Erstmals seit zehn Jahren: Rinder-TBC verschont das Land

Trotzdem fordern Experten: Kein Nachlassen im Kampf gegen die Seuche. Prävalenz beim Wild unverändert hoch.
Bregenz Es ist eine Nachricht, die Landesveterinär Norbert Greber (60) zehn Jahre nicht mehr verkünden konnte: Die Vorarlberger Viehbetriebe haben die Wintersaison ohne einen bestätigten TBC-Fall überstanden. “Es ist dies jedoch kein Grund zur ungeteilten Freude”, warnt Landesveterinär Norbert Greber. Nachsatz: “Die Gefahr ist nochnicht gebannt.”
Kein positiver Befund
Trotzdem: In 922 Betrieben waren im auslaufenden Winter mehrere Vorarlberger Tierärzte unterwegs. Sie machten dort Schnelltests bei 8711 Rindern, neun Ziegen und 40 Mutterkühen. Am Ende stand kein einziger positiver Fall zu Buche. Zwar mussten zwei diagnostische Tötungen und eine diagnostische Schlachtung vorgenommen werden. Doch letztlich gab es nach all diesen notwendigen Maßnahmen Entwarnung. Kein einziger Befund erbrachte ein positives Ergebnis.

Das war in den vergangenen Jahren anders. Dort häuften sich die positiven Fälle, es mussten zum Teil ganze Ställe mit dutzenden Tieren gekeult werden.

Greber bleibt vorsichtig
Norbert Greber sieht Gründe, warum die TBC das Vieh heuer mehr oder weniger völlig verschont hat. “Das Wild war heuer in weit höheren Lagen zuwege als das Vieh. Dadurch gab es wohl kaum Begegnungen.” Dass dies auch in Zukunft so bleibt, bezweifelt der Leiter der Landesveterinärabteilung. “Angesichts der praktisch gleichgebliebenen Prävalenzzahlen beim Wild können wir nicht davon ausgehen, dass es so bleibt”, gibt sich Greber keinerlei Illusionen hin.

Der Landesveterinär nennt Zahlen. “Die höchste Prävalenz haben wir nach wie vor in der Kernzone unseres Bekämpfungsgebietes, das nunmehr zur Gänze der Hegegemeinschaft Silbertal-Bartholomäberg liegt. Dort liegen wir bei aktuell 15,8 Prozent. Im Vorjahr waren es 13, 5 Prozent.” Die Gesamtprävalenz im Klostertal liegt aktuell bei 4,8 Prozent. Letztes Jahr waren es 3,8 Prozent.
Im Bregenzerwald gab es heuer einen Anstieg auf fünf Infektionsfälle. Ein bis zwei Fälle hatte es dort in den Vorjahren gegeben. Mit der Abschussquotenerfüllung zeigt sich Greber zufrieden. Ausnahme: Genannte Hegegemeinschaft Silbertal-Bartholomäberg. Dort ist die Abschusserfüllung mit 84 Prozent wieder unterdurchschnittlich.”
Nicht nachlassen
Den Umstand einer TBC-freien Saison beim Vieh nimmt auch der Bludenzer Bezirkshauptmann Harald Dreher mit Genugtuung zur Kenntnis. “Offensichtlich hat die Trennung von Wild und Vieh auf den Alpen gut funktioniert.” Besonders erfreut zeigt sich auch Dreher auch von den getätigten Wildabschüssen. Als lobendes Beispiel erwähnt er diesbezüglich die Hubertus-Jagd, die von der Schweizer Familie Frey im vergangenen Jahr aufgegeben wurde und seitdem vom Stand Montafon bewirtschaftet wird. Die Tendenz der Gesamtabschüsse gehe in Richtung Quotenerfüllung.

Keine Atempause im Kampf gegen TBC fordert auch Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger (57). “Aber das gemeinsame Bewusstsein für die Problembekämpfung ist gestiegen, die Zusammenarbeit von Jagd, Landwirtschaft und Alpwirtschaft ist besser geworden. Nur müssen wir jetzt dran bleiben.”