Wo Alkohol im Dienst erwünscht ist

In Vorarlberg ködern illegale „Taxiunternehmen“ Fahrgäste. Eines davon soll der Verein KTW sein. Die Wirtschaftskammer reagiert auf ungewöhnliche Weise.
Schwarzach Der Mitarbeiter eines der privaten Wachdienstunternehmen Vorarlbergs ist inkognito unterwegs. Er lässt sich am Abend von einem Kollegen abholen und zu einem Bockbierfest im Unterland fahren. Er darf – und soll sogar – dabei etwas „angesäuselt“ sein, sprich Alkohol konsumieren. Denn sein wahrer Auftrag ist es, sich anschließend als Fahrgast von einem vor dem Gastbetrieb wartenden „Taxi“ nach Hause fahren zu lassen, das Kennzeichen des Wagens und den Stand des Taxometers zu kontrollieren. Ohne dabei einen Verdacht zu erregen. Und eben hier hilft ein offensichtlich betrunkener Zustand. Seine Informationen leitet der Security anschließend an die Wirtschaftskammer weiter.
Der “Verein” KTW
Das hier erwähnte „Taxi“ soll ein Fahrzeug eines Vereins mit Sitz in Hörbranz sein, den der Fachgruppenobmann für die Beförderungsgewerbe mit Pkw in der Wirtschaftskammer, Bernhard Drexel, sogar beim Namen nennt: Es handle sich um einen eingetragenen Verein mit der Bezeichnung KTW (KreativTraumwerk), der seinen angeblichen Mitgliedern Fahrten anbiete.
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Fahrgast nicht versichert
„Allerdings gibt es diese Mitglieder nicht“, sagt Drexel im VN-Gespräch. „Es handelt sich vielmehr um allfällige Fahrgäste, denen dieser Verein bei zahlreichen Großveranstaltungen Chauffeurdienste anbietet und dabei um eine freiwillige Spende bittet. Die Aufschrift auf den beiden Pkw des Vereins lässt bei den Leuten die irrige Vermutung aufkommen, es handle sich um ein offizielles gewerbliches Transportfahrzeug. Die Fahrgäste, die dann dem Chauffeur, der über gar keinen Taxi-Führerschein verfügt, natürlich Geld zahlen, wissen nicht einmal, dass sie während der Fahrt für sich selbst haften – was ein besonderes Risiko darstellt, etwa wenn es zu einem Unfall kommt. Und außerdem beschweren sich andauernd auch reguläre Taxiunternehmen über diesen Verein, etwa in Bregenz“, macht Drexel aufmerksam.
Anzeige erstattet
Und was macht die Wirtschaftskammer dann mit den vom Security ergatterten Informationen? „Bei uns ist jedes Kennzeichen eines konzessionierten Taxi-Fahrzeuges registriert. Wenn das notierte Kennzeichen nicht aufscheint, erstatten wir Anzeige. Damit kommt das falsche Taxiunternehmen in die Bredouille. Unter anderem werden die Finanzpolizei wegen der Steuerfrage, aber auch die Gewerbebehörde und die Österreichische Gebietskrankenkasse sowie die Wettbewerbsbehörde gegen die Betrüger aktiv“, sagt der Fachgruppenobmann. Anzeigen gegen KTW wurden schon erstattet. „Aber wenn dieser Verein aufhören muss, fängt schon ein anderer damit an“, weiß Drexel.
“Schräge Vögel”
Doch solche illegalen Unternehmen sind nicht die Einzigen, die der dem legitimen Beförderungsgewerbe zu schaffen machen. „Da gibt es viele schräge Vögel. Das ist schon kriminell“ weist Drexel auf Machenschaften hin, wie es sie auch in konzessionierten Beförderungsunternehmen gebe.

„Es gibt gesetzliche Verpflichtungen, die dort nicht eingehalten werden. Vorgeschrieben sind bei einem Taxi unter anderem ein geeichtes Taxameter, eine Klimaanlage und eine Dachleuchte. Und natürlich ein fachlich geeigneter Fahrer mit einer Lenkerberechtigung für Taxis. Alles Dinge, die Geld kosten und deshalb von einigen vernachlässigt werden. Diese schwarzen Schafe meinen, dass es reichen würde, Fahrgäste einfach von A nach B zu fahren. Doch dem ist nicht so. Da wird wahnsinnig Schindluder getrieben“, brüskiert sich der Fachgruppenobmann und: „Ich schätze, dass pro Tag rund fünf Taxis in Vorarlberg vorschriftswidrig und ohne eine wirkliche gewerbliche Berechtigung herumfahren.“
Keine polizeilichen Kontrollen
Und da gibt es noch etwas, das Drexel bemängelt: „Es ist meiner Meinung nach ein krimineller Missstand, dass die Bundespolizei keinen Auftrag hat, bei Beförderungsunternehmen gewerberechtliche Kontrollen durchzuführen. Deshalb machen wir das inkognito mit den privaten Wachdiensten.“