Deshalb gibt es Streit um den Mobbingschutz an Schulen

VN / 08.05.2024 • 16:19 Uhr
ABD0104_20170321 – WIEN – …STERREICH: THEMENBILD – Illustration zum Thema Hass im Internet, aufgenommen am Dienstag, 21. MŠrz 2017 in Wien. Eine Frau reagiert mit ausgestrecktem Zeigefinger auf einen Facebook Eintrag “Ich hasse dich!!!” (Gestellte Szene). – FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER
Mobbing an Schulen ist in verschiedenster Form zu einem echten Problem geworden. Die Mobbing-Koordinationsstelle am Land gibt es in der bekannten Form nicht mehr. APA

Mobbing-Koordinationsstelle wird umgekrempelt. Sehr zum Missfallen jener, die sie gründeten.

Bregenz Er begann vor sechs Jahren, der strukturierte Kampf gegen Mobbing an Schulen. Im Land wurde die Mobbing-Koordinationsstelle eingerichtet, BeratungslehrerInnen bearbeiteten an den Schulen des Landes zahlreiche Fälle von Mobbing. “Doch jetzt wird alles umgekrempelt. Wir, die wir Pionierarbeit in diesem Bereich leisteten, wurden darüber nicht einmal informiert”, beklagt sich Lebensberaterin und Mediatorin Elfriede Böhler (61). Wir – dazu zählt auch Gesundheitspsychologein und Psychotherapeutein Michaela Uitz-Steinhauser (51). Auch sie ist auf jene, welche das alte System zu Fall brachten, nicht wirklich gut zu sprechen.

<p class="caption">Elfriede Böhler leitet die Mobbing-Koordinationsstelle des Landes. <span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker">Böhler</span></p>

“Man hat uns in diesen Prozess überhaupt nicht eingebunden. Obwohl wir in diesem Bereich so viel machen, an den Schulen sind, Fachpersonal ausbilden und koordinieren”, kritisiert Uitz-Steinhauser. Frage man beim Land nach, erhalte man keine Antwort.

Übergangen?

Zuständig für die Mobbingberatung ist nun der Fachbereich Inklusion, Sonderpädagogik und Diversität in der Bildungsdirektion Vorarlberg. Unter der Bezeichnung “Pädagogische Beratung” soll es nun Hilfen für Mobbingopfer geben. Der direkte Kontakt mit den Betroffenen sei nicht mehr gegeben. Es würden Aufgaben delegiert, die vorgeschriebenen Sachverständigengutachten bräuchten zu viel Zeit, beklagt Böhler.

<p class="caption">Monika Steurer genießt hohe Akzeptanz in Pädagogenkreisen.<span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker"> VN</span></p>

Sowohl Böhler als auch Uitz-Steinhauser fühlen sich bei der Neuausrichtung der Mobbing-Beratungsstelle übergangen, ihre Expertisen und gesammelten Erfahrungen nicht oder zu wenig berücksichtigt. Bei der Bekämpfung von Mobbing gehe es um Sensibilisierung, Prävention und Intervention, beschreibt Böhler ihre Tätigkeit.

Großer Bedarf

Böhler sieht die Qualität der Mobbingarbeit gefährdet. “Es ist keine klare Anlaufstelle mehr erkennbar. Dabei ist die Nachfrage nach Unterstützung bei Mobbing-Fällen an Schulen enorm. Betroffene sind nicht nur Schüler, sondern auch viele Lehrer.”

Dass Qualität und Effizienz der Mobbingarbeit durch die Neuausrichtung abnehme, dementiert Monika Steurer, seit Anfang Monat offiziell Nachfolgerin von Andreas Kappaurer als pädagogische Leiterin der Bildungsdirektion. “Es hat eine neue Zuständigkeit dieser wichtigen Arbeit stattgefunden. Diese liegt jetzt halt nicht mehr bei der Heilstättenschule Rankweil, sondern bei der Bildungsdirektion. “Wir schätzen die Aufbauarbeit von Elfriede Böhler und Michaela Uitz-Steinhauser sehr.” Eine Anlaufstelle für Mobbingopfer sei nach wie vor vorhanden, das Sozialtraining werde künftig von mehreren zur Verfügung stehenden professionellen Trainerinnen landesweit und bedarfsorientiert angeboten.