
Warum es im Bregenzerwald bald wieder ein Gasthaus weniger gibt
Das Sonntagsgasthaus Adler im Bregenzerwald ist noch bis Anfang Juli 2024 geöffnet.
EGG, Großdorf Das Gasthaus Adler in Großdorf lädt seine Gäste jeden Sonntag auf eine kulinarische Reise ein. Schon beim Betreten der holzvertäfelten Stube, in der der Duft von altem Holz und frisch zubereiteten Speisen schwebt, fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Seit elf Jahren führt Irma Renner das Lokal, das sich auf sonntägliche Bewirtung spezialisiert hat. Doch bald wird diese Ära – vorerst vorübergehend – enden.

„Vor über einem Jahrzehnt übernahm ich den Adler ganz zufällig“, erzählt die Bregenzerwälderin mit einem Lachen. Zu jener Zeit waren ihre Kinder noch klein. Die Quereinsteigerin stand damals vor der Herausforderung, das Gastgewerbe mit der Familie zu vereinbaren. „Dieses Gebäude und die Gaststube faszinierten mich mit ihrem einzigartigen Charme. Es war ein Jammer, dass es leer stand“, reflektiert Irma. Sie entschied sich für das Konzept eines Sonntagsgasthauses und unterzeichnete den Pachtvertrag.

Ein ungewöhnliches Konzept
Anfänglich stieß das Konzept auf Skepsis. “Viele belächelten die Idee und behaupteten, ein Sonntagsgasthaus könne nicht funktionieren. Doch wir haben über ein Jahrzehnt hinweg das Gegenteil bewiesen.” Der Adler in Großdorf wurde zu einem Ort für besondere Sonntage und erlangte Bekanntheit weit über den Bregenzerwald und die Landesgrenzen hinaus.

Seit elf Jahren kreiert Irma gemeinsam mit Küchenchef Jodok Dietrich jeden Sonntag ein neues Menü. „Meine zahlreichen Reisen inspirierten mich zu der Idee eines einzigen Menüs, eine Praxis, die ich aus Italien kannte“, erzählt sie, während aus der Küche der Duft von gebratenem Fisch herüberweht.

Eine Ära geht vorübergehend zu Ende
Küchenchef Jodok, Koch Michael Hirt und Irmas Schwester Huberta Berchtold bereiten an diesem Sonntag eine kulinarische Reise nach Spanien, ins Baskenland, vor. „Wir setzen bei unseren Menüs keine Grenzen. Viele Inspirationen kommen von uns selbst. Unsere wechselnden Gastköche bringen zusätzlich eine große Vielfalt an Ideen“, erklärt Irma, während sie die Weine für das heutige Essen einkühlt. Servicekraft Birgit, ebenfalls von Anfang an dabei, deckt inzwischen die Tische ein.

Bald werden die besonderen Sonntage eine Pause einlegen. Nach elf Jahren wird der Adler bis Anfang Juli zum letzten Mal seine Türen öffnen. „Jodok plant eine Weltreise mit seiner Familie. Ich werde für ein Jahr nach Frankreich ziehen“, erklärt Irma. Was die Zukunft bringt, ist noch ungewiss. „Im Moment ist alles offen, und wir sind gespannt, welche Überraschungen das nächste Jahr für uns bereithält.”