Janine und Löwe Atlas. Die Geschichte einer faszinierenden Freundschaft

Im Walter Zoo von Gossau leben Raubkatzen und Pfleger eine besondere Beziehung.
Gossau In freudiger Erwartung der Besucher steht Janine Granwehr (20) auf der Aussichtsplattform zum Löwenhügel mit der buckeligen Anhöhe. Dort räkeln sich Löwenweibchen Lin, Jermina und Amera im Gras und blicken entspannt durch die Gegend. “Lin ist die Mama von Amera und Jermina ist ihre Schwester”, beschreibt Granwehr die prachtvollen Berberlöwinnen. Überall herum liegen große Klumpen von Kamelhaaren. “Diese mögen die Löwen ganz besonders. Sie wälzen sich gerne darin, lieben den Duft.”

Majestätische Erscheinung
Wen die junge Raubtierpflegerin besonders gerne mag, zeigt sich wenig später beim Gang hinunter zu den Löwenstallungen. Dort wartet Atlas hinter den stabilen Gitterstäben auf die leidenschftliche Tierpflegerin, die ihren Beruf im Walter Zoo lernte, dort die Lehre absolvierte, und die es irgendwann magisch zu den großen Raubkatzen zog.

Kaum angekommen im Löwenhaus taucht der majestätische Berberlöwe hinter dem Gitter auf und fixiert mit freundlich wirkenden Augen “seine” Chefin. Sie spricht mit ihm, und Atlas scheint die Worte wohlwollend aufzusaugen. Er läuft hin und her, die Augen immer auf Janine gerichtet.
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Megalieb, meganeugierig
“Atlas ist megalieb und meganeugierig. Es ist cool, mit ihm zu arbeiten. Er reagiert auf mich. Ich kenn’ ihn jetzt schon länger. Ich weiß, wann er auch motzt. Dann brüllt er”, spricht die Raubtierpflegerin über “ihren” Löwen, den sie bei aller Liebe dennoch lieber hinter Gitter sieht. “Wenn er dann so motzt, wüsstest du ja nie. . .”
Im Walter Zoo versuche man, die Raubtiere möglichst natürlich zu halten, erklärt Geschäftsführer Thomas Harder (49). “Vor noch nicht allzu langer Zeit gab es noch Shows mit den Tieren. Da waren Mensch und Tier ohne Gitter getrennt in Kontakt.” Schon längst sind diese Zeiten vorbei und die Darbietungen mit Raubkatzen in den Zirkusarenen Geschichte.

Medizinisches Training
Janine gibt eine Kostprobe ihrer Arbeit mit Atlas. Medizinisches Training nennt sie das, was sie vor allem mit ihm macht. “Ich halt ihm eine runde Platte hin, wenn er diese mit der Nase berührt, pfeife ich. Das ist das Signal für die Belohnung. Atlas kriegt dann ein Stück Fleisch.” Sogleich demonstriert sie das Erklärte. Atlas funktioniert wie am Schnürchen. Warum diese Einheit “medizinisches Training” genannt wird, erklärt die Löwin-Freundin: “Wenn ich das mit ihm mache, ist Atlas so fixiert auf mich, das Tierärzte ihm eine Spritze geben oder Blut abnehmen können. Dann muss er nicht in Narkose gesetzt werden.”

Als Atlas plötzlich zu brüllen beginnt, bebt der Raum. Er will zu seinem Harem draußen im Gelände. Die Weibchen wären wieder empfängnisbereit. Und laut dem Führer des sogenannten Zuchtbuches darf es im Walter Zoo bald wieder Löwen-Junge geben.