Von Bürokratie-Hass bis Toleranz. Dem Volk aufs Maul geschaut …

VN / 09.06.2024 • 20:00 Uhr
EU-Wahl am Stammtisch
Europa ist bei den Teilnehmern der Sonntagnachmittagsrunde im Gastgarten von “Hellis Imbiss” natürlich Thema. VN/Serra

Speziell an den Wirtshaustischen offenbart sich die ambivalente Haltung zur Europäischen Union.

Dornbirn Die Runde der eher älteren Herren mit Dame hat es sich im Gastro-Außenbereich von “Helis Imbissstube” gemütlich gemacht. Europa und die Wahl wird erst zum Thema, als die Runde auf den Urnengang angesprochen wird. Immerhin outen sich fast alle der knapp zehn Personen als Wähler. “Natürlich ging ich wählen”, sagt Edeltraud Maria Lieselotte Passler mit Bestimmtheit. Nachsatz: “Das ist doch selbstverständlich.” Um neun Uhr in der Früh war Edeltraud bereits in ihrem Haselstauder Wahllokal. “

EU-Wahl am Stammtisch
Für Edeltraud Passler ist der Gang zur Wahlurne auch bei der Europawahl eine Selbstverständlichkeit.

Die drei Herren dort, habe ich aber nicht gekannt”, bemerkt die rüstige Dame. Nach dem Wählen hat sie eine Wanderung gemacht, um sich dann mit der Herrenrunde im Gastgarten von “Helis Imbissstube” zu treffen. Wen sie gewählt hat, verrät Edeltraud nicht. Nicht einmal andeutungsweise.

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Aversion gegen Bürokratie

Das ist bei Manfred (63) anders. “Ich habe Blau gewählt”, lässt der Mann keinen Zweifel über seine Haltung. Manfred legt nach. “Es ist höchste Zeit, dass diese Bürokratie in Brüssel endlich einmal gestutzt wird. Die beschäftigen sich dort nur mit unwichtigen Dingen, statt dass sie sich um das Asylproblem kümmern”, macht Manfred aus seinem Herzen keine Mördergrube. Auch für die EU-Unterstützung der Ukraine habe er kein Verständnis. Die anderen Mitglieder der Stammtischrunde halten sich bezüglich ihrer Wahlentscheidung bedeckt. Nur in einem sind sie sich einig: Europa ist wichtig.

EU-Wahl am Stammtisch
Manfred hält von den Spitzen der EU nicht viel. Ihm gibt es in Brüssel viel zu viel Bürokratie. Er bekennt sich als FPÖ-Wähler.

Für Humanität

In der Dornbirner Innenstadt sitzen die Freundinnen Lorena Vorhauer und Christina Bereuter (beide 20) im Steinhauser zusammen. Die beiden sind erst wenige Tage vorher von einer langen Australien-Reise zurückgekehrt. Europa? “Hat eine eine große Bedeutung für mich”, räumt Lorena ein. Etwas beschämt gesteht sie, nicht gewählt zu haben. “Ich war am Vortag so lange weg. Dann war ich zu spät dran.” Was nichts an ihrem Interesse für die Zukunft des Kontinents ändere. “Ich stehe für ein humanes Europa, das offen ist für Menschen, die Asyl brauchen. Ich bin auch für ein Europa, das jenen hilft, die Hilfe brauchen. Denn das kann es.”

EU-Wahl am Stammtisch
Sie stehen für ein offenes und tolerantes Europa, das durch soziale Gerechtigkeit und Humanität geprägt ist.

Keine Angst um Europa

In dieselbe Kerbe schlägt Freundin Christina. “Ich bin eher links. Ich habe auch heute gewählt. Ich stehe für ein Europa der Toleranz und der sozialen Gerechtigkeit”, beschreibt die Lingenauerin ihre Haltung.

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Angst um den Kontinent habe sie auch durch den sich abzeichnenden Rechtsruck nicht. “Ein bisschen nachdenklich stimmt es mich natürlich schon. Aber ich denke, dass das Projekt Europa dennoch nicht in Gefahr ist.”