Die Mordfälle Heide Hammerer und Janine G.: So hat sich die Ermittlungsarbeit verändert

VN / 21.04.2024 • 11:27 Uhr
Kriminallabor
Das moderne Kriminallabor in der Landespolizeidirektion Vorarlberg. Hartinger

Seit Jack Unterwegers Mord in Vorarlberg hat sich die polizeiliche Welt verändert. Wie sich die kriminalistischen Ermittlungsmethoden zwischen den beiden Verbrechen modernisiert haben.

Schwarzach Vergleicht man die Möglichkeiten der polizeilichen Spurensicherung mit jenen der 90er-Jahre und heute, stehen Quantensprünge dazwischen. Fortschritte, die vor allem im Landeskriminalamt Vorarlberg erzielt wurden.

Mikrospurenuntersuchung

Als die Ermittlungen gegen den Serienmörder Jack Unterweger Ende 1991 begannen, stand die DNA-Analyse noch in den Kinderschuhen. Viel mehr als Fingerabdrücke von Verdächtigen gab es bisher nicht.

Nach dem Mord an Heide Hammerer im Lustenauer Ried wurden an ihrer Leiche Fasern und Haare sichergestellt, welche die Vorarlberger Kriminalisten auf die Idee einer mikrobiologischen Untersuchung des winzigen Materials durch ein Institut in der Schweiz brachten.

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Mit Erfolg: die Spuren stimmten mit jenen an sichergestellten Kleidungsstücken des Serienmörders überein. Jack Unterweger war buchstäblich geliefert. Die in Österreich anfänglich verpönte Mikrospurenuntersuchung hielt damit auch in der Alpenrepublik Einzug.

Der genetische Fingerabdruck

Nur wenig später kam der „genetische Fingerabdruck“, also die Untersuchung von DNA-Spuren an Opfern und Tatverdächtigen ins Spiel. Damit konnten Verbrechen aufgeklärt werden, die vorher wahrscheinlich im Dunkeln geblieben wären.

Gleichzeitig begann die digitale Revolution. Was früher mit Fax erledigt worden war, ging in Sekundenschnelle über das Internet. Auch Gespräche mit Mobiltelefonen konnten registriert und überwacht werden.

<p class="caption">In diesem Lustenauer Riedgraben wurde die Leiche der Ermordeten aufgefunden. <span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker">Hartinger</span></p>

Was zu „Unterwegers Zeiten“ noch unmöglich gewesen wäre, kam im Fall von Janine G., die im März 2022 in Lustenau ermordet wurde, bei der Ermittlungsarbeit zum Tragen. So wurde bei DNA-Untersuchungen etwa festgestellt, dass unter Fingernägeln des Opfers biologisches Spurenmaterial ausgewertet wurde, das mit dem biologischen Merkmalmuster des Tatverdächtigen in Einklang gebracht werden konnte. Ein gewichtiges Beweismaterial.

Labor
Fingerabdrücke können im Labor auch auf genetischer Basis untersucht werden. Hartinger

“Kriminalistische Hexenküche”

Nachdem im Jahr 1995 ein kriminaltechnisches Labor in der Landespolizeidirektion in Bregenz eingerichtet wurde, gelang den Vorarlberger Ermittlern im November 2015 ein weiterer Meilenstein. Das Labor erhielt die „Akkreditierung nach den EN ISO/IEC 17025“. Was heißen soll: Es erreichte damit die höchstmögliche Qualitätsvoraussetzung für den sicheren und wirksamen Austausch kriminaltechnischer Erkenntnisse in der Europäischen Union.

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So wurde es beispielsweise ab sofort möglich, eine in Portugal gesicherte Fingerspur in Österreich als Sachbeweis für ein Strafverfahren zu verwenden – und umgekehrt. Denn die DNA der Täter verbirgt sich überall. Im Fingerabdruck, in Haaren oder Blutspuren. Im Labor laufen die Fäden zusammen, nehmen Kontur an, werden zu einem deutlichen Bild und entlarven den Täter. Egal, wo auf der Welt er sich gerade aufhält.