Eine Faser aus Vorarlberg verriet Serienmörder Jack Unterweger

VN / 19.04.2024 • 05:55 Uhr
Werner Pichler
Der Vorarlberger Kriminalist Werner Pichler (†) trug wesentlich zur Aufklärung der Mordserie bei. vn

Wie Bregenzer Kriminalisten maßgeblich zur Aufklärung einer Serie von Morden beitrugen: Im zweiten Teil der True-Crime-Serie der VN spricht Redakteur Gerhard Sohm mit Gernot Hämmerle über den berüchtigten Serienmörder Jack Unterweger, der vor 30 Jahren vor Gericht stand.

Bregenz, Wien, Graz Er lächelte in die Kameras, als er am 20. April 1994 in den Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Graz geführt wurde. Angeklagt des neunfachen Mordes. Seine Opfer: Prostituierte, deren Ermordung ihm angelastet wurde. Unter ihnen die Vorarlbergerin Heide Hammerer.

In der Zelle erhängt

Unterweger, er war bis zuletzt nicht geständig, wurde im Sinne der Anklage schuldig gesprochen und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Bereits am nächsten Tag nach der Urteilsverkündung erhängte er sich in seiner Zelle.

Jack Unterweger
Jack Unterwegers Opfer in Vorarlberg: Die Prostituierte Heide Hammerer. Polizei

Der im Jahr 1950 in Judenburg gebürtige Steirer narrte die Kriminalisten monatelang. Erst durch die akribische Arbeit der Spurensicherer des Landeskriminalamtes Vorarlberg wurde er überführt. Eine rote Kunststofffaser, sichergestellt an der Leiche der Bregenzer Prostituierten Heide Hammerer, sollte ihm schlussendlich zum Verhängnis werden.

Erinnerungen eines Kriminalisten

Der Vorarlberger Chefinspektor Werner Pichler, der mittlerweile verstorben ist, war an dem Fall dran. In einem Interview mit den VN schilderte er damals: „Ich erinnere mich, dass Hammerer am Klosamarkt nicht an ihrem Standplatz war. Das war seltsam, denn sie galt in dieser Hinsicht als zuverlässig.“ Schließlich wurde das Auto der Frau gefunden, und dann, im Lustenauer Ried, ihre Leiche. Hammerer wurde erdrosselt. „Zunächst hatten wir einen brutalen Schweizer Freier im Visier“, so der Kriminalist weiter, „bis Jack Unterweger im Spiel war.“

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Unerlaubter Vorgang

Es war ein unerlaubter Vorgang der Ermittler, der zum schlagenden Sachbeweis gegen den mörderischen Steirer führte: „Ich entnahm mittels eines Klebebandes Fasern vom Kleid der Leiche. Diese Methode war damals kriminaltechnisch noch nicht erlaubt.“ Und führte doch zum Erfolg. Es waren Fasern einer Jacke Unterwegers. „Seither sind unsere Methoden von damals kriminaltechnische Norm“, sagte Pichler.

„Weil wir den Täter vorher in der Schweiz vermutet hatten, schickten wir die Kleidungsstücke des Opfers und gesicherte Fasern für Untersuchungen nach Zürich“, erinnerte sich Pichler. Eine eigentlich ungewöhnliche Maßnahme, zumal die in der Schweiz praktizierte Methode der Mikrospurenuntersuchung in Österreich als verpönt galt.

Die rote Kunststofffaser sollte sich trotzdem als eine Leitspur in dem Fall herausstellen. Ermittlungen in der Schweiz brachten keine Ergebnisse, auf Anfragen bei den Behörden innerhalb Österreichs kam keine Rückantwort ins Ländle. Und Jack Unterweger schien – vorerst – nichts mit dem Fall Hammerer zu tun zu haben.

Ein Mord nach dem anderen

Im Laufe des Jahres 1991 geschah in Österreich dann ein Prostituiertenmord nach dem anderen, Unterweger geriet schließlich doch ins Visier der Ermittler. Zu einem Haftbefehl konnte sich vorerst aber niemand durchringen. Im Februar 1992 überschlugen sich die Ereignisse. In Wien wurde eine Sonderkommission gebildet, der auch der Vorarlberger Spurensicherer Pichler angehörte. Das Gericht erließ den Haftbefehl, der inzwischen Geflüchtete wurde in Miami verhaftet.

Jack Unterweger Faksimilie
VN-Bericht: Damals, als der Mord an Heide Hammerer noch nicht aufgeklärt war.

Teil 1 der VN-Serie: Ein Blick in die Psyche des Serienmörders

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