7,5 Schnitzel pro Kopf und Woche: Die Vegetarier-Lösung für Österreichs Fleischproblem

VN / 20.04.2024 • 18:00 Uhr
Tobias Rümmele ist Gründer von “Was Vegetarier wollen” und selbst Veggie. Thema sinkender Fleischkonsum, warum wird man Vegetarier,
Tobias Rümmele ernährt sich seit seiner Kindheit vegetarisch und betreibt den Blog “Was Vegetarier wollen”. VN/PAULITSCH

Im Jahr 2023 konsumierten die Österreicher durchschnittlich 58,6 Kilogramm Fleisch pro Kopf – ein hoher Wert. Tobias Rümmele aus Dornbirn zählt nicht zu dieser Statistik. Der Vegetarier sprach mit den VN über einen fleischlosen Lebensstil und seine Plattform für Vegetarier.

Dornbirn Die Organisation Vier Pfoten hat in diesem Jahr den 7. April als „Meat Exhaustion Day“ für Österreich festgelegt. An diesem Tag hatten die Österreicher bereits die für ein ganzes Jahr empfohlene Höchstmenge an Fleisch verzehrt. Zum Vergleich: In Deutschland fällt dieser Tag auf den 21. April, bei unseren Nachbarn in der Schweiz sogar erst auf den 6. Mai.

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Obwohl die Zahlen jährlich sinken, ist der Fleischkonsum in Österreich immer noch bedenklich hoch. Im Jahr 2023 wurden durchschnittlich 58,6 Kilogramm Fleisch pro Person konsumiert. Das entspricht rund 7,5 Schnitzeln pro Woche. Politische Reaktionen, die den überhöhten Fleischverzehr mit Aussagen wie „Schnitzel essen, ist okay“ verteidigen, tragen nicht zur Lösung des Problems bei. Denn wissenschaftlich ist bewiesen: Sowohl für die Umwelt als auch für die Gesundheit ist diese Menge deutlich zu hoch.

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Fleischverzicht als Lebensstil

Als jemand, der schon seit Langem auf Fleisch verzichtet, bringt Tobias Rümmele eine interessante Perspektive in die Debatte ein. „Ich war schon immer ein großer Tierfreund. Vermutlich war das der Grund, dass ich schon als Fünfjähriger beschloss, Vegetarier zu werden“, erklärt der Dornbirner. Obwohl seine Familie Fleisch aß, blieb er seiner Entscheidung treu.

Tobias Rümmele ist Gründer von “Was Vegetarier wollen” und selbst Veggie. Thema sinkender Fleischkonsum, warum wird man Vegetarier,
Rümmele steht Belehrungen skeptisch gegenüber. Er ist der Meinung, dass jeder individuell über seinen Fleischkonsum reflektieren sollte.

„Mittlerweile ist es ganz normal geworden. Der Verzicht auf Fleisch hat Eingang in die Mitte der Gesellschaft gefunden“, meint Rümmele. Da ihm auffiel, dass es in der Gastronomie oft an Inspiration mangelt, hat er hobbymäßig die Plattform „Was Vegetarier wollen“ ins Leben gerufen. Dort bietet der Dornbirner Beratungen für Gastronomen an, um das kulinarische Angebot für Vegetarier, Veganer und auch Flexitarier ansprechender zu gestalten. In seinem Blog beschäftigt sich Rümmele zudem mit verschiedenen Aspekten der fleischlosen Ernährung. Er stellt unter anderem Alternativen wie Sojahack als Ersatz für Hackfleisch vor oder erklärt, welche eiweißreichen Zutaten für eine proteinreiche Ernährung förderlich sein können.

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Optimistisch, aber mit Vorbehalt

Rümmele ist optimistisch, was den Trend sinkenden Fleischkonsums betrifft, sieht aber weiterhin Handlungsbedarf: „Es ist erfreulich, dass der Konsum zurückgeht, doch es ist noch ein langer Weg.“ Der Vegetarier vertritt die Meinung, dass Belehrungen fehl am Platz sind. „Jeder sollte frei entscheiden dürfen, was er essen möchte. Essen ist essenziell.“ Er sieht für viele die Lösung in einer Reduzierung des Konsums und nicht in einem strikten Verzicht.

Tobias Rümmele ist Gründer von “Was Vegetarier wollen” und selbst Veggie. Thema sinkender Fleischkonsum, warum wird man Vegetarier,
Auf seinem Blog stellt Rümmele auch verschiedene vegetarische Alternativen zum Kochen vor.

Fleischersatzprodukte sieht Rümmele als praktikable Alternative für diejenigen, die nicht vollständig auf das Erlebnis „Fleisch“ verzichten wollen. „Natürlich spielt auch der finanzielle Aspekt eine Rolle“, gibt er zu bedenken. Da Ersatzprodukte anders besteuert werden und oft teurer sind wie Fleisch, Milch, Eier oder Käse, ist der Zugang nicht für alle gleich. Ein positives Beispiel liefert hier etwa ein Discounter, der seit einem halben Jahr pflanzliche Produkte zum gleichen Preis wie tierische anbietet. „Dadurch sind die Umsätze bei den Ersatzprodukten erheblich gestiegen“, weiß Rümmele.

Österreichs Weg zu weniger Fleisch

Solche Faktoren deuten auf ein wachsendes gesellschaftliches Interesse an einem reduzierten Fleischkonsum hin. Sollte es zukünftig auch zu einem politischen Umdenken kommen und gelegentlich pflanzliche Schnitzel auf den Tischen der Österreicher landen, könnte der „Meat Exhaustion Day“ in einen späteren Kalendermonat fallen. Dies wäre eine Entwicklung, die sowohl der Gesundheit als auch der Umwelt zugutekäme.