auseinandersetzen. “Wenn wir in Österreich für alle Kinder die gleichen Bildungschancen hätten, gesunde und leistbare Mahlzeiten an den Schulen anbieten könnten, genügend psychosoziales Unterstützungspersonal sowie genügend Lehrer hätten und einiges mehr, dann könnte man auch darüber philosophieren.”

Konservativ kontra zeitgemäß
Verständnis für die Ausgestaltung des Formulars beim Punkt “Geschlecht” äußert Michael Tagger, Vorstand des Landeselternverbandes. “Es gibt zu dieser Sache zwei Zugänge: den konservativ-herkömmlichen und den zeitgemäßen. Es gibt eben Leute, die sich nicht klar definieren können und wollen. Das mag sich auch Kinder beziehen. Ich denke, dass man in einer aufgeklärten Zeit ein solches Thema auch schon in der Volksschule behandeln kann.” Tagger will betont wissen, dass dies seine persönliche Meinung sei und er nicht im Auftrag des Elternverbandes spricht.
