Wann erwacht Geschlechteridentität? Ein Streit, der …
![ABD0012_20230428 – STUTTGART – DEUTSCHLAND: ARCHIV – 10.12.2019, Baden-Wrttemberg, Stuttgart: Kinder lesen in einer Grundschule. Grundschulkinder in Baden-Wrttemberg sollen knftig zwei Mal in der Woche im Unterricht laut vorlesen. Mit dem Lesetraining werde eine der wichtigsten Kernkompetenzen berhaupt gestrkt, sagte Kultusministerin Schopper (Grne) in Stuttgart. (zu dpa ÇLeselust statt Bildungsfrust – Frderinitiative an GrundschulenÈ) Foto: […]](/2023/07/ABD0012-20230428-1-768x511.jpg)
Schul-Anmeldeformular mit fünf Optionen bei Geschlechtsangabe scheidet weiterhin die Geister.
Schwarzach Die Optionen “männlich”, “weiblich”, “divers”, “offen”, “inter” bei der Frage nach dem Geschlecht auf einem offiziellen Anmeldeformular zum Übertritt in eine Schul-Sekundarstufe löst heftige Diskussionen aus. Die Frage: Sollen bereits 10-jährige Kinder mit Themen wie Geschlechteridentität konfrontiert werden? Nein, sagen empört die einen. Man solle Kinder in diesem Alter mit solchen Dingen in Ruhe lassen. Ja, meinen andere. In einer aufgeklärten Gesellschaft könnten auch schon Zehnjährige altersgemäß über Geschlechteridentitäten aufgeklärt werden.
Scheue Politiker
Politiker gehen dem Thema gerne aus dem Weg. In Vorarlberg halten sich etwa die SchulsprecherInnen von ÖVP, Grüne und Neos bei Stellungnahmen dezent zurück, nur Andrea Kerbleder von der FPÖ bezog mit ihrer Ablehnung von vier Optionen bei der Frage nach dem Geschlecht auf dem Anmeldeformular klar Position. Dabei ist diese Auswahl verfassungsmäßig vorgeschrieben, nachdem eine zwischengeschlechtliche Person aus Oberösterreich erfolgreich einen ausschließlich binären Geschlechtseintrag auf offiziellen Dokumenten beeinsprucht hatte und vom Verfassungsgerichtshof recht bekam.

Während sich der Familienverband gegen “unnötige Zwänge” und der Notwendigkeit von zu frühen Entscheidungen und Kategorisierungen ausspricht, rückten etwa die Vereine für LGBTQIA+ sowie “Amazone” zur Verteidigung des Rechts auf Bestimmung der Geschlechtsidentität ohne Altersbegrenzung aus.

Differenzierter Zugang
Experte und Sozialarbeiter Nikolas Burtscher, der zum Thema “LGBTIQ* (k)ein Thema für die Soziale Arbeit in Vorarlberg?!” seine Masterarbeit schrieb, bemüht sich um einen differenzierten Zugang zur Problematik. “Es ist grundsätzlich richtig, dass solche Formulare existieren, aber es kann nicht jeder einfach hinschreiben, was er will”, sagt Burtscher. Ein anderer Geschlechtseintrag als männlich oder weiblich müsse von Experten bestätigt werden. “Dazu gehören Untersuchungen bei Psychiater, Endokrinologen und Gynäkologen.”
Für Kinder ohne klare Geschlechterzuordnung sei es eine Erleichterung, entsprechend aufgeklärt zu werden, ebenso würden Kinder mit den klassischen Geschlechtsidentitäten davon profitieren. “Diese Dinge gehören im Sexualunterricht in der Schule besprochen”, sagt Burtscher.
Fehlende Erklärung
Nicht glücklich ist der Sozialarbeiter darüber, dass das Anmeldeformular für die Sekundarschulen mit den Optionen bei der Geschlechterangabe ohne zusätzliche Erklärung einfach so vorliegt. “Es gibt wohl viele Menschen, die dadurch verwirrt sind. Deswegen wäre eine Erklärung darüber, wie diese Optionen zu verstehen sind und warum sie zur Auswahl stehen, sehr wichtig.”