Kostenlose Verhütung: So funktioniert’s!

Das Gesundheitsministerium startet in Vorarlberg ein Pilotprojekt, das Frauen Zugang zur kostenlosen Verhütung sichert. Ein Überblick, wer daran teilnehmen kann und wie man zur Gratis-Verhütung kommt.
Feldkirch Jede 20. Frau zwischen 14 und 45 Jahren hat in Vorarlberg die Möglichkeit, ihr Verhütungsmittel der Wahl kostenlos zu erhalten. Das sieht ein Pilotprojekt des Gesundheitsministeriums vor. Das Fraueninformationszentrum femail und die aks Gesundheits GmbH setzen es um.
Warum gibt es das Pilotprojekt?
„Mehr als die Hälfte der Frauen trägt die Kosten für die Verhütung alleine. Viele können aus finanziellen Gründen nicht oder nicht mit der gewünschten Methode verhüten“, sagt Gesundheitsminister Johannes Rauch. Der Zugang zu modernen und sicheren Verhütungsmethoden dürfe keine Frage des Einkommens sein. Ziel ist es, Verhütung und Verhütungsberatung für Mädchen und Frauen in ganz Österreich langfristig kostenlos zur Verfügung zu stellen. Mit dem Pilotprojekt sollen Daten dafür gesammelt werden.
Wer kommt für die kostenlose Verhütung in Frage?
Frauen zwischen 14 und 45 Jahren in Vorarlberg können an dem Pilotprojekt, das den Namen INVVO – Informiert Verhüten in Vorarlberg – trägt, teilnehmen.

Wie meldet man sich an?
Interessierte können sich auf der Webseite von Femail – konkret unter femail.at/projekte/informiertverhueten – registrieren.
Wann startet das Projekt?
Am 1. Oktober.
Wie gestaltet sich der Ablauf?
In einem ersten Schritt werden die Teilnehmerinnen zu einem persönlichen Termin ins Fraueninformationszentrum femail eingeladen. Dort erhalten sie alle Informationen zur Begleitstudie der Gesundheit Österreich GmBH. Gemeinsam wird dann der INVVO-Pass ausgefüllt und alle Fragen rund um Verhütung, Sexualität und Partnerschaft durch Expertinnen beantwortet. Das Angebot der psychosozialen Verhütungsberatung ist freiwillig und kostenlos. In Folge geht es zur Gynäkologin/zum Gynäkologen, wo das passende Verhütungsmittel verschrieben wird.

Welche Verhütungsmethoden sind kostenlos?
Bei Kurzzeitverhütungsmitteln wie Pille, Kondome, Hormonring oder Drei-Monatsspritze werden die Kosten für ein Jahr übernommen. Bei Langzeitmethoden wie Spirale oder Hormonimplantat trägt der Bund die Kosten für das Produkt und fürs Einsetzen zur Gänze.
Warum wurde Vorarlberg als Pilotregion ausgewählt?
Es handelt sich bei dem Projekt nicht um den ersten Schritt einer bundesweiten Einführung kostenloser Verhütung, sondern um ein wissenschaftliches Projekt. Vorarlberg bietet dafür eine überschaubare Größenordnung, um Daten und Erfahrungen zu sammeln, berichtet Gesundheitsminister Rauch. Wer meldet sich? Welche Fragen entstehen? Wie sieht der tatsächliche Finanzierungsaufwand aus? Welches Verhütungsmittel wurde schlussendlich angewendet? So sollen Modelle für eine bundesweit, kostenfreie Verhütung entstehen.

Müssen die Teilnehmerinnen an Befragungen teilnehmen?
Nein. Der Ersttermin bei femail ist verpflichtend. Hier geht es vor allem um Informationen zum Projekt und zur Datennutzung. Ab Oktober wird dieser Termin bei Bedarf nicht nur in Feldkirch, sondern auch an anderen Standorten von femail angeboten. Über den Zeitverlauf der Studie erhalten ausgewählte Teilnehmerinnen einen Fragebogen. Ihn auszufüllen, ist keine Pflicht. Ebenso werden einzelne Teilnehmerinnen zu einer Fokusgruppe eingeladen. Auch hier gilt: Alles freiwillig.
Wie viel kostet das Projekt?
Bis 2026 stellt das Gesundheitsministerium 950.000 Euro zur Verfügung.
Was passiert, wenn das Geld aufgebraucht ist?
Die Umsetzung des Projektes erfolgt in Etappen, erklärt femail-Geschäftsführerin Lea Putz-Erath. „In der ersten Phase könne alle Frauen teilnehmen, die sich anmelden. In der zweiten Phase wird eine Auswahl nach statistischen Kriterien getroffen.“ Schließlich sollen die Daten repräsentativ sein. Zum Abschluss erfolgt die Auswahl nach finanziellen Kriterien.

Besteht Interesse an kostenloser Verhütung?
Im Juni wurde das Vorhaben erstmals präsentiert. In den ersten 24 Stunden nach der Ankündigung haben sich über 200 Interessentinnen angemeldet. Mittlerweile sind 450 Frauen vorgemerkt. Bis zu 3500 jugendliche Mädchen und Frauen können insgesamt am Projekt teilnehmen. Um jene Zielgruppen zu erreichen, die oft nur schwer Zugang zu derartigen Initiativen haben, arbeitet femail mit Mulitplikatorinnen im Sozial- und Gesundheitswesen zusammen. Infomaterialien werden auch in Fremdsprachen zur Verfügung gestellt. Wer sich bereits angemeldet hat, kann mit einer zeitnahen Kontaktaufnahme rechnen.
Welche Verhütungsmittel werden derzeit am häufigsten genutzt?
Laut Verhütungsbericht sind die gängigsten Verhütungsmethoden bei sexuell aktiven Frauen in Österreich die Pille (42 Prozent), das Kondom (40 Prozent) und die Spirale (17 Prozent).