Damoklesschwert über Lustenauer Pleitekinderbetreuung

Immerhin: Sollte der insolvente “Blumengarten” zusperren, übernimmt die Gemeinde Verantwortung für die Kinder.
Lustenau Das altehrwürdige frühere Arzthaus in der Maria-Theresien-Straße 94, schräg vis-à-vis der Erlöserkirche, verrät an diesem Vormittag nur wenig von seinem aktuellen Verwendungszweck. Der kleine Freizeitspielplatz im Garten ist leer, Kinderstimmen hört man von innen nur gedämpft nach außen dringen. Schließlich nähert sich ein Grüppchen Dreikäsehochs dem Gebäude. Sie werden von zwei Betreuerinnen begleitet.
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Baldige Schließung ist möglich
Sie könne jetzt nicht reden, meint eine der zwei Begleiterinnen. “Sie sehen doch, dass ich keine Zeit habe”, wehrt die zweite Betreuerin die höfliche Anfrage ab, sich zur Insolvenz ihres Arbeitgebers zu äußern. Eine dritte Mitarbeiterin fährt mit dem Auto her. Auch sie gibt sich wortkarg und verschwindet rasch hinter der Eingangstür.

Wie es mit der von der Gesundheitskasse angemeldeten Insolvenz für den Verein “Blumengarten” weitergeht, wissen nicht nur die fünf Kinderbetreuerinnen und die Buchhalterin noch nicht. Auch die zur Masseverwalterin bestimmte Rechtsanwältin Manuela Schipflinger-Klocker kann bislang nicht viel berichten. “Ich muss mir zuerst ein Bild von der Situation verschaffen. Das mache ich gerade. Natürlich stehen die Gläubiger für mich im Vordergrund.” Nicht auszuschließen sei, dass die Kinderbetreuungseinrichtung noch Ende dieser Woche schließt. “Sollten Gläubigerinteressen durch den Weiterbetrieb massiv gefährdet sein”, erklärt Schipflinger-Klocker.

100.000 Euro Passiva
Der Rechtsvertreter des Vereins, Serkan Akman, spricht von Verbindlichkeiten in Höhe von 40.000 Euro, die sich praktisch gleichermaßen auf ÖGK und Finanzamt verteilen. “Ein kleiner Drittgläubiger ist auch noch involviert”, sagt Akman. Der Kreditschutzverband 1870 gibt 100.000 Euro an Passiva an. “Leider wurde einem Stundungsantrag des Vereins seitens der Österreichischen Gesundheitskasse nicht nachgekommen, weil es vom Finanzamt eine laufende Lohnabgabenprüfung gibt”, beschreibt der Rechtsvertreter des “Blumengarten” ein Dilemma. Er wolle sich so bald wie möglich mit der Masseverwalterin in Verbindung setzen. Mit der Gemeinde Lustenau habe er das schon getan.

Alternative Plätze
Dort beschäftigt sich Bürgermeister Kurt Fischer gemeinsam mit der Fachabteilung mit dem Fall. “Wir werden uns genau vom Masseverwalter informieren lassen, um uns ein Bild über die aktuelle Situation und deren Hintergründe machen zu können.” Man habe mit Insolvenzfällen bei Kinderbetreuungseinrichtungen noch keine Erfahrung, sagt der Bürgermeister. Sollte es zum Zusperren des “Blumengarten” kommen, werde man für die 25 Kinder jedoch alternative Plätze in der Gemeinde organisieren, verspricht Fischer.