Der Held eilte in Holzpantoffeln herbei: „Jetzt ist aber fertig!“

VN / 10.07.2024 • 11:22 Uhr
Der Held eilte in Holzpantoffeln herbei: „Jetzt ist aber fertig!“
Ehe eine Polizeistreife am Bahnhof Hohenems eintraf, zeigte Wolfgang Ritter aus Schlins Courage in einem besonderen Maß. vn/gs/vol.at/Mayer

Er verteidigte einen Polizisten und Lokführer gegen zwei brutale Raufbolde: Sicherheitspreisträger Wolfgang Ritter (54) benahm sich wahrlich ritterlich.

Hohenems Am Tag der Arbeit, es war der 1. Mai des Vorjahres, hatte der Schlinser Wolfgang Ritter „zufällig mal frei“, wie er erzählt. So ergab sich für ihn die Gelegenheit, seine Frau zu ihrem Arbeitsplatz nach Hohenems zu begleiten. Und zwar frühmorgens im Regionalzug. Am Bahnhof der Nibelungenstadt stieg das Ehepaar aus. Ritter verabschiedete sich kurz von seiner Frau und kehrte zum Bahnsteig zurück.

Da stach ihm ein beunruhigendes Szenario ins Auge.

„Ich beobachtete durch eine Scheibe des Regionalzuges, dass da im Waggon einer zusammengeschlagen wird“, schildert der 54-Jährige. „Von zwei jungen, sehr aggressiven Burschen“, wie er hinzufügt.

Wolfgang Ritter

Dann sei der Lokführer hinzugekommen. Um dann ebenso Prügel von den beiden Rabauken zu beziehen. „Da dachte ich mir, das kann doch nicht sein“, erinnert sich Ritter. „Ich rief per Handy die Polizei an und lief anschließend in den Zug, um hier einzugreifen.“

Schwitzkasten statt Hölzler

Der Schlinser trug Holzpantoffeln. Doch die als „Waffen“ zu benutzen, erschien ihm doch zu gewagt. Und schon wurde auch er selbst angegriffen. „Ich rief ‚jetzt ist aber fertig!‘, packte einen der Burschen und nahm ihn in den Schwitzkasten.“

Doch die Fetzen flogen weiter. Jetzt erst recht.

Bei einem von den beiden Rüpeln attackierten Männern handelte es sich um einen Polizeibeamten in Zivil. Der war sich mit den beiden Raufbolden schon bei der Anreise aus Götzis im Regionalzug in die Haare geraten. Sie drohten dem Polizisten gar damit, ihm ein Messer in den Rücken zu rammen.

Tritte gegen den Kopf

Mit dem Eingreifen Ritters erreichte der Tumult seinen Höhepunkt. „Ich zog dann einen der beiden Burschen an seiner Kleidung aus dem Zug. Er trat mit Fäusten und Füßen auf mich ein, ich konnte seinen Schlägen jedoch ausweichen.“ Als derselbe Angreifer dann sah, dass sein Kompagnon inzwischen von dem Polizisten am Boden fixiert wurde, rannte er auf den Beamten zu und trat ihm mit dem Fuß gegen den Kopf. „Der holte dabei aus, als würde er gegen einen Fußball treten“, so der Schlinser. Und das gleich mehrmals.

“Jetzt pressiert’s aber!”

Ritter verhinderte womöglich noch Schlimmeres, indem er sich auf den Burschen stürzte und damit von weiteren Tritten gegen den Kopf des Beamten abhielt. Gleichzeitig rief er noch einmal die Polizei an. „Jetzt pressiert´s aber, sagte ich und hörte dann schon das Folgetonhorn des Einsatzwagens.“ Uniformierte Verstärkung rückte an. Und nahm die beiden Burschen in die Mangel. Der Spuk war vorbei.

Wolfgang Ritter
Wolfgang Ritter (m.) bei der Sicherheitspreisverleihung im Dornbirner Landesfunkhaus. lpd

Sicherheitspreis verliehen

Nicht jedoch die Erinnerung Ritters an jene dramatischen Minuten der ungezähmten Gewalt. Bei der Verleihung des Sicherheitspreises durch das „Kompetenzzentrum Sicheres Österreich“ (KSÖ) im Schulterschluss mit den VN und dem ORF, der jedes Jahr im Landesfunkhaus Dornbirn an couragierte Bürger vergeben wird, ließ der 54-Jährige das Geschehen von damals mit seinen Schilderungen wieder lebendig werden. Um anschließend für sein heldenhaftes Eingreifen an jenem denkwürdigen Tag den Sicherheitspreis zu empfangen.

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