Wie Architektur heilen hilft

Ausstellung im Vorarlberger Architektur Institut beleuchtet die Bedeutung der Krankenhausarchitektur.
Dornbirn Die aktuelle Ausstellung im Vorarlberger Architektur Institut (vai) widmet sich der heilenden Wirkung von Architektur im Krankenhausbau. Die Ausstellung beleuchtet historische und aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich und zeigt, wie architektonische Gestaltung den Heilungsprozess unterstützen kann.

Krankenhäuser haben eine lange und komplexe Entwicklungsgeschichte, die eng mit dem medizinischen Fortschritt verbunden ist. Im 20. Jahrhundert standen Effizienz, Ökonomie, Flexibilität und Rationalisierung im Vordergrund. Kliniken wurden zu hoch technisierten Maschinen, die vor allem funktional und ökonomisch ausgerichtet waren. Die Bedürfnisse und Gefühle der Patienten und des Pflegepersonals wurden dabei oft vernachlässigt. Diese Entwicklung hat nicht zu unterschätzende psychosoziale Folgen.

In den letzten Jahren hat der aus Nordamerika stammende Ansatz der “Healing Architecture” auch in Europa Einzug gehalten. Dieser Ansatz stellt den Menschen wieder in den Mittelpunkt des Planungs- und Gestaltungsprozesses von Krankenhäusern. Ziel ist es, durch bewusste Gestaltung Heilungsprozesse zu unterstützen und das Wohlbefinden der Patienten zu fördern. Obwohl es bereits einige erfolgreiche Beispiele gibt, fehlt es noch an einer breiten öffentlichen Wahrnehmung und dem politischen Willen, diese gesundheitsfördernde Architektur flächendeckend umzusetzen.

Die Ausstellung bietet eine Standortbestimmung der aktuellen Bemühungen, vom „kranken“ Haus zu einer gesunden Umgebung zu gelangen, und wagt gleichzeitig einen mutigen Blick in eine visionäre Zukunft. Im Zentrum der Ausstellung stehen mehrere internationale Fallstudien, die exemplarisch zeigen, wie Gestaltungsinstrumente aus dem Evidence Based Design zu einer “heilenden” Krankenhausarchitektur führen. Diese Fallstudien verdeutlichen, wie durchdachtes Design die Genesung von Patienten fördern kann.

Die Architekturpsychologin Tanja C. Vollmer hat über viele Jahre den Zusammenhang zwischen Architektur und Genesungsprozess erforscht und publiziert. Ihre Forschungen zeigen, dass Patienten, die unter anderem einen Ausblick aus ihrem Zimmer haben, weniger Schmerzmittel benötigen, weniger Pflegepersonal in Anspruch nehmen und kürzere Verweildauern haben.
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Ein herausragendes Beispiel ist die Universitätskinderklinik in Freiburg, bei deren Planung Vollmer und ihre Partnerin Gemma Koppel von Anfang an beratend tätig waren. Sie erstellten ein Architektenhandbuch, das in den Wettbewerb integriert wurde. Nach der Eröffnung wird eine Evaluation durchgeführt, um die tatsächliche Wirkung der verbesserten Raumgestaltung auf die Patienten zu überprüfen.

Die von Gerald Fleisch, Direktor der Landeskrankenhäuser Betriebsgesellschaft, mitinitiierte Ausstellung macht deutlich, dass die Bedürfnisse von Patienten und Pflegepersonal stärker berücksichtigt und die heilende Wirkung von Architektur bewusst eingesetzt werden müssen. Dies erfordert nicht nur ein Umdenken in Planung und Gestaltung, sondern auch den politischen Willen, diese Ansätze auf breiter Basis umzusetzen.
Ausstellung: Das Kranke(n)haus – Wie Architektur heilen hilft
Vorarlberger Architektur Institut
Do, 23.05.– Sa, 07.09.