Raser-Paket zeigt offenbar Wirkung – auch in Vorarlberg?

Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) spricht von bundesweit geringster Anzahl an Verkehrstoten seit Beginn der Aufzeichnungen.
Bregenz, Wien In Österreich habe es in den vergangenen Vergleichszeiträumen noch nie so wenige Verkehrstote gegeben wie im ersten Halbjahr 2024, stellt das KfV in einer aktuellen Aussendung fest. Dafür dürfte neben der Einführung verschärfter Strafen für Temposünder im September 2021 (Raser-Paket) auch die seit dem 1. März 2024 drohende Fahrzeug-Beschlagnahmung bei hohen Geschwindigkeitsüberschreitungen verantwortlich sein. Die Sorge, das Statussymbol Auto zu verlieren, könnte eine abschreckende Wirkung erzielt haben.
Tatsächlich weist die bundesweite Zahl an Verkehrstoten im Dreijahresvergleich seit 2022 (167 Opfer), 2023 (151 Opfer) bis 2024 (115 Opfer) einen starken Rückgang auf. Berücksichtigt wird in dieser Statistik allerdings nur der jeweilige Halbjahreszeitraum vom 1. Jänner bis zum 16. Juni.
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Vorarlberg mehr oder weniger konstant
Im Bundesländervergleich der vergangenen drei Jahre schneidet Vorarlberg hingegen nicht so gut ab wie etwa Niederösterreich, die Steiermark, Oberösterreich und Wien (siehe Grafik). So waren in Vorarlberg laut Statistik im ersten Halbjahr 2024 bisher sechs Verkehrstote zu beklagen, im Vergleichszeitraum des Vorjahres sieben und 2022 fünf Opfer.
Dennoch gehöre nicht angepasste Geschwindigkeit Jahr für Jahr neben Ablenkung zu den Hauptursachen für Pkw-Unfälle mit Personenschäden und gelte daher als eines der Hauptprobleme für menschliches Leid im Straßenverkehr. Davon ist auch Martin Pfanner vom KfV Vorarlberg überzeugt: „Allein die Ankündigung einer massiven Gesetzesverschärfung kann dazu führen, dass bereits im Vorfeld die Fahrdisziplin steigt. Und zwar nicht nur bei den Extremrasern, sondern auch bei sonstigen Temposündern.“

Risikogruppe 18-jährige Männer
Männer im Alter von 18 Jahren würden die meisten Unfälle mit Personenschäden (4,6 Prozent) wegen nichtangepasster Geschwindigkeit verursachen. Zum Vergleich: 30-jährige Männer haben einen Anteil von 1,4 Prozent und 50-jährige nur noch 0,5 Prozent. Frauen weisen generell bessere Werte auf „Aus der Verkehrspsychologie wissen wir, dass Schnellfahren für manche jungen Männer eine evolutionsbedingte Form des Kräftemessens ist“, erklärt Pfanner.

Weniger tödliche Unfälle
Fest steht laut dem KfV: Tödliche Unfälle wegen nichtangepasster Geschwindigkeit sinken stark. Die Entwicklung bei den Personenschäden insgesamt ist derzeit aufgrund der bisher nicht vorhandenen Daten noch nicht absehbar, aber zumindest der starke Rückgang bei tödlichen Unfällen gibt Grund zur Hoffnung. Bei kaum einer anderen Hauptunfallursache gab es im bisherigen Verlauf 2024 bundesweit so starke Rückgänge wie in diesem Bereich. Statt 42 tödliche Verkehrsunfälle wegen nichtangepasster Geschwindigkeit wie im ersten Halbjahr 2023 bis 16. Juni verunglückten 2024 bisher 18 Personen tödlich (minus 57 Prozent). Im Vergleich zum Dreijahresdurchschnitt liegt der Rückgang ebenfalls bei 57 Prozent.