Der Hängende Stein bekam seinen Frühjahrsputz

Jedes Jahr im Frühling wird der Hängende Stein, der beliebt bei Kletterern ist, von losem Gestein befreit. Straßenmeisterassistent Bernhard Dietrich koordiniert die Felsräumungen im Einsatzgebiet Feldkirch-Süd und erklärt, warum diese notwendig sind. Mit den Felsarbeiten einher geht auch die Totalsperre der dort verlaufenden Landesstraße.
Nüziders, Ludesch Jedes Frühjahr wird der Hängende Stein zwischen Nüziders und Ludesch um ein paar Kilogramm leichter, denn immer vor der Karwoche wird der Fels von losem Gestein und Schadholz befreit. Dafür muss die L193 zeitweise gesperrt werden. Bernhard Dietrich, Straßenmeisterassistent der Straßenmeisterei Feldkirch Süd, koordiniert die jährlichen Felsräumarbeiten.


Dass die L193 gesperrt wird, war nicht immer so. Erst vor vier Jahren habe man damit begonnen, da hier viele Busse vorbeifahren, erklärt Bernhard Dietrich. Auch für Fußgänger und Radfahrer ist die Straße in den Sperrzeiten (8.15 bis 11.30 Uhr und 13.15 bis 15.30 Uhr) dann nicht passierbar. Eine Ausnahme macht die Straßenmeisterei bei der Firma Rauch. Stoßweise dürfen die 150 Lkw, die täglich zur Firma Rauch müssen, auf den Terminalplatz fahren, um dort ihre Papiere abzuholen, da sich sonst ein massiver Rückstau bilden würde.


Die Straßenmeisterei kümmert sich u.a. um die Felsbereiche an den Landesstraßen. Normalerweise werden die Felsräumarbeiten von den eigenen Mitarbeitern durchgeführt, doch beim Hängenden Stein schaut das anders aus. Aufgrund der Wandhöhe von gut 200 Metern muss eine Spezialfirma die Arbeiten ausführen, da sich die Kletterer mit einem 200 Meter Seil abseilen müssen. „Das ist der einzige Felsen, den wir nicht selbst machen, da wir kein 200 Meter Seil haben“, sagt Bernhard Dietrich.


Durch den Wechsel von milden Temperaturen und Frosttagen während des Winters kommt es zu viel losem Gestein und Rutschungen, gerade oberhalb der dort befindlichen Kletterrouten. Die Industriekletterer seilen sich von oben ab, sichten das Gestein und klopfen es ab. Auch Schadholz wird beseitigt und Bäume gefällt. Hier arbeitet die Straßenmeisterei mit der Agrar Ludesch zusammen. Fünf Arbeitstage sind für den Hängenden Stein vorgesehen, die jedoch nur bei schönem Wetter stattfinden können, da es sonst zu rutschig und gefährlich wäre für die neun Arbeiter der Firma Berger und Brunner.

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Dass die Felsräumarbeiten notwendig sind, sieht und hört man, wenn man den Arbeitern zuschaut. Große Felsbrocken stürzen mit einem lauten Knall zu Boden, weshalb auch der Klettergarten in diesem Zeitraum gesperrt ist. Das lose Gestein werde mehr, sagt Bernhard Dietrich, da es im Winter keinen Dauerfrost mehr gebe. „Heute gibt es mehr Temperaturschwankungen.“ Der Großteil des losen Gesteins wird übers Jahr gesehen von den Kletterern selbst entfernt. „Der Fels wird gut beobachtet und betreut.“ Nur da, wo niemand hinkomme, also beim Übergang vom Felsen zur Wiese, gibt es viel loses Material, das die Arbeiter mit Brecheisen entfernen. Die Bereiche, die durch Steinschlagwände/ -netze geschützt sind, werden nicht geräumt.


Heuer kamen weniger Steine als sonst runter, da der Winter im Tal sehr schneearm war. Nicht nur der Hängende Stein muss von losem Gestein befreit werden, auch das Gebiet um den Schwarzen See zwischen Satteins und Göfis sowie die Strecke nach Brand und die Strecke zwischen Schnifis und Thüringerberg sind steinschlaggefährdet und bedürfen einer Felsräumung.

Dass die Totalsperre bei den Autofahrern auf Unverständnis stößt, bekommt Außenposten Franz Recheis täglich zu spüren. Er kontrolliert am Kreisverkehr in Ludesch, dass keiner die Sperre missachtet und einfach durchfährt. Viele Autofahrer, vor allem Einheimische, halten an und fragen nach, ob er nicht eine Ausnahme bei ihnen machen könne und ob die Straße wirklich gesperrt sei. Beleidigungen stehen da an der Tagesordnung: „Ich wurde als Pausenclown beleidigt und jemand hat mir die Fäuste gezeigt“, sagt Franz Recheis. Am Freitag sei sogar trotz Kontrolle jemand durchgefahren. Dabei wird auf die Sperre mit Schildern an fünf Standorten hingewiesen. „Die meiste Frage, die ich zu hören bekomme, ist: Wo steht das? Jeden Tag werde ich beschimpft“, erzählt Franz Recheis. Nur die Mitarbeiter der dort befindlichen Firmen lässt er passieren. Die Sperrzeiten werden strikt eingehalten. Die Sperre wird immer erst um Punkt 15.30 Uhr aufgehoben, keine Minute früher, da die Autofahrer am nächsten Tag sonst schon um 15.20 Uhr anstehen würden, wissen Bernhard und Franz aus Erfahrung.

