Mobbingkoordinationsstelle bleibt. Nur wird sie halt …

Rechtliche Rahmenbedingungen zwangen laut Bildungsdirektion zu einer Umstrukturierung.
Bregenz 251 Fälle von schwerem Mobbing wurden allein im Schuljahr 2022/2023 verzeichnet. “Nicht mit eingerechnet sind bei diesen Zahlen kurze Anfragen. Von diesen erhalten wir zusätzlich unzählige”, berichtet Elfriede Böhler (61), die bald scheidende Leiterin der jetzigen Mobbingkoordinationsstelle im Land. Gemeinsam mit Sozialtrainerin Michaela Uitz-Steinhauser (51) prägte die Schwarzacherin die Einrichtung, um deren Qualität sie nach einer anstehenden Umstrukturierung fürchtet.
45 Mobbing-Experten
Von der Bildungsdirektion Vorarlberg wird diese Befürchtung dementiert. “Vom Land wird weiterhin eine Stelle für Mobbingkoordination zur Verfügung gestellt. Diese wird auch wie bisher als Anlaufstelle für die Schulen fungieren, der direkte Kontakt mit den Betroffenen wird somit weiterhin gegeben sein”, heißt es in einer Stellungnahme der obersten Vorarlberger Schulbehörde. 45 Lehrpersonen seien aktuell in der pädagogischen Beratung mit dem Thema Mobbing befasst. Und: “Es ist allen Beteiligten wichtig, dass die Aufbauarbeit und Expertise der beiden Mobbingkoordinatorinnen bei der Neuausrichtung einbezogen und gut weitergeführt wird.”

Dienstrechtsproblem
Christian Kompatscher, dem in der Bildungsdirektion als Verantwortlicher des Fachbereichs Inklusion, Sonderpädagogik und Diversität die künftige Mobbingkoordinationsstelle untersteht, präzisiert die Gründe für die Neustrukturierung der Einrichtung. “Die anstehende Pensionierung von Elfriede Böhler hat bezüglich Zukunft der Einrichtung rechtliche Zweifel bei der Personalabteilung der Bildungsdirektion ausgelöst. Es geht konkret darum, dass man nicht Personen nach dem Lehrerdienstrecht anstellen kann, die nicht mit Kindern in Kontakt kommen. Daher übernimmt das Land diese Projektstelle und stellt sie der Bildungsdirektion zur Verfügung.”

Hotspot Mittelschule
Die Befürchtung der bisherigen Projektleiterinnen Böhler und Uitz-Steinhauser, wonach ihre Expertisen, Erfahrungen und Materialien nicht mehr gefragt sind, versucht Kompatscher zu zerstreuen. Er kündigt baldige Gespräche an, mit dem Ziel, Aufgabengebiete und Zuständigkeiten festzulegen. Derzeit läuft ein Ausbildungslehrgang zum Thema Mobbing auf Schloss Hofen mit 15 Personen, organisiert von Elfriede Böhler. Ein weiterer soll im November folgen.
Auch politisch hat das Thema seit Bekanntwerden der Umstrukturierung der Mobbingkoordinationsstelle Wellen geschlagen. Die Neos haben nun eine Anfrage an Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink geschickt. Darin fordern Bildungssprecher Johannes Gasser und Fabienne Lackner Antworten über die bald in der Bildungsdirektion angesiedelten Einrichtung.

Die Mobbing-Hotspots der Bildungslandschaft liegen an den Mittelschulen. Dort gab es im Schuljahr 2022/23 gleich 115 Fälle von schwerem Mobbing – um ein Vielfaches mehr als in den anderen Schultypen.
Schwere Mobbingfälle Schulen
2022/2023: 251 (35 VS, 9 ASO, 115 MS, 13 PTS, 13 AHS/BMHS, 14 Lehrpersonen, 24 anonym)
2021/2022: 193 (38 VS, ASO 7, MS 87, PTS 5, AHS/BMHS 25, Lehrpersonen 19, anonym 12)
2020/2021: 149 (17 VS, 8 ASO, 62 MS, 9 PTS, 19 AHS/BMHS, 11 Lehrpersonen, 13 anonym)
2019/2020: 82 (18 VS, 2 ASO, 36 MS, 7 PTS, 8 AHS/BMHS, 9 Lehrpersonen, 2 anonym)