Fehlendes Hallenbad im Montafon: “Kinder lernen nur noch das Überwasserhalten”

VN / 04.06.2024 • 15:44 Uhr
Hallenbad-Petition, fehlendes Hallenbad im Montafon
Jodok Marent, Carola Fink und Patrick Rösler fordern ein Hallenbad fürs Montafon. VN/JUN

Da das Montafon kein Hallenbad hat, können die Kinder kein richtiges Schwimmen erlernen. Gemeindevertreter Jodok Marent und Schwimmlehrerin Carola Fink vom Montafoner Schwimmclub sowie Patrick Rösler, der die Petition für ein Hallenbad im Montafon ins Leben gerufen hat, schildern die “prekäre Lage”.

Schruns „Die Lage ist sehr prekär“, sagt Jodok Marent, Schrunser Gemeindevertreter und Mitglied im Schwimmclub Montafon. Das Montafon hat zwar einen Schwimmsportverein, jedoch kein Hallenbad. Daher beschränken sich die Schwimmkurse auf das Überwasserhalten, denn richtiges Schwimmen können die Kinder so nicht erlernen. „Wir versuchen seit Jahren, ein breites Angebot an Schwimmkursen anzubieten und scheitern eigentlich nur an den Wasserflächen beziehungsweise an den Öffnungszeiten der Bäder“, so Jodok Marent.

Hotelschwimmbäder ungeeignet

Schwimmlehrerin Carola Fink würde gerne Fortgeschrittenenkurse anbieten, doch da sich die Badsituation jedes Jahr ändert und die Schwimmlehrerinnen nur begrenzt Zeit haben, ist das nicht zu stemmen. Hotelierin Heike Ladurner-Strolz vom Hotel Zimba bemüht sich zwar sehr, dem Schwimmclub Zeitslots im hoteleigenen Hallenbad zu geben, doch möglich sind die Kurse nur am Vormittag. „Aber keiner kann vormittags“, sagt Carola Fink, da die zehn ausgebildeten Schwimmlehrerinnen selbst berufstätig sind. Auch die Tatsache, dass man nur ein bis zwei Stunden am Stück das Bad nutzen kann, sei nicht ideal. Zudem seien Hotelschwimmbäder nicht für externe Gäste gebaut: Umkleiden und Duschen fehlen. Ins Val Blu ausweichen kann der Montafoner Schwimmclub auch nicht, da das Val Blu jetzt schon mit seinen eigenen Schwimmkursen ausgelastet ist. Obwohl Schwimmen im Lehrplan steht, können die Schulen im Montafon daher kein Schwimmen anbieten, was dazu führt, dass die Menschen im ganzen Tal, also auch die Lehrer selbst, nicht gut schwimmen können, wie Patrick Rösler, der die Petition für ein Hallenbad im Montafon ins Leben gerufen hat, erklärt.

“Kirchturmdenken” im Tal

Im Montafon wurde sogar eine Bäderstudie in Auftrag gegeben, bei der herausgekommen ist, dass der Standort Vandans beim jetzigen Freibad für ein Hallenbad mit Saunabereich am geeignetsten sei. Patrick Rösler ist überzeugt, dass dieses Hallenbadprojekt nicht am Geld scheitert – 30 Millionen Euro würde es kosten –, sondern am Kirchturmdenken im Tal. Denn baut die Talschaft ein Hallenbad, kann sie auf hohe Förderungen vom Land hoffen, doch der politische Wille fehle. Die laufenden Kosten eines Hallenbades könnten sogar durch die Einnahmen gedeckt werden, ist Patrick Rösler überzeugt. So ein Hallenbad sei „ein Mehrwert für die Region“. Montafon hat zwei Millionen Nächtigungen im Jahr – die Nachfrage wäre da, bei Einheimischen wie Gästen.

St. Gallenkirchs Bürgermeister Josef Lechthaler spricht sich für ein Hallenbad aus: „Aus meiner Sicht wäre es nun an der Zeit, dass die Montafoner Bürgermeister und vor allem die Gemeindevertretungen sich nach fast jahrzehntelangem Stillstand auf den Weg in Richtung talweite Freibad-Betriebsgesellschaft und einer Ganzjahreslösung machen. Natürlich kommen dabei jährliche Kosten auch auf Gemeinden zu, die bislang keinen Bäderstandort haben, dennoch muss hier talweit gedacht werden.“

Montafons fünf Freibäder eignen sich nicht für einen Schwimmkurs, der ganzjährig und wetterunabhängig stattfinden kann. „Wir brauchen eine wettersichere Alternative“, fordert Carola Fink. Im Aquarena könnten sie in den Sommerferien von 9 bis 10.30 Uhr trainieren, aber das sei eher eine Tortur, da zu viel los sei. Zurzeit bietet der Montafoner Schwimmclub fünftägige Schwimmkurse für Kinder bis zu zehn Jahren an, wobei acht bis zwölf Einheiten ideal seien.

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„Von einem richtigen Schwimmen sind wir noch weit entfernt, da braucht es einfach ein 25 Meter langes Sportbecken, das ganzjährig betrieben wird“, sagt Jodok Marent. „Unsere Schwimmlehrer und die Organisatorin der Kurse leisten in drei Monaten wirklich ein Marathonprogramm, um über 400 Kinder durchzubringen. Ziel ist es ja nicht nur, die Kinder ins Wasser zu bringen. Die Kinder sollten sich am Ende des Kurses auch sicher über Wasser halten können, wenigstens für fünf bis zehn Meter.“