Bei Wind und Wetter: Marco Ulmer fährt jeden Tag mit dem Rad zu Arbeit

13 Kilometer sind es von Bludesch nach Bludenz, die Marco Ulmer jeden Tag zur Arbeit radelt. Dabei scheut er weder Schnee und Glätte, noch Regen und Hitze.
Bludesch Winter wie Sommer. Egal, ob bei Eis und Schnee, Regen, Nebel, Hitze. Marco Ulmer fährt jeden Tag mit dem Rad. Von Bludesch nach Bludenz. 13 Kilometer lang sind ein Weg, also 26 Kilometer hin und retour. Und wenn er in der dreistündigen Mittagspause, die er momentan einmal in der Woche hat, heimfährt, sind es gleich doppelt so viel. „Das reicht dann gerade so für eine 20-minütige Kaffeepause daheim, bevor ich wieder losfahren muss“, sagt der Familienvater.

Der Lehrer am Bundesgymnasium Bludenz ist selten krank, „aber wenn dann richtig“. Dann lässt er das Rad in der Garage stehen. Und auch wenn er die ICDL Prüfung – ein Informatik-Zertifikat – abnehmen muss, fährt er ausnahmsweise mit dem Auto, aber das sind auch schon die einzigen Ausnahmen. Ohne Akku, dafür mit zwei Beinen, wie er selbst sagt, fährt er selbst bei Schnee und Glätte. „Da brauche ich nur was länger.“ Mittlerweile kennt er die glatten Stellen, wo besondere Vorsicht geboten ist, doch ansonsten ist der Radweg sehr gut geräumt. Bei normalen Bedingungen braucht er circa 40 Minuten pro Weg. „Solange es mir körperlich gut geht, brauche ich kein E-Bike“, sagt er.

Für seinen Dienstweg hat er ein spezielles Fahrrad mit einer Nabenschaltung, Scheibenbremsen und einen Gummiriemen. „Das ist weniger wartungsintensiv“, sagt Marco Ulmer. Ganz wichtig sei ein helles Licht, vor allem in der dunklen Jahreszeit, denn er fährt des Öfteren zu Uhrzeiten, wo es im Winter „stockfinster“ ist. Um 6.45 Uhr setzt er sich schon auf seinen Radsattel, wenn er zur ersten Stunde Unterricht hat. Seine Kleidung hat er auf Funktionalität umgestellt, damit er für jede Witterung gerüstet ist. Wenn es stark regnet, radelt er in kompletter Regenmontur und mit Gamaschen an den Füßen. Was aber nie fehlen darf: seine Neonweste, damit er gesehen wird.

Gute Gründe
Für ihn spielen drei Gründe eine wesentliche Rolle, warum er jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit fährt: Zum einen wäre da der finanzielle Aspekt. „Wir brauchen so nur ein Auto“, welches seine Frau bekommt. So sparen sie sich nicht nur viel Geld, da weder Sprit noch Zusatzkosten anfallen, sondern sind auch umweltfreundlicher unterwegs. „Ich schone damit die Umwelt.“ Außerdem sei es „extrem beruhigend am Morgen in der Natur zu fahren“. Gerade bei Neuschnee genießt er die Stille: „Da hörst du nicht einmal das Fahrrad.“

Auf dem Ill-Radweg fährt er bis Bludenz. Bei Suchard biegt er ab, fährt an der Fohrenburg-Brauerei vorbei über die St. Anna Straße durch das Obere Tor und dann bis zum Gymnasium weiter. Vor zehn Jahren ist er von Bludenz nach Bludesch gezogen. Davor hat er direkt neben der Schule gewohnt. Nun hat er einen weiteren Anfahrtsweg, was ihn aber nicht stört.

Am liebsten fährt er im Frühling und Herbst, wenn es weder zu heiß noch zu kalt ist. Ins Schwitzen kommt er aber nie. „Ich plane immer so viel Zeit ein, dass ich nicht ins Schwitzen komme und noch Reserve habe“, sagt der leidenschaftliche Rennradfahrer. In seiner Garage stehen aber nicht nur seine zwei Rennräder und sein Arbeitsrad, sondern auch zwei Mountainbikes. Marco Ulmer betont, dass all seine Räder entweder aus Aluminium oder Stahl sind. Nur die Sattelstütze und die Gabel seien aus Carbon. „Ich bin ein Metallfan“, sagt der 53-Jährige. „Ich finde es schön, wenn das Rad einen Klang hat.“
Einfach abschalten
In der Schule sei er schon bekannt dafür, dass er das ganze Jahr über mit dem Rad kommt. „Es ist fantastisch, nach einem anstrengenden Tag auf das Rad zu steigen und in meinem Tempo, so wie der Tag war, gemütlich oder schnell, nach Hause zu fahren. Die Geschwindigkeit kann ich nach meinen Bedürfnissen ausrichten.“ Er genießt es, keinen Stau zu haben und unabhängig zu sein.
Da wo es geht, fährt er auf dem Radweg. Doch es gäbe auch schwierigere Abschnitte. Von der Abwasserreinigungsanlage bis Nüziders seien die Fahrbahnbeläge „mehr als spannend“. Auch durch die Stadt Bludenz sei es als Radfahrer nicht immer einfach, gerade nach Schneefall, wenn die Schneeräumung nicht nachkommt, aber auch deswegen, da sich Radfahrer und der motorisierte Verkehr eine Fahrbahn teilen müssen.
4000 Kilometer im Jahr fährt Marco Ulmer. Die Kilometer aufschreiben, um bei Vorarlberg Radelt mitzumachen, macht er aber nicht. „Für mich ist das Fahrradfahren wichtig, nicht das Zählen von Kilometern.“
Zur Person
Marco Ulmer
Alter: 53 Jahre
Wohnort: Bludesch
Familienstand: Verheiratet, zwei Kinder
Beruf: Lehrer für Mathe, Informatik, digitale Grundbildung, Technik und Design
Hobbys: Radfahren, Wandern, Schwimmen, Lesen