Deswegen geht’s den Berghütten-Pächtern derzeit nicht so gut

Regenschirm statt Sonnenschirm. Das spüren die Einkehrstätten an den beliebten Ausflugszielen in den Bergen.
Dornbirn, Tschagguns “Bei Schönwetter überrennen sie uns, wenn’s schlecht ist und regnet, stehst du fast alleine da.” Stefan Köberle (36), Pächter der Lindauerhütte ob Tschagguns bringt das Dilemma der heimischen Hüttenwirte auf den Punkt. Verzweifelt sind er und seine Frau Nadja, die erst seit knapp einem Jahr die traditionelle Einkehrstätte auf über 1700 Meter Höhe, nicht. Und das obwohl Köberle mit Blick auf die kommende Woche wieder bis zu 50 Prozent Stornierungen für Übernachtungen registrieren muss. Zur Eröffnung der Sommersaison rechneten die Köberles mit 165 Übernachtungen. “Letztlich waren es dann nur 50 Personen, welche die Nacht bei uns verbrachten.”

Spielverderber Fußball-EM?
Das schlechte Wetter zumeist auch an den Wochenenden lässt bei den Hüttenwirten keine Freude aufkommen. Stefan Köberle sieht aber noch einen anderen Grund für die Absenz vieler Wanderer und Stammgäste nicht nur in seinem Betrieb. “Ich höre immer wieder, dass auch die Fußball-Europameisterschaft viele Menschen derzeit vom Wandern abhält.” Das zumindest würden ihm Branchenkollegen erzählen. In Panik geraten die Köberles derzeit aber nicht. “Es stehen ja noch die ganzen Ferienwochen bevor. Da kann ja noch alles gut werden.”
Meierei inside
“Ja, ja das Wetter”, sinniert auch Eddie Stern (42), Pächter der Meierei am Bödele vor sich hin. “Bei Regen sitzt natürlich niemand draußen. Und Regen gab es in letzter Zeit ja wirklich viel.” Wie froh ist da der Wirt, der den Gastronomiebetrieb der Meierei nun schon fünf Jahre lang führt, dass er da auch noch seine attraktiven Innenräume hat. “Wir haben bei uns viele Firmenfeiern, Geburtstage, andere Festivitäten. Die sind zum Glück wetterunabhängig. Abgesehen davon ist unsere Hauptsaison der Winter. Nur da gibt es seit einiger Zeit das Schneeproblem und ein Bödele ohne Schneekanonen”, beschreibt Stern seine Gesamtsituation. Auch er lässt sich die Stimmung jedoch nicht verderben. “Ich hatte ja gerade gestern 160 Leute bei mir”, verrät der fröhliche Gastronom.

Saison geht noch lange
Die Freude über eine zufriedenstellende Frequenz ließ man am Sonntagmittag auf der Alpe Schwende ob Dornbirn wirken. “Es kommen jetzt immer mehr Gäste”, freute sich Wirtin Karoline Rein. Das beliebte Ausflugsziel vieler Dornbirner auf knapp 1000 Meter Höhe teilt das Schicksal mit anderen Einkehrplätzen in den Bergen: Es steht gelegentlich einsam und verlassen da, wenn die Elemente wieder toben. Zur Verzweiflung bringen lässt sich die nette Wirtin deswegen nicht. Denn auch sie weiß: Die Sommersaison geht noch lange.
