“Ich bin von meinem Partner abhängig”

VN / 10.04.2024 • 18:00 Uhr
ABD0003_20170212 – Eine Mutter von drei kleinen Kindern steht am 26.01.2017 in Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen) in ihrer KŸche (Illustration). Mitte Januar bei eisigen Minustemperaturen ging bei ihr und ihren drei Tšchtern plštzlich das Licht aus: Stromsperre. Keine Heizung mehr, kein warmes Wasser. Der Name der Frau wurde aus GrŸnden des Persšnlichkeitsschutzes – insbesondere der mitbetroffenen Kinder […]
Marion* ist überrascht von der konservativen Rollenaufteilung. Damit ist sie nicht alleine. (Symbolbild) DPA

Gleichstellungsbericht offenbart Rückstände: Konservative Rollenbilder, Teilzeitarbeit und Erwerbsunterbrechungen setzen Frauen zu.

Schwarzach Marion* kocht gerade. Es ist kurz vor Mittag, als sie den VN erzählt, dass sie selbst überrascht sei, wie konservativ die Rollenaufteilung in ihrem Haushalt sei. Die Mitte-40-Jährige hat zwei schulpflichtige Kinder, arbeitet in einem Ausmaß von 50 Prozent und kümmert sich vollständig um den Haushalt. Ihr Partner und Vater der Kinder ist Vollzeit beschäftigt. Ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von ihm sei groß. Marion fühlt sich nicht wohl in dieser Lage.

Mehr Sorgearbeit

Sie ist damit nicht alleine, wie der aktuelle Gleichstellungsbericht des Bundeskanzleramts zeigt. „Trotz Zunahme der Arbeitsmarktpartizipation der Frauen sind sie nach wie vor die Hauptzuständigen für die private Sorgearbeit“, heißt es darin unter anderem. Gleichzeitig haben Kinder im gemeinsamen Haushalt nach wie vor erheblichen Einfluss auf die Erwerbslaufbahn von Frauen. Stichwort: Teilzeitarbeit. „Die Erwerbsteilnahme der Männer ist weitgehend unabhängig vom Familienstand.“

In Vorarlberg sind 77,9 Prozent der Frauen mit Kindern und 15 Jahren teilzeitbeschäftigt. Bei den Männern sind es 6,4 Prozent.

Geringeres Einkommen

Hinzu kommt die Bezahlung: Diese fällt bei Frauen in der Regel deutlich geringer aus. Sie verdienen pro Stunde durchschnittlich 18,8 Prozent weniger als Männer, was sich auch in Leistungen wie Arbeitslosengeld oder Pensionen niederschlägt. Das Armutsrisiko von Frauen ist deutlich höher, zeigt der Gleichstellungsbericht. Hier spielen Ausbildung und Berufswahl eine Rolle. So arbeiten Frauen überwiegend in Branchen wie Gesundheit- und Sozialwesen oder im Bildungsbereich, während Männer mehr in technischen Berufen und leitenden Positionen anzutreffen sind.  In männerdominierten Bereichen würden Frauen leicht hinausgedrängt. „Dieser ‚Drehtüreffekt‘ wird oft mit fehlenden familienfreundlichen Rahmenbedingungen erklärt“, steht im Bericht des Kanzleramts.

ABD0194_20210120 – HANNOVER – DEUTSCHLAND: 20.01.2021, Niedersachsen, Hannover: Ein zweijŠhriges Kind klettert auf einen Stuhl neben seiner Mutter, die Zuhause im Homeoffice an einem Laptop arbeitet. Der RŸckzug vom Arbeitsplatz ins Homeoffice soll ein zentraler Baustein im Kampf gegen die Corona-Pandemie werden. Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++. – FOTO: APA/dpa/Julian Stratenschulte
Erwerbsunterbrechungen und Teilzeitarbeit befördern Abhängigkeiten von Frauen. APA

Es ist also ein Mix aus vielen Faktoren, der Frauen oft in eine Abhängigkeit treibt. Vor allem Erwerbsunterbrechungen und Teilzeitarbeit bedingen, dass sie weniger abgesichert sind, lautet ein Resümee im Bericht des Kanzleramts. „Es ist beängstigend“, sagt Marion, die sich aufgrund ihrer Lage an das Fraueninformationszentrum femail wandte. „Wir haben zwei Kinder und sind nicht verheiratet. Bei einer Trennung wäre ich sehr im Hintertreffen“ – und das, obwohl sie alles rund um den Haushalt und ihre Kinder schupft. Ein Job, der mehr als 100 Prozent bedeutet.

*Name von der Redaktion geändert