„Bei dieser Kamikaze-Fahrt hätte es Tote geben können!“

VN / 12.07.2024 • 15:20 Uhr
Kennzeichen
Der Unfall forderte drei zum Teil schwer verletzte Opfer. Vlach (5), vn/rauch

So dramatisch war die wilde Fluchtfahrt vor der Polizei. Neue Details zum schweren Unfall in Klaus.

Röthis, Klaus Der 20-jährige Autofahrer scherte sich keinen Deut um die schwingenden Kellen der Verkehrspolizisten, als er am Donnerstag gegen 22.40 Uhr in den Plattenkreisverkehr in Röthis einfuhr. Die Beamten führten dort gerade Verkehrskontrollen durch und wiesen den jungen Lenker zum Anhalten an.

Doch der Fahrer, er hatte noch zwei weitere Insassen im BMW, drückte angesichts der Uniformierten auf das Gas statt auf das Bremspedal. Mit weit überhöhter Geschwindigkeit raste er in Richtung Klaus davon. Sofort nahm eine Zivilstreife der Verkehrsabteilung die Verfolgung des Flüchtenden auf. Nun sollte es zu dramatischen Szenen kommen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.

Mit 160 km/h durch das Ortsgebiet

Mit der Polizei mit Folgetonhorn und Blaulicht im Nacken steuerte der 20-Jährige seinen BMW des Typs E 36 durch Röthis und Weiler. Mit 160 Sachen. Im Ortsgebiet. Und zudem noch drogenberauscht.

Drei Verletzte nach Flucht vor Polizei
Der Pkw raste unter dem Ausleger eines Baggers durch und über eine Asphaltausfräsung hinweg.

Als er Klaus erreichte, bretterte der junge Lenker unter dem Ausleger eines quer zur Fahrbahn abgestellten Baggers hindurch. Auch ein 15 Zentimeter tiefer und eineinhalb Meter breiter Straßenausschnitt hielt ihn bei seiner rasenden Flucht nicht auf. Allerdings auch nicht seine Verfolger. Beide Fahrzeuge wurden bei der Fahrt über die Asphaltausfräsung schwer beschädigt.

Schließlich verlor der 20-Jährige die Herrschaft über sein Fahrzeug. Der BMW rammte Verkehrsschilder, einen Baum, eine Straßenlaterne und krachte dann gegen die Photovoltaikfassade eines Firmengebäudes und wurde daraufhin 120 Meter weit durch die Luft geschleudert. Vom BMW blieb nur noch ein Wrack, das dann verkehrt zur Fahrtrichtung liegen blieb. Auch der Dienstwagen der Polizei wurde lädiert. Drei Reifen samt Felgen waren zerschlissen.

Kennzeichen
Beim Aufprall wurde ein Kennzeichen samt Halterung weggeschleudert. Es bohrte sich in die Photovoltaik-Fassade.

Schwer verletzt

Die wilde und spektakuläre Verfolgungsjagd forderte unwillkürlich ihre Opfer. Zwei der Insassen erlitten schwere Verletzungen, einer musste von der Feuerwehr mit der Bergeschere aus dem Wrack befreit werden. Der Unfalllenker konnte sich selbst aus dem Pkw befreien, ein bei ihm durchgeführter Suchtgifttest mittels Blutabnahme verlief positiv. Die Verletzten wurden in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert, das total beschädigte Auto abgeschleppt.

Christian Wolf
Ebenfalls vor Ort: der Verkehrssachverständige Christian Wolf.

Vorderachse abgerissen

Zum Unfallort wurde auch der Verkehrssachverständige Christian Wolf gerufen. Er schilderte den VN weitere Hintergründe zum Unfallhergang und den Folgen: „Als der Pkw über die Asphaltausfräsung fuhr, riss es ihm die Vorderachse ab, wodurch das Fahrzeug völlig unkontrollierbar wurde.”

Wolfs Aufgabe wird es nun sein, zu klären, ob eventuell auch ein technisches Gebrechen beim Fahrzeug als Unfallursache infrage käme. Etwa, ob der BMW von selbst beschleunigte oder die Bremsen versagten. Aber auch, ob die Baustelle korrekt beschildert war.

“Grob fahrlässig”

Nur so viel: „Der Unfalllenker hat auf jeden Fall äußerst grob fahrlässig gehandelt. Bei dieser Kamikaze-Fahrt hätte es Tote geben können!“ Und dann noch mit 160 km/h durch das Ortsgebiet. Üblicherweise wird ein bei dieser Geschwindigkeit gemessenes Fahrzeug beschlagnahmt. Nicht aber in diesem Fall: „Dieses Unfallauto könnte nur noch zum Kilopreis beschlagnahmt werden“, ergänzte Wolf.  

Drei Verletzte nach Flucht vor Polizei
An der teuren Photovoltaikanlage entstand ein schwerer Sachschaden.